Hilft Geschichtsunterricht gegen Vorurteile?

vom 22.11.2016, 20:18 Uhr

Eine Bekannte von mir ist promovierte Historikerin. Sie vertritt die Ansicht, dass es viel mehr Geschichtsunterricht in den Schulen geben sollte, denn nur, wenn die Geschichte der Menschheit ausführlich genug behandelt wird und dabei eben auch Zusammenhänge und Hintergründe analysiert und beleuchtet werden, würde das den Schülern schon in jungen Jahren helfen, Vorurteile abzubauen oder gar nicht erst entstehen zu lassen.

Ihrer Meinung nach kommt rechtes Gedankengut nur daher, dass seine Anhänger in der Schulzeit zu wenig Geschichtsunterricht gehabt hätten, was sich ja wohl schwer nachweisen lässt. Wie seht ihr das? Kann Geschichtsunterricht tatsächlich nützlich sein, wenn es darum geht, Vorurteile frühzeitig abzubauen und auszumerzen? Oder ist das kompletter Blödsinn?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich habe das in meiner Klasse gesehen wie wichtig ein solcher guter Unterricht ist. Unsere Lehrerin hat uns ganz bewusst gezeigt was damals gemacht wurde. Wir haben schlimme Bilder gesehen, Geschichten betroffener Menschen gehört und so weiter und tatsächlich waren nach diesem Schuljahr diejenigen, die sich vorher negativ gegen Ausländer geäußert haben wieder anderer Meinung.

Ich denke schon, dass man in der Schule als Jugendlicher leicht zu beeinflussen ist, von allen Seiten und wenn dann der Geschichtslehrer einen guten Unterricht macht und seine Schüler gut aufklärt kann so vielleicht einiges verhindert werden. Es würde ja schon reichen wenige Kinder zu erreichen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Guter Unterricht sollte generell Vorurteile abbauen. Das gilt nicht nur für den Geschichtsunterricht. Mehr Unterricht finde ich allerdings kontraproduktiv. Dann haben die Schüler irgendwann gar keine Zeit mehr um sich in ihrer Freizeit im Sportverein oder der Jugendfeuerwehr zu treffen. Und genau das baut ja ebenfalls Vorurteile ab.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Ich wüsste nicht, was das nun mit Geschichte zu tun haben sollte. Man stellt es jetzt hier so dar, als wenn in der Geschichte alles toll war, jeder auf seiner Wolke geflogen ist und alles voller Liebe war. Dem war nicht so. Schau dir doch mal an wie Sklaven in Rom behandelt worden sind, was die "Arbeitsverhältnisse" in der Geschichte so auszeichnet mit Folter, Ausbeutung und Diskriminierung da kann man schon parallelen zu jetzt ziehen. Aber es wurde auch nichts besser oder schlechter gemacht und schon gar nicht ändert das etwas am Verhalten.

Schau es dir doch an, da ist ein kleiner Spinner gekommen und hat allen eine Hirnwäsche verpasst, dass nur eine Rasse die wahre ist. Das kannst du auch auf das jetzt übertragen, wo der Spinner ein Kopftuch trägt und sich unter dem Begriff IS versteckt und die restliche Welt auslöschen möchte.

Gastarbeiter nach dem Wirtschaftswunder kamen hier an, kann man mit den Flüchtlingen heute vergleichen. Da wurde ebenfalls mit dem Finger drauf gezeigt, Beleidigungen gesprochen, Behauptungen in den Raum gestellt "die nehmen unsere Arbeitsplätze weg" oder "die kosten nur unser Geld und bringen nichts". Gleiche Parolen findet man 60 Jahre späte im jetzt und das sind Dinge, die hat jeder in seinem Geschichtsunterricht bereits genossen.

Hat es etwas geändert an der Sichtweise? In keiner Weise, da die Geschichte nicht notwendig ist um den Alltag am Leben zu erhalten oder denkst du jeden Abend darüber nach, wie es so war im 1. und 2. Weltkrieg? Wie sich ein Gastarbeiter gefühlt hat der 1955 hier angekommen ist? Oder wie sich die Sklaven gefühlt haben und hat das verstanden? Ich kenne niemanden, der sich darüber täglich Gedanken macht und bei den meisten ist das vergangene auch nach hinten gerutscht in ihrem Hirn. Selbst wenn man es immer wieder nach vorne holt und Geschichtsunterricht als Pflichtfach bis zum Todeszeitpunkt macht, wird sich daran nichts ändern. Geschichte ist Vergangenes, aber wir leben im jetzt und hier so einfach denken die meisten und berufen sich nicht auf vergangenes, geschweige denn wenn es noch vor der eigenen Generation abgelaufen ist und man damit rein gar nichts mehr am Hut hat.

Es ist schön, wenn es vor 100 Jahren dann mal geklappt hat mit Friede, Freude, Eierkuchen aber was bringt mir das jetzt? Ich kann nicht die Personen von vor 100 Jahren in das jetzt holen und hier das gleiche machen lassen. Geschweige denn sind die Menschen seither gleich geblieben in ihrer Sichtweise, Bildung usw. Denn das Leben ist einfach ein dauerhafter Wandel wie auch die Gesellschaft und mich erinnert das einfach nur daran, dass manche sich einreden wollen "früher war alles besser".

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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