Morddrohung als Spaß legitimieren
Im Familienkreis hatten wir mal wieder einen netten Abend und unterhielten uns über verschiedene Themen. Dabei kam auch der Umgang mit Familien mit Kindern im Freundeskreis als thematischer Schwerpunkt auf den Tisch. Jeder erzählte ein wenig von Erlebnissen in seinem Freundeskreis. Da kamen allerlei lustige Anekdoten auf den Tisch. Aber auch eher traurige Erlebnisse.
Ein Thema beschäftigte uns alle ein wenig länger. Meine Cousine berichtete von einer weitläufigen Bekannten, bei der sie mal zu Besuch war. Die anwesenden Kinder wären alle sehr aufgedreht gewesen und tollten ausgelassen durch die Vier-Zimmer-Wohnung im zehnten Stockwerk eines Hochhauses herum. Die Bekannte meiner Cousine wäre wohl generell ein wenig gestresst gewesen und hätte vor allem ihre Tochter immer wieder ermahnt, doch ein wenig ruhiger zu sein.
Irgendwann meinte die Mutter dann zu meiner Cousine, dass das Mädchen irgendwann noch aus dem Fenster fliegt, wenn sie nicht endlich Ruhe gibt. Meine Cousine war einfach nur sprachlos. Daraufhin hat sie den Kontakt zu der Mutter auch abgebrochen, weil sie die Aussage doch so sehr schockiert hat.
In unserer Familie meinten nun einige, das sei doch nur eine spaßige Äußerung gewesen. Andere sahen es allerdings eher als Mordandrohung. Manche meinten nun, so Äußerung dürfte eine überforderte Mutter schon mal machen. Andere wiederum meinten, sie wären danach zum Jugendamt gegangen, wenn sie dabei gewesen wären.
Wie seht ihr die Sachlage denn? Darf eine Mutter solche Äußerungen machen? Oder ist das abhängig davon, wie überfordert die Mutter ist? Oder sehr ihr eine spaßige Morddrohung eher als nicht spaßig an? Kann man solche Äußerungen wirklich damit legitimieren, in dem man sie als Spaß ansieht?
Es kommt sicherlich ein bisschen auf den Ton an, aber ich denke nicht, dass diese Aussage wirklich Ernst gemeint war oder man wirklich an so etwas gedacht hat. Spaß ist es sicherlich auch nicht, eine Morddrohung aber auch nicht. Ich denke, dass es einfach eine sehr unüberlegte Aussage der Mutter war, die diese eben vor sich hin gesagt hat.
Zum Jugendamt muss man deswegen nun nicht rennen, aber ich würde ihr schon sagen, dass solche Aussagen nicht gehen und auch wenn man mal überfordert ist, ist das die Sache der Mutter und das Kind ist da einfach nicht Schuld, weswegen man sich solche Sprüche sparen kann.
Generell denke ich, dass Kinder durchaus unterscheiden können, ob so eine "Drohung" jetzt ernst gemeint ist oder nicht, auch wenn es sicher auch ein wenig auf das Alter der Kinder ankommt. Ich hab solche Sprüche gerade im frühen Teenageralter auch oft gebracht, wenn ich mit Freunden gescherzt habe, und da wussten wir auch alle, dass keine von uns den anderen vor den Bus schubsen würde.
Meine Eltern haben das, soweit ich weiß, nicht gemacht, als mein Bruder und ich noch klein waren. Meine Mutter hat angeblich mal gedroht, den Fernseher aus dem Fenster zu werfen, wenn wir nicht aufhören, uns zu streiten. Sie meinte, sie hätte es auch getan, aber wir hingen am Fernseher und waren hinterher lieb zueinander.
Ein Mathelehrer von mir, den ich in der 5. Klasse hatte, hat sowas dagegen gerne gemacht. Der hat den Schülern des Öfteren gesagt, er würde sie auf den Schrank setzen oder aus dem Fenster hängen, wenn sie nicht still wären. Aber auch da wussten wir, dass der besagte Lehrer das nie tun würde, und fanden es deshalb einfach nur lustig.
