Tier die Schuld für Verletzungen oder Unfall geben?
Ich habe schon mal gehört, dass jemand meinte, dass der Hund ja selbst Schuld wäre, wenn er so hechelt und sich abwürgt, da er an der Leine zieht. Das halte ich schon mal für Blödsinn, da der Hund ja nicht begreift, dass er sich selbst würgt, umso mehr er zieht.
Nun habe ich jedoch gehört, dass ein Mann im Wartezimmer beim Tierarzt meinte, dass sein Kaninchen selbst schuld sei, wenn es aus dem Korb springen würde. Es handelte sich um einen einfachen Einkaufskorb, der oben eben offen war. Das Kaninchen hätte jeder Zeit über den Rand springen und sich verletzten können.
Ich muss sagen, dass es mir völlig unverständlich ist, wie man denn sagen kann, dass das Tier dann selbst Schuld hat, wenn es sich verletzt. Manchmal können Tiere eine Situation doch nicht abschätzen und machen dann eben etwas Dummes. Man ist doch auch eigentlich eher als Halter dazu da, um solches nach Möglichkeit zu verhindern. Wenn sich das Kaninchen beim Sprung aus dem Korb etwas getan hätte, wäre es doch eher durch die Leichtsinnigkeit des Besitzers dazu gekommen.
Könnt ihr verstehen, dass man seinem Haustier die Schuld für eine Verletzung gibt? Ist es nicht meist die Unachtsamkeit oder der Leichtsinn des Halters? Habt ihr da schon Erfahrungen gemacht?
Ich habe eine Ratte die ständig vom 1,6m hohen Käfig runter springt und sich dabei auch öfters mal verletzt. Und ja ihr gebe ich die Schuld dafür. Ratten sind schlau genug um zu wissen, dass es weh tut, wenn man ständig aus großer Höhe herunter springt.
Ich finde, das kommt auf das Tier und die Situation an. Ich denke zum Beispiel, ein Hund kann durchaus begreifen, dass "an der Leine ziehen" und "Zug am Hals" zusammenhängen. Ob es ihn nun genug stört, damit aufzuhören, ist eine andere Sache.
Bei dem Kaninchenbeispiel dagegen ist es wieder Pflicht des Halters, darauf zu achten. Wenn das Kaninchen sich erschreckt, besteht eine recht hohe Chance, dass es erstmal versucht, zu fliehen. Da wird es nicht erstmal überlegen, wohin es am besten rennen kann, sondern wird einfach versuchen, weg zu kommen. Und das wäre eben raus aus dem Korb. Da kann das Kaninchen auch nicht dran "schuld" sein, denn einfach so Instinkte zu ignorieren ist nun keine einfache Sache, und für ein Kaninchen schon gar nicht.
Eins unserer Meerschweinchen ist, als sie noch sehr klein war, auch aus dem Käfig raus und vom Tisch gehüpft. War unbeabsichtigter Nachwuchs, und als Baby war sie klein genug, durch die Gitterstäbe zu schlüpfen. Schweinchen hat sich zum Glück nichts getan, aber auch da war es nicht ihre Schuld, dass sie gefallen ist. Schweinchen haben, soweit ich weiß, keine besonders guten Augen, und dazu noch konnte sie ja nicht wissen, wie tief es da runtergeht. Vom Häuschen springen ist ja auch kein Problem.
Es gibt natürlich auch dumme und schlaue Ratten und Hunde. Nur weil Ratten im Allgemeinen als intelligente Tiere beschrieben werden können, gilt das eben nicht für jede einzelne. Bei Hunden merkt man das doch ganz deutlich. Einige lernen schnell, andere anscheinend gar nicht. Oftmals liegen auch andere Gründe hinter einem gewissen Verhalten. Vielleicht war die Ratte schon ein wenig blind?
Hinzu kommt: vielleicht ist das Tier dumm, aber ist es dann überhaupt schuldfähig? Auch ein dummer Mensch kann sich ja nicht einfach dazu entscheiden, weniger dumm zu sein. Wenn man aber an der Ursache nichts ändern kann, ist man doch nicht schuld an den Symptomen.
