Bei Vorstellungsgespräch wegen Kinderbetreuung lügen?
Eine Freundin von mir hat ein Kleinkind zu Hause und möchte im Sommer wieder anfangen zu arbeiten. Ihr Mann arbeitet Vollzeit und für die Kita ist das Kind zwar angemeldet, aber es ist noch nichts in trockenen Tüchern. Jetzt hat die Mutter meiner Freundin ihr geraten, bei Vorstellungsgesprächen - sofern die Frage zur Sprache kommen sollte - einfach zu behaupten, dass das Kind von der Oma betreut werden würde. Denn alles andere würde total negativ beim Chef ankommen und so würde sich meine Freundin selbst ins Aus schießen.
Soweit ich weiß, darf man ja beim Vorstellungsgespräch lügen wenn es um solche Details wie Schwangerschaft und Familienplanung geht, die ja den Chef gar nichts angehen. Aber wie schaut es eigentlich mit der Kinderbetreuung aus, wenn Frau einen Job sucht und diverse Vorstellungsgespräche hat? Muss man hier die Wahrheit sagen? Wie hättet ihr iin so einer Situation reagiert und warum?
Was erhofft man sich davon? Wenn nichts in trockenen Tüchern ist und sie wieder arbeiten gehen möchte, es rechtzeitig angemeldet hat, dann kann sie ihren Rechtsanspruch mit einem Anwalt durchsetzen. Es ist halt einmal Fakt, dass die Plätze jetzt bereits vergeben sind bis zum September. Denn das ganze wird immer ein Jahr im voraus geplant und nur wenn einer seinen Vertrag kündigt weil er wegzieht oder eine andere Einrichtung hat, dann wird auch jemand neues aufgenommen. Sind bereits Geschwisterkinder in der Einrichtung, dann werden diese immer bevorzugt gegenüber Eltern die das erste Kind anmelden.
Lügen bringt rein gar nichts, denn nachher bekommt sie die Stelle und muss zu einem festen Termin anfangen. Ist das Kind dann nicht betreut, kann sie nicht arbeiten gehen und das Arbeitsverhältnis hat sich erledigt und der Arbeitgeber wird sich zu recht einen neuen Suchen für diese Stelle. Erscheint man am ersten Arbeitstag nicht und muss dann beichten, dass die Kinderbetreuung nicht sichergestellt ist, dann wird das Verhältnis auch direkt beendet werden bei den meisten der Arbeitgebern.
Ich würde nicht lügen sondern einfach sagen wie es ist. Sommer zeichnet sich bald ab und eine Klage dauert auch 3-6 Monate. Wenn sie sich also nun zum Anwalt schwingt und die Klage einreicht, dann kann das nach wie vor Funktionieren. Das kann man auch den Arbeitgebern bei den Vorstellungsgesprächen so sagen und wenn es von der Zeit her knapp werden könnte, kann man das ganze auch im Eilverfahren bei Gericht einreichen, dann hat man nach 8-12 Monaten seinen Platzanspruch durch gesetzt. Aber man muss auch bedenken, dass in der Juristerei Weihnachten bereits am 15.12. anfängt und dann bis zum 15.01. nichts gemacht wird.
Ich denke auch, dass eine Lüge sicherlich keine Vorteile bringt. Was ist denn, wenn sie den Kita Platz nicht bekommt? Dann steht sie dumm da und kann zum Chef gehen und ihm sagen, dass ich erst mal eine Kinderbetreuung für ihr Kind suchen muss und erklären, wieso ja die angebliche Oma nicht mehr aufpassen kann.
An ihrer Stelle wäre ich da auch lieber ehrlich und würde von dem Kita Platz erzählen, um den man sich bemüht oder beworben hat. Vielleicht auch es auch gut, wenn sich die Mutter nach einer Alternative zu dem Platz umsehen würde. Dann könnte sie sagen, dass sie noch eine zweite Betreuungsmöglichkeit für Kind hätte, wenn der Kita Platz eben nicht klappt.
In allen Bewerbungen, die ich bisher gesehen habe, wurde die gesicherte Betreuung des Kindes aufgeführt. Leider stimmt dies nicht immer und so haben einige negative Beispiele dazu geführt, dass man in Bewerbungsphasen solche "Wackelkandidaten" vorher aussortiert. Schließlich bewerben sich genug andere um einen freien Posten.
Ich würde auch nicht sagen, dass es davon abhängig ist ob man alleinerziehend ist oder nicht. Es bringt schließlich wenig, wenn der Ehemann ebenfalls in Vollzeit angestellt ist. Die letzte Mutter, die wieder neuen Fuß im Berufsleben fassen wollte, ist verheiratet gewesen. In ihrer Bewerbung sowie im Bewerbungsgespräch hat sich versichert, dass sie min. 2 Betreuer für ihr Kind hat.
