Sich gegen den Willen zum Feiern zwingen?
Ich habe neulich einen ziemlich reißerischen Artikel gelesen. Die Autorin meinte, dass gerade die Menschen, die 30 oder älter sind, sich jedes Wochenende zum Feiern zwingen sollten, besonders wenn sie kaputt und müde wären und eigentlich keine Lust hätten. Denn das würde sonst chronisch werden, dass man seine freie Zeit eher auf der Couch verbringt und sich auf diese Weise sogar isolieren würde.
Man würde sich angeblich von seinen Freunden entfremden und auseinander leben, wenn diese eben ständig feiern gehen würden, nur man selbst nicht. Daher müsste man sich regelmäßig zwingen, Feiern zu gehen, dann würde diese Selbstisolierung gar nicht erst passieren und das wäre besser für die Gesundheit, selbst wenn man durch die Feierei zu wenig Schlaf abbekommt und hinterher total fertig ist, weil man feststellen muss, dass man nicht mehr so belastbar ist, wie 20 Jahre zuvor.
Ich halte diese Aussage für ziemlich seltsam. Also ich würde mich nie zu etwas zwingen wollen, was ich nicht möchte, gerade wenn es um meine Freizeitgestaltung angeht und wenn ich Ruhe brauche von der Arbeit, dann brauche ich eben Ruhe. Wie seht ihr das? Sollte man sich gegens einen eigenen Willen zum Feiern zwingen oder ist das Unsinn? Wie handhabt ihr das und warum?
Sich wirklich zu etwas zwingen, was man gar nicht machen will, halte ich auch für kontraproduktiv. Hier geht es ja nicht gerade um Körperhygiene oder andere gesunderhaltende Maßnahmen, die halt einfach manchmal notwendig sind. Ein Mensch kann sein Leben lang gesund und glücklich sein, obwohl er nie feiern war.
Ich kann die Aussage aber verstehen, wenn man folgende Ausgangssituation voraussetzt. Ein Mensch, der immer gerne gefeiert hat und dem das auch fehlt. Der aber nun durch geänderte Lebensumstände, wie einen anstrengenden Job, eher mal auf der Couch landet und sich nicht aufraffen kann. Der, wenn er sich aber aufrafft, es immer sehr genießt, feiern zu gehen.
Man kennt das ja, dass man keine Lust hat, sich aufzuraffen, dann aber viel Spaß hat und es bereut hätte, wenn man es nicht getan hätte. Mir geht es mit vielem so. Duschen, Kochen, Spazierengänge und auch manchmal Feiern gehen. Erst muss man ein bisschen seinen Schweinehund überwinden, man muss erst mal bisschen Mühe investieren. Aber wenn man das erst mal geschafft hat, macht es Spaß.
Das muss aber jeder selber einschätzen, ob er dann bei der Tätigkeit tatsächlich Spaß haben würde. Wenn man Partys einfach nicht mag, muss man sich auch nicht dazu zwingen. Dann ist es vielleicht sinnvoller, sich zum Sport aufzuraffen, zu Entspannungsübungen oder mal wieder ein Buch zu lesen. Dass viele Menschen ihre Freizeit ausschließlich auf der Couch vorm Fernseher verbringen, ist sicherlich nicht gut. Aber es gibt sehr viel mehr Alternativen als Partys.
Der Isolierung von Freunden durch's Nicht-Feiern habe ich schon zu Gymnasiumszeiten sehr einfach vorgebeugt: Indem ich Freunde hatte, die wie ich eher keine Lust hatten, feiern zu gehen. Ich hätte da einfach rein generell keinen Spaß dran, feiern ist einfach nicht so meins. Und ich sehe nicht, wie es für mich irgendwie positiv wäre, mich zu etwas zu zwingen, das mich nur stresst und mir keinen Spaß macht. Klingt wenig förderlich für die Gesundheit.
Ich finde, bei solchen Sachen sollte man nicht zu viel verallgemeinern. Wenn man nun nur Freunde hat, die Nacht für Nacht feiern gehen, und es eigentlich selbst auch mag, dann macht es vielleicht auch Sinn, sich dazu aufzuraffen. Wenn man mit Freunden aber lieber einen gemütlichen Filmeabend verbringt, dann wäre es sicher hilfreicher, seine Freunde zu einem Filmeabend einzuladen, als in die Disko zu gehen.
Ich denke, dass man schon irgendwann dazu geneigt ist einfach mal auf dem Sofa sitzen zu bleiben und da zieht die Welt natürlich an einem vorbei. Deswegen sollte man sich ab und zu schon mal aufraffen. Wenn man aber wirklich gar keine Lust hat und nicht weggehen mag, sollte man sich das Ganze auch nicht aufzwingen lassen und nicht gehen. Ab und zu sollte man aber schon etwas mit Freunden machen, egal was, weil das wichtig ist um Freundschaften zu erhalten.
Also muss ich mich nun jedes Wochenende dazu zwingen, dass ich auf einer Feier abhänge, mich dort mit Alkohol zuschütte und neue Leute kennenlerne damit ich mit meinem Leben zufrieden bin? Ich bin auch so zufrieden, ohne das ich mich zwingen muss auf eine Feier zu gehen und wenn ich keine Lust habe und eine Abneigung entwickele, dann wüsste ich nicht was dieser Selbstzwang bringen sollte für eine Verbesserung meiner Lebensqualität.
Damit ich zu der Erkenntnis komme, dass ich nicht mehr so belastbar bin wie noch vor 10 Jahren brauche ich nicht bis ins Morgengrauen auf einer Party mit seltsamen Leuten abhängen. Das merke ich auch so durch meinen Alltag, der einfach 22 Stunden hat. Die restlichen 2 Stunden würde ich dann doch gerne in meinem Bett verbringen um ein wenig Ruhe zu bekommen, anstatt mich mit der Feiermeute ins Getümmel zu stürzen. Ohnehin konnte ich solchen Partys und Feiern noch nie etwas abgewinnen, auch nicht vor 10 und 15 Jahren.
Ich brauche auch nicht los ziehen mit meinen Freunden um die Freundschaften zu erhalten und soziale Kontakte zu pflegen. Wer das in die Welt gesetzt hat, der hat eine komplett komische Sichtweise. Freundschaften kann man auch anderweitig pflegen als dauerhaft zusammen abzuhängen und jede Party unsicher zu machen am Wochenende. Dafür reicht auch der telefonische Kontakt aus, oder mal ein Abend zusammen auf dem Sofa vor dem Fernseher. Regelmäßig muss da rein gar nichts stattfinden und mir wären Freunde auch zu anstrengend und lästig, die dauerhaft auf meiner Matte stehen und Unterhaltung einfordern damit die Freundschaft bestand hat.
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