Familie gar nichts von geplanten Studium erzählen?
Eine Freundin möchte gern ein Fernstudium beginnen. Sie hat darüber schon länger nachgedacht und sich nun eigentlich entschlossen, dies auch wirklich zu machen. Sie hatte bisher nur ihrer Schwester davon erzählt, deren Reaktion wirklich schlimm für meine Freundin war. Sie hat die Idee mit dem Fernstudium ins Lächerliche gezogen und meinte, dass dies kein wirkliches Studium wäre.
Meine Freundin hat ihrer Schwester gesagt, dass sie zu sonst niemandem aus der Familie etwas darüber sagen sollte. Da die Schwester auch weiter wohnt, besteht auch nur sporadisch Kontakt zu den Eltern und anderen Verwandten. Nun hat meine Freundin aber Bedenken ihrer Familie überhaupt etwas von ihrem Vorhaben zu erzählen. Sie hat Angst, dass diese auch ablehnend reagieren könnten und meinen, dass sie eben verrückt wäre, ein Fernstudium zu beginnen. Nun überlegt sie, ob sie überhaupt etwas sagt oder das Studium einfach beginnt und erst nach Abschluss dann damit herausrückt.
Würdet ihr gar nichts von einem geplanten Studium erzählen? Wie habt ihr das gehandhabt? Könnt ihr die Bedenken meiner Freundin verstehen? Meint ihr es kommt sowie so irgendwann heraus, dass meine Freundin ein Fernstudium macht?
Ich äußere mich im Kreise meiner Familie auch nicht zu meinem geplanten Studium. Die Einzige, die Bescheid weiß, ist meine Mutter. Sie gibt mir auch Rückendeckung für mein Abitur und motiviert mich auch immer, wenn ich mal in einem Tief sitze und nicht mehr so einfach hochkomme. Sie versteht meine Ziele und unterstützt mich voll und ganz.
Dem Rest der Familie werde ich nichts davon erzählen. Zu oft wurde sich über mich lustig gemacht und teilweise wurde mir sogar eingeredet, dass ich es bloß nicht tun soll. Mir wurde gesagt, ich wäre zu alt dafür, ich hätte ja einen sicheren Job und könnte ihn die nächsten 35 Jahre problemlos machen. Aber wie jeder Mensch möchte ich gerne weiterkommen und mir ist das Gespräch ehrlich gesagt zu blöd geworden. Besonders, weil man ausgerechnet mir nie etwas zugetraut hat.
Deine Freundin soll keine Angst habe. Wenn die Schwester im Kreise der Familie etwas dazu sagt, dann kann sie sich ja immer noch verteidigen und sagen, dass es nur eine Überlegung gewesen ist. Mehr würde ich gar nicht dazu sagen, wenn sich die Familie lustig machen sollte. Wenn sie es sich leisten kann, dann sollte deine Freundin es einfach durchziehen und durchhalten.
Ich kann das durchaus nachvollziehen und habe meiner Familie auch nichts von meinem Studium erzählt gehabt. Auf einer Weihnachtsfeier dann, wurde mal wieder zum besten gegeben wie dumm ich doch bin und nicht studiert hätte. Das Gesicht meines Vaters hättet ihr sehen müssen, als ich dann mein Diplom aus der Tasche ziehen konnte und seine Thesen komplett widerlegen. Alleine das war es mir Wert, dass ich vorher nichts gesagt habe und das alles ganz für mich alleine durchgezogen habe.
Gerade wenn es um ein Fernstudium oder um ein Studium welches berufsbegleitend absolviert wird, wird nicht selten mit Ablehnung reagiert. Es kommen dann Sprüche wie "bist du nicht schon zu alt" oder "schaffst du das mit deinem Job" oder "Anfangen und dann hinwerfen". Man muss sich halt bewusst sein, dass man dafür mehr machen muss und auch eine ganz andere Motivation braucht wenn man diesen Weg wählt. Da ist niemand, der einen zwingt sich in die Lesungen zu setzen und auch nicht, der einem abends sagt "setz dich hin und lerne".
Daher finde ich es auch besser, wenn man sich damit bedeckt hält und nicht an jeder Ecke davon erzählt. Nachher siegt der innere Schweinehund und man packt das nicht, einfach weil es die falsche Form für ein Studium für einen selbst ist und dann kann auch niemand von außerhalb mit dem Finger auf einen zeigen und sich lustig darüber machen. Denn diese Form eines Studiums ist definitiv nicht für jeden geeignet.
