Sind Ratingagenturen eine Gefahr für die Volkswirtschaft?

Gerade Ratingagenturen haben eine enorme Macht, wenn es um Märkte und deren Nachfrage, sowie Angebote geht. Vor allem, wenn es um die Nachfrage und Angebot von Geld auf Märkten geht. Ein negatives Voting und schon ist ein anderer Staat nicht mehr an Anleihen mit diesem Land interessiert. So passiert es gerade in der Türkei, obwohl die wirtschaftlichen Aussichten gut sind, wird die Bonität von der Ratingagentur Moodys gesenkt. Findet ihr das richtig? Haben Ratingagenturen zu viel Macht?

Mal ganz platt gefragt: Würdest du dein Geld aktuell in der Türkei investieren? Nach dem Putschversuch sind über 4.000 Einrichtungen und Unternehmen geschlossen oder beschlagnahmt worden. Das ist doch nicht unbedingt das, was Anlegern Sicherheit gibt oder die wirtschaftliche Entwicklung als gut einschätzbar kennzeichnet.

Da investieren wir noch in ganz andere Länder und die politische Situation spielt keine Rolle. In China wurde doch bisher auch investiert, obwohl die Menschenrechtssituation sicher nicht westlichen Standards entspricht. Meines Wissens nach hatte der Putsch keine Auswirkungen auf den Wirtschaftssektor. Allerdings haben Terroranschläge und Böhmermann sicher nicht gerade den Tourismus angekurbelt. Übrigens hat Erdogan mit seiner Kritik am Westen auch nicht so unrecht. In früheren Jahren wurde die Kritik an Menschenrechtsverletzungen in der Türkei nicht so laut geäußert. Da hat er schon recht.

Wie kommst du jetzt bitte auf Menschenrechte? Die sind in Bezug auf Investitionen für die Mehrheit absolut nicht relevant. Aber Enteignungen, Betriebsschließungen und so weiter, die aus heiterem Himmel kommen, sind ein Problem.

cooper75 hat geschrieben:Wie kommst du jetzt bitte auf Menschenrechte? Die sind in Bezug auf Investitionen für die Mehrheit absolut nicht relevant. Aber Enteignungen, Betriebsschließungen und so weiter, die aus heiterem Himmel kommen, sind ein Problem.

Ich habe ein klein wenig Einblick ins solche Agenturen gehabt. Ich war selber für zwei Jahre bei einer Unternehmensberatung beschäftigt, und muss ehrlich zugeben, dass mir beinahe schlecht wurde. Deshalb habe ich den Ausflug in diese Branche recht schnell beendet, und bin wieder zu meiner Software-Entwicklung zurückgekehrt. Jedem das Seine, mehr sollte dazu eigentlich kaum zu sagen sein.

Berater haben in den meisten Fällen wenig Ahnung von dem, was sie beraten sollen. Aber sie können sehr gut reden. Das war auch das allererste, was mir eingebläut wurde: Einfach so tun, als wüsste man Bescheid. Ich war immer wieder erstaunt, wie Berater einfach zu Firmen fuhren, sich als hochwichtig darstellten, dann einige Grafiken herumreichten, Statistiken und ähnliche Dinge und dann anschließend irgendein Zeugs daherredeten. Ich selber war kein Berater, sondern entwickelte Software für die Firma. Die hatten in der Regel kaum Ahnung von der EDV, und ich erleichterte ihnen in diesem Umfeld alles, was sie auf dem Herzten hatten. Unterer anderem schrieb ich ein Programm, welches tolle Grafiken erzeugte. Da ging es um Ratings. Leider hatte man mir nie genau erklärt, welche Parameter in diesem Zusammenhang welche Bedeutung haben.

Und jetzt kommt das beinahe Unglaubliche: Es stellte sich heraus, dass in vielen Fällen mein Programm vollkommen falsche Daten lieferte. Ich machte die Leute darauf aufmerksam und bekam zur Antwort, dass das nicht wichtig sei, Hauptsache es sähe gut aus. Das ist echt unglaublich! Man klärte mich dann auf. Man erklärte mir, dass auch die großen Ratingagenturen ähnlich arbeiten. Dass die Daten, welche veröffentlicht vollkommen sinnlos seien, aber es gehe ausschließlich um Geld, und darum als Agentur immer beschäftigt zu sein. Wie erwähnt, ich nahm dann eine andere Stelle an, denn auch wenn das Geld bei der Unternehmensberatung stimmte, und der Job sehr leicht war, wollte ich in so einem System nicht eingebunden sein.