Karneval bewusst entfliehen wollen und deshalb verreisen?

Ich hasse Karneval wirklich über alles und konnte diese Festlichkeiten noch nie leiden. Dummerweise wohne ich in einer Region in der Karneval quasi als fünfte Jahreszeit angesehen wird. Gerade da, wo meine Eltern wohnen, ist es ganz schlimm und während der Karnevals-Zeit herrscht richtiger Ausnahmezustand. Man wird in der Regel an etwa drei Tagen um drei Uhr morgens geweckt, weil es lautstarke Umzüge auf den Straßen gibt, die sich Katzenmusik nennen. Genauso hört sich das auch an.

Ansonsten haben die Geschäfte zu und die meisten, die ich kenne, müssen an den Tagen auch nicht arbeiten. In der Stadt findet man quasi nur betrunkene, grölende und verkleidete Menschen, wobei man auch über Glasflaschen und Alkoholleichen balancieren muss, so dass ich mich über Karneval eigentlich immer zu Hause "eingesperrt" habe.

Nun ist es in meinem jetzigen Wohnort nicht mehr ganz so schlimm, aber dennoch habe ich mir fest vorgenommen, das dieses Jahr nicht mehr zu ertragen, wenn man das so nennen kann. Stattdessen möchte ich über die Karnevals-Zeit irgendwo innerhalb Deutschlands Urlaub machen, wo man nichts oder kaum etwas von dieser Zeit spürt und wo das Leben auch normal weiter geht.

Wolltet ihr Karneval auch schon einmal bewusst entfliehen und seid deshalb schon einmal über diese Zeit verreist? Ist das bei euch in der Gegend überhaupt nötig oder ist Karneval bei euch nicht so ausgeprägt? Reist ihr vielleicht sogar bewusst in Gebiete, in denen Karneval gefeiert wird?

Ich habe mit Karneval noch nie wirklich viel am Hut gehabt und das schon seit meiner Kindheit. Es handelt sich dabei um eher traumatische Verhältnisse. Schon wenn ich wusste, dass Karneval in den Startlöchern stand war ich froh, wenn ich wo anders schlafen konnte. Doch eigentlich musste ich die erste Zeit immer mit meiner Mutter auf den Karnevalszug gehen. Sie wollte mir natürlich etwas Gutes tun in puncto Süßigkeiten, was auch entsprechend geklappt hat.

Doch auf der anderen Seite war meine Mutter ständig besoffen. Teilweise so betrunken, dass sie immer länger bleiben wollte, obwohl der Zug schon vorbei war. Jeden gebusselt hat usw. Das klassische Programm der meist betrunkenen Weiber auf Karneval, die ihre Grenzen nicht kennen oder glauben, dass Karneval die Etikette verloren gehen kann. Das war meine Mutter damals, heute ist es ruhiger, aber jetzt habe ich davon nichts.

Alleine aus diesem Anlass habe ich Karneval gehasst und es mit schrecklichen Menschen verbunden. Auch heute ist es nicht besser. Ich will mich zum einen nicht von jedem betrunkenen Bützen lassen. Ich küsse niemanden! Gleichwohl habe ich keine Lust, ständig als Freiwild gesehen zu werden, weil ich eine Frau bin. Es war wirklich jedes mal so, da könntest Du meine Freunde ( auch Herren) fragen, dass ich angegraben wurde, einen nervigen hatte, der nie kapieren wollte, wann Schluss ist.

Mir ist das alles zuwider mit der Sauferei. Ich entfliehe dem Karneval allerdings nicht als solches, sondern gehe einfach einen Tag vorher einkaufen und gehe am Karnevalstag nicht aus dem Haus! Das mache ich schon seit etwa zehn Jahren so. Mir langt das ganz gut, aber ich kann jeden verstehen, der verreisen mag.

Also da wo ich herkomme wurde Karneval nie so extrem gefeiert. Also Umzüge gab es schon gar nicht, man verkleidete sich höchstens im Kindergarten oder in der Grundschule und das war es dann auch schon.