Aber wie auch immer, als Halter ist man verantwortlich für das Tier. Wenn es das Tier nicht allein hinbekommt, sich nicht überfahren zu lassen, nicht aus dem Korb zu springen, nicht die Stromkabel zu durchknabbern, nicht von 1,60 Meter runterzuspringen, dann darf man es nicht einfach ins offene Messer laufen lassen. Das ist fahrlässig.
Manche Dinge können ein Mal passieren. Mein Hund ist mal einem Ball hinterhergejagt und hat dabei einen kleinen Abhang übersehen, den sie schon seit Jahren kannte. Da ruderten die Beine in der Luft und die Landung war etwas hart. Ja, das war wahrscheinlich bisschen doof. Aber dann reagiert man halt entsprechend darauf. Ich werf den Ball jetzt nicht mehr da entlang. Es würde mir unendlich leid tun, wenn ich das provoziert hätte. Ich bin nun mal die Schlauere und trage damit zumindest die Hauptschuld. Und was hab ich denn davon, wenn sie sich dann verletzt und ich mit ihr zum Tierarzt muss?
Ein Hund kann in der Lage sein, dass er eben versteht wenn er daran zieht, dass der Zug am Halsband dann selbst verursacht ist. Aber wie bei Menschen auch, gibt es schlaue Hunde die diesen Bezug herstellen können und andere die weniger mit Intelligenz gesegnet sind und das nicht begreifen. Dann kommt es immer noch auf die Situation drauf an, ob der Hund auch daran denkt oder ob in diesem Moment alles egal ist, da andere Dinge im Vordergrund stehen wie z.B. dem Ball hinterher rennen obwohl dort der bekannte Abhang ist wie Bienenkönigin geschrieben hatte.
Bei Ratten das gleiche, da hatte ich auch schon sehr helle Exemplare die einmal ihre 2 Meter nach unten gesprungen sind und das gereicht hat damit sie es nicht mehr machen und andere die richtig dumm waren und das am Tag mehrmals gemacht hatten, obwohl die Landung hart war und hinterher auch gehumpelt worden ist.
Aber ganz ehrlich, der Käfig war entsprechend gebaut eingerichtet und auch gepolstert. Wenn die Biester aber vorher alles ein Einstreu zur Seite schieben und an allen Sicherungen vorbei springen oder diese zerkauen und dann springen, dann sehe ich mich nicht als der Verursacher. Meine Sorgfaltspflicht wurde erfüllt, und ausgehebelt damit die suizidale Ratte dort nach unten springen konnte. Ich glaube bis heute, dass sie das mit Absicht gemacht hat und auch Freude daran hatte.
Soll ich mich als Tierhalter nun daneben stellen und die Einstreu alle 2 Minuten wieder hin schieben oder alle 10 Minuten neue Sicherungen einbauen? Ich habe auch ein Leben und auch andere Dinge zu machen als die Daueraufsicht für solche Tiere zu spielen. Wenn etwas passiert, dann ist es bedauerlich aber vielleicht hat eine Verletzung dann auch mal einen Lerneffekt.
Seltsamer Mensch, der einem Tier zum Vorwurf macht seinem Instinkt zu folgen. Aber das sind ja immer die gleichen Typen. Wenn es um gute Dinge geht, dann sagen die, dass ein Tier weder Intelligenz noch wahre Gefühle hat. Aber geht es um Schuld, dann sind die Tiere natürlich voll für ihr Handeln verantwortlich.
Als Besitzer eines Tieres ist man für das Wohlergehen verantwortlich. Man macht einem Baby ja auch nicht zum Vorwurf, dass es selbst von der Wickelkommode gefallen ist, weil es sich gedreht hat. Man muss eben Mechanismen einbauen um das Wesen zu schützen, welches man betreut. Ein Kaninchen ist nun mal von der Natur her kein Tier, welches in einem Körbchen lebt. Es springt über Felder und Wiesen.
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