Ich sehe ein aus dem Fenster werfen nicht als Morddrohung. Nehmen wir ein Kellerfenster, dann ist nichts mit einem Sturz. Bei einem Erdgeschoss reicht das mit blöden Umständen für einen Tod. Und selbst 5 und 10 Meter sind zu überleben. Eine Morddrohung ist das in meinen Augen nicht, wenn dann geht das in den Bereich der Körperverletzung, Bedrohung und Beleidigung.
Aber mal ehrlich, man sagt so einiges aber Taten folgen bei den wenigsten. Die Mutter ist nicht aufgesprungen, hat das Kind genommen und aus dem Fenster gehalten und fallen gelassen. Man muss einfach mal den Ball flach halten und jeder hat schon was gesagt, was er so nicht meint. Wie ist das denn dann, wenn man einem anderen Pest an den Hals wünscht? Ist das auch schon eine Morddrohung? Woher bezieht man dann den Stamm der Pest für die Umsetzung?
Wegen einer Äußerung direkt auf Überforderung zu schließen und nach dem Jugendamt zu plärren ist einfach nur albern und lächerlich. Sicherlich hat man als Mutter auch mal anstrengende Phasen und wünschte sich, dass man keine Kinder in die Welt gesetzt hätte. Im nächsten Moment ist wieder alles gut und das ist einfach nur menschlich und natürlich, dass man mal Dampf ablassen muss. Sei es durch solch eine Äußerung. Solange keine Taten folgen ist daran nichts problematisch und auch nicht, wenn das zur Regel wird mit den Drohungen, dass man davon ausgehen kann die Tat folgt in kürze dazu.
Ich habe auch schon gesagt, dass ich meinen Sohn manchmal aussetzen könnte wenn er wieder seine Phasen mitgemacht hat und mich am Rande der Verzweiflung gebracht hat. Brauche ich nun auch das Jugendamt und bin Überfordert? Ausgesetzt habe ich ihn übrigens nie, wenn er mir auf den Keks ging, wurde er ein paar Minuten in Ruhe gelassen, ich habe mich abgeregt und weiter ging es. Denn ich sag dir eines, es kann wahnsinnig nerven wenn du 2 Stunden mit einer Hose hinter dem Kind hinterher rennst und das sich absolut nicht anziehen lässt. Da wird man auch mal gereizt und sagt etwas, was man gar nicht so meint.
Wenn man jedes Wort von gestressten Eltern wirklich für bare Münze nimmt, dann hat man ganz offensichtlich (zumindest meiner Meinung nach) keinerlei Erfahrung mit Kindern und weiß auch gar nicht, wie anstrengend sie phasenweise sein können. Ich persönlich habe keine Kinder, aber ich weiß eben, dass ich auch sehr anstrengende Phasen hatte und ich konnte meinen Eltern immer ansehen, wenn sie innerlich wegen mir um Geduld gefleht haben. Wer als Eltern ohne Fehler ist und immer perfekt reagiert und handelt, werfe den ersten Stein!
Es ist sicherlich nicht schön, solche Äußerung im Zusammenhang mit seinem Kind zu machen. Aber ich denke, dass jedes Kind mal nervt und die Eltern gestresst sind. Da sagt man sicherlich schon mal solche oder ähnliche Dinge und meint es nicht so und würde das sicherlich auch nicht in die Tat umsetzen.
Daher finde ich es auch , dass man das nicht als Morddrohung ansehen kann. Das finde ich doch reichlich übertrieben. Aber es ist sicherlich auch nicht nett zu sagen, dass das Kind irgendwann mal aus dem Fenster fliegt. Wenn sagt, dass man irgendwann noch aussetzt, weiß man eigentlich, dass es nicht ernst gemeint ist. Zumindest in den meisten Fällen. Wenn man sich heute nämlich mal umschaut und sieht, was Eltern ihren Kindern teils antun, kann man schon verstehen, dass manche da über solche Aussagen nicht gerade erfreut sind.
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