Ich wohne jetzt wegen dem Studium aber im Rheinland und da ist es echt extrem mit den ganzen Umzügen und den Besäufnissen. Also ich sehe dann immer zu, dass ich über diese Zeit zu meinem Freund flüchte, da ist Karneval nicht so verbreitet und man merkt in seiner Stadt kaum etwas davon.

Ich mag Karneval auch nicht sonderlich, seit ich kein Kind mehr bin. In meiner Stadt gibt es zwar einen Umzug, aber in einem anderen Stadtteil und davon bekomme ich zum Glück nichts mit. Also ist es problemlos möglich, dass ich auch an den verrückten Tagen in die Stadt gehen kann, ohne überhaupt großartig zu merken, dass Karneval ist. Darum fand ich es noch nicht nötig, über Karneval zu verreisen, um dem Trubel zu entfliehen. Aber wenn ich in einer der Hochburgen leben würde, dann würde ich das wohl schon so machen.

Mir ist Karneval eigentlich egal. Im Kindergarten und der Grundschule fand ich es ganz toll und war traurig, wenn ich mal nicht daran teilnehmen konnte, weil ich dann krank war. Heute mache ich mir jedoch nichts mehr daraus und muss sagen, dass ich den Karneval einfach ignoriere.

Bei uns in der Region wird er auch gefeiert und es gibt auch Umzüge. Aber wenn man nichts wirklich davon mitbekommen möchte, dann klappte das bisher auch. Ich denke, dass es etwas anderes ist, wenn man in der Innenstadt von Köln oder Düsseldorf wohnt. Da wird man ja alles direkt vor der Haustür mitbekommen. Da kann ich schon nachvollziehen, wenn man dem ein paar Tage entfliehen möchte. Immerhin wird die Lautstärke sicherlich auch ein Problem sein.

Ich kann mit diesem Kaspertheater nichts anfangen und bin schon sehr froh, dass ich abseits vom Schuss wohne und hier damit verschont werde. Würde ich aber mitten in einer Hochburg wohnen, wo an jeder Ecke mich einer anspringt, anmacht, die Zunge in Hals steckt dann könnte ich es mir auch vorstellen, dass ich mich in dieser Zeit rar mache und eben nicht Zuhause bin, sondern verreise. Dabei natürlich dann auch an eine Stelle, an der das keine Bedeutung hat und nicht zelebriert wird.

Ich denke mal: Jedem das seine. Man mag Karneval oder nicht. Ich komme aus dem Ruhrgebiet und hier gibt es einige Karnevalshochburgen. Ich habe es früher sehr oft gefeiert und fand es auch wirklich schön. Nun als Mann hat man da vielleicht eben andere Zielsetzungen. Um es auf den Punkt zu bringen: Karneval kann für einen jungen Mann zum Ventil werden um mal ein Abenteuer zu erleben. Und das klappte in meinen jungen Jahren auch hervorragend. Das Verkleiden hatte mich nie sonderlich interessiert, das Trinken auch weniger.

Aber die Frauen, die durch den Alkohol hemmungslos wurden interessierten mich damals schon. Nun ja irgendwann verlor ich durch so eine Eskapade dann die Frau, die ich damals sehrt liebte und mit der ich mich unmittelbar vor der Eheschließung befand. Tja, ein Ausrutscher an Karneval kam dazwischen. Meine Beziehung zerbrach, aus der Hochzeit wurde nichts und die Frau, die alles verursachte, oder besser gesagt die die Ursache dafür war, nun ich kenne noch nicht mal mehr ihren Namen. Shit happens sagt man im Neudeutsch dazu.

Seit diesem Vorfall feiere ich keinen Karneval mehr. Was ich aber beobachtet habe ist, dass Halloween bei den jüngeren Menschen den Karneval nach und nach ablöst. Und irgendwann wird Jemand hier die Frage stellen: „Halloween bewusst entfliehen wollen“.