Ich halte es hier ähnlich wie bei einer Schwangerschaft. Wenn man davon ausgehen kann, dass Bildung und Weiterbildung in der Familie einen hohen Stellenwert haben und die werten Herrschaften generell nicht dazu neigen, einen niederzumachen, sondern eher zu unterstützen und zu ermutigen, spricht natürlich absolut nichts dagegen, vom Studium zu erzählen. Nur ist das leider nicht immer der Fall.
Und einer der Vorteile, erwachsen zu sein, liegt in meinen Augen eben darin, sich nicht mehr rechtfertigen zu müssen und nicht alles, was man tut oder lässt, an die große Glocke zu hängen, gerade wenn man weiß, dass man sowieso nur Hohn und Spott oder beißende Verachtung für seine Bemühungen ernten wird. Wenn man finanziell unabhängig ist und sich selber über Wasser halten kann, haben gerade die Eltern oder Geschwister ja sowieso nicht mehr darüber zu bestimmen, was man mit seinem Leben anfängt. Und wenn hinterher das Gejaule losgeht, wieso man denn nichts erzählt habe, kann man ja immer noch die Wahrheit sagen.
Von was für einem Fach reden wir hier und was für einem Anbieter? Diese Informationen finde ich schon relevant. In meiner Familie ist es normal, dass man sich über solche Sachen wie Studium und Weiterbildung unterhält und wenn jemand plant irgendwas neues anzufangen wird er das wahrscheinlich auch erwähnen und damit auf Interesse und Zustimmung stoßen.
Aber angenommen ich würde mich für ein Fach entscheiden, das mich beruflich nicht weiter bringt oder bei dem es vielleicht generell kaum Berufschancen gibt. Und angenommen ich würde bei einem privaten Anbieter studieren, der richtig viel Geld verlangt - 500 bis 1000 pro Semester sind ja keine Seltenheit - dann wäre ich sicher gut beraten meiner Familie nichts zu erzählen, weil ich mit Sicherheit mit vielen kritischen Fragen rechnen müsste.
Andererseits würde mich das aber auch nicht unbedingt abschrecken, denn wenn ich dieses Studium wirklich wollte hätte ich mir diese Fragen ja selber auch schon gestellt und für mich die passenden Antworten gefunden. Und dann wäre ich auch bereit meine Entscheidung vor jedem zu verteidigen wenn es sein muss.
Es kommt ein bisschen auf die Familie an. Wenn man weiß, dass nach so einer Information nur blöde Sprüche kommen kann man sich das Ganze sparen. Im Normalfall würde ich es aber schon erzählen, immerhin ist es ein neuer Lebensabschnitt, den man da einleitet und dazu kann man doch auch stehen. Wie will man den sonst auch begründen, dass man irgendwann in dem Beruf tätig wird? Das ist doch schon ein bisschen albern, wenn man das nicht erzählt.
Wobei ich auch den Druck verstehen kann, wenn man weiß, dass da nur blöde Sprüche kommen und man es schaffen muss. Solche Eltern habe ich auch und weiß, wie das läuft. Dennoch würde ich es glaube ich erzählen, weil es ja nun mal mein Leben ist und mein Weg, den ich gehe.
Ähnliche Themen
Weitere interessante Themen
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen 1159mal aufgerufen · 11 Antworten · Autor: celles · Letzter Beitrag von Gorgen_
Forum: Freizeit & Lifestyle
- Oberflächliche Bekannte, die einem etwas verkaufen wollen
- Findet ihr Veganer die Eier essen seltsam? 1119mal aufgerufen · 16 Antworten · Autor: M. Mizere · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Essen & Trinken
- Findet ihr Veganer die Eier essen seltsam?
- Kind bekommt von Mutter nur Toastbrot - noch normal? 514mal aufgerufen · 9 Antworten · Autor: Ramones · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Familie & Kinder
- Kind bekommt von Mutter nur Toastbrot - noch normal?
- Fürs Abendessen im Hotel besonders hübsch aussehen wollen? 1127mal aufgerufen · 13 Antworten · Autor: Prinzessin_90 · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Urlaub & Reise
- Fürs Abendessen im Hotel besonders hübsch aussehen wollen?
- Auf amerikanische Rezepte wegen Umrechnung verzichten? 376mal aufgerufen · 4 Antworten · Autor: Crispin · Letzter Beitrag von Wibbeldribbel
Forum: Essen & Trinken
- Auf amerikanische Rezepte wegen Umrechnung verzichten?