Das Ende vom Lied war dann, dass sie bereits im ersten Probemonat ausgefallen ist, weil ihr Sohn eine Erkältung bekommen hat. Das hat sich natürlich nicht gut und es den nächsten Bewerbern schwerer gemacht.
Ich habe ja ehrlich gesagt noch nicht davon gehört, dass man danach befragt wird. Für mich ist klar, dass man sein Kind betreuen lassen muss, wenn man selbst wieder arbeiten gehen will und darum muss man sich eben kümmern. Dem Arbeitgeber ist es doch am Ende egal, von wem das Kind betreut wird. Fakt ist, dass deine Bekannte an Tag X anfangen wird zu arbeiten (wenn das klappt mit dem Job) und bis dahin muss sie sich kümmern.
Soweit ich weiß steht ihr ja auch ein Platz zu. Allerdings wird sie sich dann eben den Platz nicht aussuchen können, sondern muss einen Platz nehmen, der auch frei ist. Andernfalls müsste man ihr den Arbeitsausfall nämlich zahlen. Und weil das so ist, muss der Arbeitgeber ja nicht fragen, ob und von wem das Kind betreut wird.
Sollte das dennoch der Fall sein, was ich für unwahrscheinlich halte, dann bringt Lügen gar nichts. Was ist denn das für eine Basis die man da zum neuen Arbeitgeber schafft? Da baut sich alles gleich auf einer Lüge auf und das kann es doch wirklich nicht sein. Spätestens dann, wenn das Kind dann an Tag X nicht betreut werden kann, hat deine Bekannte eh ein Problem und das wird dann nicht so einfach zu lösen sein.
Ich finde das ehrlich gesagt einen absolut bescheuerten Rat und da soll sich noch jemand wundern, wenn Mütter mit kleinen Kindern es schwer haben, wieder einen Job zu finden? Die dürfen sich bei all jenen bedanken, die diese Steine durch Lügen in den Weg gelegt haben.
Jede Mutter die lügt, was die Kinderbetreuung angeht und es stellt sich dann heraus, das es keine Kinderbetreuung gibt, die stellt sich selbst und auch den Arbeitgeber vor Probleme, die kein Arbeitgeber haben will und auch die Kollegen nicht. Denn man rechnet fest mit einem neuen Mitarbeiter und an dem Termin, wo dieser anfangen soll, platzt dann die Bombe das er doch nicht anfangen kann, weil das Kind nicht betreut werden kann. Die Kollegen, die auf die Unterstützung gewartet haben, bleiben auf der Arbeit sitzen, der Arbeitgeber muss eventuell erneut anfangen einen Mitarbeiter zu suchen und auch das kostet Zeit, Ressourcen und Geld und bis dahin muss die Arbeit ja trotzdem weiter gemacht werden.
Außerdem sollte jeder der sich einer solchen Lüge bedient auch mal daran denken, das am Anfang eines Arbeitsvertrages immer eine Probezeit steht, in der ohne Angaben von Gründen gekündigt werden darf. Das kann dann unter Umständen direkt am ersten Arbeitstag erfolgen, an dem man nicht erscheinen kann und dann steht man selber auch wieder ohne Arbeit da. Ein Kind schützt da nicht. Was hat man davon?
Da sollte man sich doch besser darauf konzentrieren, das das Kind einen Betreuungsplatz erhält und auch alle Mittel und Wege ausnutzen, die es da gibt und sei es das der Betreuungsplatz eingeklagt wird. Anschließend kann man sich immer noch um eine Stelle bemühen, das macht deutlich mehr Sinn, für alle Beteiligten, anstatt sich um eine Stelle zu bemühen und sich Lügen zu überlegen.
Mir tun die Mütter leid, die tatsächlichen einen Kitaplatz oder einen Kindergartenplatz haben und dann nicht genommen werden, weil solche Frauen schon vor ihnen da waren und man sich eine falsche Meinung gebildet hat. Diese ehrlichen Mütter müssen dann leiden und haben es schwer eine Arbeit zu finden.
Was bringt es in dem Fall zu lügen? Nichts. Immerhin hat man im schlechtesten Fall einen Job, den man nicht antreten kann und einer anderen Person wegnimmt, die ihn dringend brauchen könnte. Beim Arbeitgeber bleibt dann auch Arbeit liegen, weil man den Job ja nicht antreten kann, wenn das Kind dann doch keinen Platz bekommt.
So etwas kann immer gut gehen, muss es aber nicht. Letztendlich kann man nur sagen, dass man einen Platz für das Kind hat, wenn man die Betreuung auch sonst irgendwie abdecken könnte. Dann wäre so eine Lüge noch gerade so in Ordnung, weil man dann den Platz einklagen kann und die paar Monate mit der Person überbrücken muss, aber sonst sollte man bei der Wahrheit bleiben, auch wenn es unangenehm ist.
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