Egoistisch anderen Leuten Egoismus vorzuwerfen?
So richtige Egoisten, die immer nur den eigenen Willen durchsetzen wollen und sich nicht auf Kompromisse einlassen können oder möchten, gibt es ja immer mal wieder und ich glaube auch nicht, dass es einen Menschen in diesem Forum gibt, der noch keinen Egoisten in seinem Leben getroffen hat. Der Umgang mit solchen Menschen ist in meinen Augen immer etwas schwierig, gerade wegen der mangelnden Kompromissbereitschaft.
Da würde es ja ziemlich nahe liegen, wenn man diesen Egoisten ihren Egoismus praktisch vorwerfen würde, als ein Argument. Wäre das aber passend? Oder wäre das nicht absolut egoistisch, wenn man Egoisten ihren Egoismus vorwerfen würde? Würde man sich mit so einem Vorwurf auf dieselbe Stufe stellen wie die andere Person? Ich gehe mal davon aus, dass so ein Argument nur dann gebracht werden würde, um die Gegenseite zu einem Kompromiss zu bewegen. Wie seht ihr das? Ist es egoistisch, anderen Menschen Egoismus vorzuwerfen oder ist das durchaus akzeptabel und verständlich je nach Situation?
Ich empfinde mich selber nicht automatisch auch als egoistisch, wenn ich anderen Menschen diesen Vorwurf mache. Natürlich möchte ich in dem Moment meine persönliche Empfindung mitteilen, aber deswegen empfinde ich mich nicht mehr oder weniger egoistisch als sonst auch. Manchmal kann eine Meinung von außen ja auch durchaus zum Nachdenken anregen und die Person kann ihre Handlung dann leichter überdenken.
Von dieser Fragestellung kriege ich Kopfweh. Ich kenne es zwar, dass man seine Fehler und Schwächen auf andere Leute projiziert und dass es so gerade bei den psychisch Schwachen und oder geistig Armen oft vorkommt, dass diese glauben, beispielsweise von Egoisten und Idioten umgeben zu sein, weil sie sich nicht eingestehen können, dass sie selber Egoisten sind. Aber das wird hier wohl nicht gemeint sein.
Generell kann ich mit dem Vorwurf des Egoismus nicht viel anfangen, weil es für mich erstens ein abstrakter Begriff ist und ich zweitens der Meinung bin, dass Egoismus eine Grundeigenschaft der allermeisten Menschen ist und nicht zwangsläufig etwas Schlechtes sein muss. Wenn jeder an sich denkt, ist an alle gedacht, sozusagen. Dieses Sprichwort ist zwar überspitzt und zynisch, aber ich denke, dass die meisten funktionierenden Mitglieder der Gesellschaft mitnichten Altruisten und Menschenfreunde sind, sondern tagtäglich Kompromisse zwischen ihren eigenen Bedürfnissen und denen ihrer Umwelt eingehen müssen, und eben auch öfter ihre eigenen Bedürfnisse vorziehen.
Wieso es jedoch egoistisch wäre, tatsächlichen oder vermeintlichen Egoisten Egoismus vorzuwerfen, verstehe ich nicht. Man kann Leuten doch vorwerfen, was man will? Ob man sich dadurch beliebt macht, und ob die Vorwürfe überhaupt berechtigt sind, steht natürlich auf einem völlig anderen Blatt. Aber ich werde doch, um ein vergleichbares Beispiel zu bringen, nicht automatisch zu einem geizigen Menschen, wenn ich anderen Geiz vorwerfe oder was auch immer.
Generell habe ich sowieso Schwierigkeiten damit, was es mir bringen sollte, jemandem pauschal einen Wesenszug "vorzuwerfen". Wenn ich etwas zu kritisieren habe, dann konzentriere ich mich auf das Verhalten. Wenn ich jemandem "Du bist ein Egoist!", an den Kopf knalle, geht die Person doch sofort in die Defensive und jede normale Kommunikation wird dadurch unmöglich. Wenn ich dagegen sage: "Mir wäre es lieber, wenn du eine neue Packung Kekse kaufst, wenn du die alte schon leergefuttert hast, ohne mir etwas abzugeben.", kann man über das Problem erheblich besser reden.
Gerbera hat es auf den Punkt gebracht. In meinen Augen bringt es auch rein gar nichts, wenn ich jemanden an den Kopf knalle ein Egoist zu sein. Da bringen konkrete Dinge doch mehr etwas, wie mit ihrem Beispiel mit der Kekspackung und man hat die andere Person nicht in ihrem Wesen kritisiert, sondern nur in der Handlung und damit erreicht man eher eine andere Sichtweise als wenn man jemanden einen Charakterzug vor den Latz wirft.
Aber mal was ganz anderes, jeder von uns ist egoistisch veranlagt und das ist auch gut so, denn das sichert das eigene Überleben. Es bringt nichts, wenn nur ein Stück Brot vorhanden ist und man das den Kindern gibt als Mutter. Ist man als Mutter verhungert, dann verhungern die Kinder im Anschluss auch wenn sie nicht in der Lage sind sich selbst neue Nahrung zu beschaffen. Daher sagt der logische Menschenverstand dann auch, iss etwas, dass es reicht damit du noch jagen kannst und gibt dann erst den Rest an deine Kinder. Alles andere macht keinen Sinn auch wenn manche dieses falsche "Heldentum" dann vollziehen, obwohl es eigentlich dämlich ist wenn man darüber nachdenkt.
Geht es einem selbst nicht gut, dann kann man sich auch nicht um andere kümmern. Daher steht man immer selbst an der Nummer eins, und dann folgt erst alles weitere. Auch wen manche das nicht wahrhaben wollen und alleine das sind schon egoistische Züge, aber was ist daran schlimm? Dieser hat jeder in seinen Genen vorhanden. Manche können das halt besser kontrollieren als andere und haben auch andere Ansichtsweisen und schauen über den Tellerrand hinaus, und manche schwimmen nur in ihrer eigenen Suppe und interessieren sich nicht für andere außer für sich selbst.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Welche Düfte verbindet ihr mit Sinnlichkeit? 502mal aufgerufen · 2 Antworten · Autor: Prinzessin_90 · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Alltägliches
- Welche Düfte verbindet ihr mit Sinnlichkeit?
- Hat man nach der Schule einen großen Verlust an Freunden? 5864mal aufgerufen · 22 Antworten · Autor: Owlytic · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Alltägliches
- Hat man nach der Schule einen großen Verlust an Freunden?
- Pappteller statt normaler Teller 3667mal aufgerufen · 12 Antworten · Autor: Sippschaft · Letzter Beitrag von Verbena
Forum: Essen & Trinken
- Pappteller statt normaler Teller
- Findet ihr Veganer die Eier essen seltsam? 1500mal aufgerufen · 17 Antworten · Autor: M. Mizere · Letzter Beitrag von Trisa
Forum: Essen & Trinken
- Findet ihr Veganer die Eier essen seltsam?