Entwicklung des Immobilienmarktes in Deutschland

vom 18.11.2016, 13:17 Uhr

Wenn man sich mal verschiedene Prognosen zum Immobilienmarkt in Deutschland durchliest, so stellt man schnell fest, dass es da sehr viele und mitunter konträre Meinungen gibt. Nicht wenige Analysten prophezeien wegen des überhitzten Immobilienmarktes eine Immobilienblase für Deutschland voraus, wogegen andere wieder abwinken und einen, dieser Punkt wäre noch lange nicht erreicht. Welchen Eindruck habt ihr denn von der aktuellen und auch der zukünftigen Entwicklung des Immobilienmarktes? Meint ihr auch die Fahnenstange ist so langsam erreicht oder werden die Immobilienpreise weiterhin ansteigen?

» FinanzScout » Beiträge: 1063 » Talkpoints: 19,22 » Auszeichnung für 1000 Beiträge



Das ist wirklich sehr schwer zu prognostizieren. Eine ganz gewichtige Frage wird da sein, wie lange die Zinsen auf dem aktuell niedrigen Niveau bleiben werden. Ich denke da hängt der ganze Immobilienmarkt von ab. Die niedrigen Zinsen haben ja dazu geführt, dass zur Zeit soviel gebaut wird, wie seit Jahrzehnten nicht mehr und das eben Preise gezahlt werden können, die vor 10 Jahren nicht gezahlt werden konnten.

Es ist ja mittlerweile so, dass man bei hälftiger Finanzierung von Wohneigentum sogar Zinssätze unter 1% bekommt. Nichts desto trotz führt das oftmals zu Kreditraten bei Volltilgung von weit mehr als 1.000 Euro im Monat, die erstmal gestemmt werden müssen. Kann man das nicht, muss man die Laufzeit auf 20 oder mehr Jahre ausdehnen, was viele Menschen machen. Aber wer weiß schon wie die Zinsen in 10 Jahren aussehen? Aber in 10-15 Jahren müssen viele Leute ihre Kredite neu aushandeln, da Zinsbindungen auslaufen. Dann wird sich zeigen ob die Zinsen noch genauso niedrig sind oder ob dann nicht plötzlich wieder Kredite mit 4, 5 oder 6 Prozent Zinsen fällig sind und das kann dann die ganze Finanzierung zum Einsturz bringen.

Ich denke, dass die Preise sicherlich die nächsten 10 Jahren noch steigen werden oder stabil bleiben, aber dann werden sicherlich nicht wenige Finanzierungen zusammenbrechen und Häuser und Wohnungen auf den Markt kommen. Zu diesem Zeitpunkt wird dann die Immobilienblase platzen denke ich. Aber da kann ich mich natürlich auch sehr täuschen.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge


Nicht jeder muss in 10 oder 15 Jahren seine Zinsen neu aushandeln. Daher bietet es sich bei den niedrigen Zinsen auch an, dass man sich zeitgleich diese Zinsen sichert in Form eines Bausparvertrages der nebenbei noch bedient wird, damit dieser auch Zuteilungsreif ist wenn der Kreditvertrag der Bank ausläuft. Dann ist man einigermaßen "sicher" davor, dass man in 10 bis 15 Jahren auf einmal einen Zinssatz von vielleicht 7 oder 8 Prozent nur noch angeboten bekommt.

Dauerhaft werden die Zinsen nicht so niedrig bleiben und viele denken auch gar nicht soweit, dass man sich die Zinsen eben jetzt sichert für sein Eigenheim und meinen es ist in 10 oder 20 Jahren immer noch so. Garantieren kann das niemand und ich gehe persönlich nicht davon aus, dass sich das ganze so lange halten wird mit den niedrigen Zinsen. Dann hat man natürlich die geplatzte Immobilienblase und es kommen auf einen Schlag sehr viele Objekte unter den Hammer die sich nicht mehr geleistet werden können und dann wird es mit einem Schlag auch wieder billig werden.

