Sind derartige Emotionen beim Gaming normal oder bedenklich?
Wie schon des Öfteren erwähnt ist mein Freund ein Gamer. Nun habe ich vor einigen Tagen wieder etwas äußerst seltsames beobachtet. Er hat gezockt, es kam eine Videosequenz und er weinte dabei, weil einer seiner Lieblingscharaktere starb.
Ich war doch etwas erschrocken, als ich ihn so heulen sah, denn obwohl ich ihn schon öfter bei Spielen und Filmen habe weinen sehen, ist er quasi zusammengebrochen und flehte zu Gott (als bekennender Atheist), man möge diesen Charakter doch retten.
Sind alle Gamer so emotional oder ist das eine besondere Ausnahme? Ich meine, es ist doch wirklich seltsam, wenn ein Vierundzwanzigjähriger mit Vollbart und Kippe im Mund plötzlich in Tränen ausbricht, nur weil ein virtuelles Geschöpf gestorben ist.
Ich fand es schon arg komisch, dass dein Partner, wenn er spielt sich so sehr hineinsteigert, dass er dich gar nicht beachtet oder dir böse Blicke zuwirft. Das würde ich persönlich schon bedenklich finden. Aber dass, was du hier jetzt erzählst, finde ich schon sehr bedenklich und würde schon sagen, dass er zwischen Wirklichkeit und Spiel nicht mehr realistisch unterscheiden kann. Mir würde es jedenfalls Angst machen, wenn sich mein Partner so verhalten würde. Ich habe nichts gegen Tränen bei erwachsenen Männern. Warum auch? Aber das wäre mir schon ziemlich unheimlich.
Natürlich ist sowas völlig normal, bei Filmen können genauso Tränen fließen, nur mit abgeschwächten Emotionen. Dort kommt es zu einem Konflikt, einer tragischen Wendung oder ähnlichem, die aber nur oberflächlich ist, schließlich verbringt man deutlich weniger Zeit mit einem Film.
Bei einem Spiel verbringt man teils Wochen und Monate mit einem Charakter. Man entwickelt eine emotionale Bindung, da man mit der Figur interagiert, steuert man diese Figur auch noch selber ist die Bindung umso stärker, da man sich mit dieser Figur zu Teilen identifizieren kann und man quasi in diese Rolle schlüpft.
Um deinen Freund brauchst du dir keinerlei Sorgen zu machen, es ist nichts außergewöhnliches, manche Gamer reagieren teils noch heftiger, wenn sie denn ihr ganzes Leben den virtuellen Welten verschrieben haben.
Computerspiele sind heutzutage oft viel mehr als Mausklicks und Prügeleien. Ein gut gemachtes Spiel kann es, was Handlung, Figuren und die Vermittlung von Emotionen angeht, durchaus mit einem guten Film oder Buch aufnehmen. Dazu kommt noch, dass man als Spieler nicht nur passiv konsumiert, sondern quasi selbst die Handlung vorantreibt, Entscheidungen trifft und natürlich auch Sympathien zu den virtuellen Figuren entwickelt. Sonst wäre ja die Motivation zum Spielen gar nicht da. Man liest ja auch kein Buch, bei dem einem Handlung und Charaktere völlig egal sind. Identifikation mit fiktiven Gestalten ist meiner Meinung nach ganz normal und nichts Neues, nur das Medium hat sich geändert.
Und wenn dein Freund schon im Kino manchmal losplärrt, halte ich es auch für völlig normal und nachvollziehbar, dass ihm der "Tod" einer virtuellen Figur, die er vielleicht monatelang begleitet hat, nahegeht. Das ist von den Machern ja auch so gewollt, und nicht jeder kann sich dieser Form der Dramatik entziehen.
Ich rede mir auch gerne ein, dass ich nicht nah am Wasser gebaut habe und weiß genau, dass Sean Bean nicht wirklich stirbt, aber dennoch bebt mir jedes Mal die Unterlippe, wenn Boromir ... ich kann gar nicht daran denken. Selbst bei Figuren in Büchern war ich schon stundenlang verdattert, weil sie "umgekommen" sind. Mit genug Fantasie ist das alles möglich, aber solange man wieder in die Wirklichkeit zurück findet, halte ich es sogar für ganz gesund, seine Gefühle mal raus zu lassen.
Klar erscheint dieses Verhalten für Außenstehende eher bizarr und ungewöhnlich. Ich würde es allerdings nicht als bedenklich einstufen. Man bekommt ja in einem guten Spiel eine Geschichte erzählt und verbringt recht viel Zeit damit die Charaktere kennenzulernen und Hintergrundinformationen zu sammeln. Wenn dann ein Charakter, zu welchen man ja eine gewisse Beziehung aufgebaut hat, stirbt kann man schon mal ein wenig emotional werden. Ich erinnere mich an ein Halo Reach, bei welchen man am Ende kämpft bis man stirbt. Ich habe zwar nicht geweint aber war schon ein wenig angefressen, dass ich meinen Charakter halt nicht retten konnte. Diese Emotionen wollen die Entwickler ja hervorrufen. Es ist ein schönes und manchmal halt auch ein trauriges Erlebnis welches ein Spiel wirklich ausmacht.
Ein Final Fantasy wäre bestimmt nicht so berühmt und begehrt geworden, wenn man den Tod von Aerith hätte verhindern können. Aber gerade solche Ereignisse machen ein Spiel gut. Man fühlt für die Charaktere und möchte den Endboss bezwingen. Da macht es keinen Unterschied ob man 16, 30 oder sogar 50 ist.
Ich weine bei fiktiven Sachen relativ regelmäßig. Ganz schlimm sind da für mich allerdings nicht Games, sondern eher Kinderfilme. Abschiede bringen mich da besonders schnell zum heulen, und wenn dann noch ein Vierbeiner dabei ist, ist's um mich geschehen.
Es wird doch auch als relativ normal angesehen, wenn Mädchen bei Titanic oder bei irgendwelchen Liebesdramen anfangen, zu weinen. Wieso sollte es da bei Videospielen plötzlich unnormal sein? Mir stiegen am Ende von Undertale auch die Tränen in die Augen. Und wenn ich über Final Fantasy X nachdenke, werde ich auch noch ziemlich emotional. Da stecken mehrere Stunden Spielzeit drin, denn selbst ein "kurzes" Spiel wie Undertale ist, wenn man nicht gerade ein Speedrun macht, sogar deutlich länger als ein Film. Das gibt natürlich noch mehr Zeit, mit den Figuren mitzufiebern. Und je nach Spiel kann man sogar noch Abstecher von der Haupthandlung machen, nur um Charakter X oder Charakter Y zu helfen oder Zeit mit ihm zu verbringen. Da finde ich es durchaus verständlich, wenn einen der Tod des Charakters dann auch mitnimmt.
Ich kenne mich eher in der Shooter- Gaming Szene aus. Da kann ich dir sagen sind Emotionen normal. Es nervt einen, wenn er die ganze Zeit von zum Beispiel nur einer Person gekillt wird. Auch in anderen Spielen ist das emotional sein normal. Ich kann dich da nur beruhigen.
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