Man muss aber auch so sehen, dass davon in erster Linie die Ballungsräume betroffen sind die so extrem gestiegen sind in den letzten Jahren. Denke ich hier an den Raum, dann gab es vor 5 Jahren hier noch eine 3 Zimmer Wohnung für 350.000 Euro zu kaufen. Inzwischen sind wir für die identische Wohnung bei 475.000 Euro angekommen. Mangelnder Wohnraum sorgt auch dafür, dass die Mieten nach oben geschossen sind vor der Mietpreisbremse und wer sein Geld in Immobilien anlegen wollte, der musste dann den höheren Kaufpreis dafür bezahlen und finanziert damit sein Objekt.

Wer damit dann nicht binnen 10 Jahren fertig ist und sich die Zinsen nicht gesichert hat, der wird sich dann umsehen wie es mit der Anschlussfinanzierung weiter geht. Mieten erhöhen ist dann nicht mehr großartig drinnen um den Kredit zu tilgen. Daher sollte man sich jetzt schon Gedanken um die Anschlussfinanzierung machen, auch wenn diese erst in 10, 15 oder 20 Jahren gebraucht wird. Man sollte sich dabei aber auch vor Augen führen, ob das Objekt den Wert dann überhaupt noch hat und solange erhalten konnte bis es abbezahlt ist oder man stößt es rechtzeitig vorher ab.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Sorae hat geschrieben:Nicht jeder muss in 10 oder 15 Jahren seine Zinsen neu aushandeln. Daher bietet es sich bei den niedrigen Zinsen auch an, dass man sich zeitgleich diese Zinsen sichert in Form eines Bausparvertrages der nebenbei noch bedient wird, damit dieser auch Zuteilungsreif ist wenn der Kreditvertrag der Bank ausläuft. Dann ist man einigermaßen "sicher" davor, dass man in 10 bis 15 Jahren auf einmal einen Zinssatz von vielleicht 7 oder 8 Prozent nur noch angeboten bekommt.

Diese Art der Anschlussfinanzierung habe ich unter anderem auch angeboten bekomme, halte ich aber persönlich für abenteuerlich für die meisten. Es mag ja sein, dass man sich damit halbwegs günstige Zinsen sichert, dass erkauft man sich aber mit für die meisten Leute mit einem billigen Taschenspielertrick. So muss man ja nicht nur den eigentlichen Kredit samt Zinsen bedienen, sondern gleichzeitig noch einen Bausparvertrag.

Das Geld für den Bausparer muss aber auch irgendwo herkommen. Das heißt für die meisten Leute dann, aber eben den eigentlichen Kredit mit einer niedrigeren Tilgung zu bedienen. Man spart damit also etwas Geld an und zahlt dafür weniger Kredit zurück. Das heißt dann im Klartext, die Anschlussfinanzierung mag etwas günstiger werden, dafür muss aber mehr Kredit anschlussfinanziert werden. Da kann man in meinen Augen auch einfach gleich mehr tilgen, dann fallen in 10 Jahren dank niedriger Kreditsumme auch ein eventuell höherer Zinssatz nicht so ins Gewicht.

Das gilt ja auch für die KfW-Kredite, die viele in Anspruch nehmen. Diese sind ja auch allesamt so ausgelegt, in der normalen Laufzeit nicht ab bezahlt zu werden, aber die günstigen Zinsen gelten nur für die anfangs vereinbarte Laufzeit, danach muss zur Marktkonditionen weiter finanziert werden.

Wenn ich mir so anschaue, wieviel derzeit hier bei uns gebaut wird und wie teuer unser eigenes Häuschen wird, kann ich eigentlich nur mutmaßen, dass relativ viele Finanzierungen in unserer Gegen ziemlich auf Kante genäht sein müssen oder entsprechend lange Laufzeiten haben müssen, um eben nicht mit den derzeit günstigen Zinsen ab bezahlt werden zu können. Naja mal schauen, ich bin schon gespannt, wie man in 10 Jahren über das Thema redet.

» Klehmchen » Beiträge: 5487 » Talkpoints: 1.012,67 » Auszeichnung für 5000 Beiträge



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