Sollten sich Künstler politisch positionieren?

vom 06.11.2016, 07:04 Uhr

Ich habe kürzlich einen Artikel gelesen, in dem Udo Lindenberg sich darüber beschwert hat, dass zu wenig Künstler sich politisch positionieren würden. Er ist der Meinung, dass man sich auch als Künstler öffentlich gegen Rechtspopulismus äußern sollte, aber leider würden viele Künstler sich nur als Entertainer sehen und politische Aussagen komplett außen vor lassen. Klick.

Findet ihr, dass Künstler sich in der Öffentlichkeit mehr politisch äußern sollten? Gehört es zur Arbeit eines Künstlers dazu, dass er eben Farbe bekennen müsste oder sind Udo Lindenbergs Forderungen komplett überzogen? Würdet ihr euch politisch positionieren, wenn ihr in der Position von beispielsweise Helene Fischer wärt?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ne, ich kann es voll verstehen, wenn man sich als Künstler politisch nicht outet, bzw. kann man dies ja auch sehr gut indirekt durch die Kunst tun. Ich würde mich aber vermutlich nicht öffentlich hinstellen und sagen "Die spinnen doch die Ossis, dass die alle die AFD wählen."

Andererseits würde ich mich z.B. öffentlich für einen stärkeren Klimaschutz einsetzen, sehe das aber nicht als Muss, nur weil man Künstler ist.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Es kommt eben darauf an, ob man als Künstler sich darauf beschränken möchte, seinen Bekanntheitsgrad nur zu seinem eigenen Profit einzusetzen oder ob man die Tatsache, dass viele Leute sich für einen interessieren und sich anhören, was man sagt, für politisches oder soziales Engagement, für den Tierschutz oder was auch immer nutzt.

Ich bin hier nicht in der Position, etwa einer Schlagersängerin vorzuwerfen, dass sie in erster Linie darauf aus ist, ihr eigenes Produkt zu vermarkten, also ihre öffentliche Person. Die Person hat sich diesen Job mit allen Vor- und Nachteilen ausgesucht und im Regelfall genauso erarbeitet wie ich den meinen. Umgekehrt wäre ich schließlich auch nicht begeistert, wenn man etwa von mir verlangen würde, soundsoviel Prozent meines Einkommens zu spenden, weil ich verglichen mit den Leuten in Guatemala ja so viel verdiene.

Andererseits habe ich durchaus mehr Respekt vor Künstlern und Prominenten, die sich ihres Einflusses auf ihre Fans und die Öffentlichkeit bewusst sind und sich durchaus bemühen, die Tatsache, dass sie anders als die Mehrheit öffentlich Gehör finden, zum Positiven einzusetzen. Aber das kann man wohl nicht von jedem dahergelaufenen Popsternchen erwarten. Vielen "Künstlern" würde ich auch gar nicht abnehmen, dass sie die geistige Potenz haben, sich politisch oder gesellschaftlich zu positionieren und es eher als Marketingstrategie abtun, wenn die liebe Helene auf einmal "Rassismus is' nich' so gut!" ins Mikro hauchen würde.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich habe das ebenfalls gelesen, was Udo Lindenberg da vom Stapel lässt. Zunächst einmal bin ich der Meinung, dass er hier nicht das Sagen darüber hat, wer wann sich in wie weit politisch äußern muss. Ich würde mir an Helene Fischer´s Stelle auch niemals da reinreden lassen. Noch herrscht im Land Meinungsfreiheit (auch wenn es zu gewissen Themen anders wirkt). Sie kann tun und lassen was sie möchte und muss nicht auf solch eine dämliche Aussage reagieren.

Mir gehen Stars wie Till Schweiger, Udo Lindenberg & Co sowieso grenzenlos auf den Senkel. Sie sind immer fein am preschen gegen vermeintlich rechts. Dabei erkennen sie die Realität, der viele von uns ausgesetzt sind nicht. Kein Wunder, wenn man mit der dicken Kohle in noblen Vierteln abseits der Problembezirke wohnt und dann kann man auch bequem einen auf dicken Hecht machen.

Ich unterstreiche die Ambitionen gegen fundamentalistische Islamisten und Koranliebhaber, gegen Hardcore Rechte und Linke - aber mittlerweile tut man jeden, der nur im Ansatz was gegen die Flüchtlingskrise, die steigende Kriminalität ( wie die Bundespolizei nun auch bekräftigt hat )durch Asylbewerber & Co sagt sofort politisch ins rechte Loch rücken. Da langt es mir langsam.

Ich frage mich derweil auch, was sich Herr Lindenberg einfallen lässt, um Helene Fischer zu maßregeln. Sie lebt in Mallorca und die Entwicklung hier kann der am Hintern vorbeigehen. Er soll mal lieber den Großkotz Till Schweiger auf sein vermeintliches Flüchtlingsheim ansprechen. Das hat er großkotzig angekündigt und dann doch nicht eröffnet, weil Spenden usw. Da hat er wesentlich mehr zu tun.

Ich könnte jetzt frech behaupten, wer so vehement gegen "Rechts" preschen möchte, dem scheint es auch nicht zu stören, dass wir hier Pädophilenehen aus dem Ausland dulden. Das finde ich wesentlich dramatischer.

Also anhand meiner Aussagen könnt ihr also nachvollziehen, dass ich nicht seiner Meinung bin. Helene Fischer, ich mag sie nicht, muss einen Dreck tun. Auch andere Stars und Sternchen müssen gar nichts tun. Das entscheiden die mal lieber fein selber und mit Sicherheit nicht, weil da ein Lindenberg die Schnute aufkriegt. Wer meint er eigentlich, wer er ist?

Stars und Sternchen sollten bei politischen Themen ohnehin aufpassen! Viel wichtiger wäre es, sich für den Tierschutz, den Schutz des Klimas & Co auszusprechen.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich denke, dass sich jeder Prominente politisch äußern sollte. Wir leben in einer Welt des Werteverfalls gespickt mit allumfassendem Desinteresse. Und die Hauptschuld daran tragen die Politiker. Man kann und muss sie kritisieren so oft e geht. Nur so kann man sie daran erinnern, dass sie eigentlich unsere Vertreter sind, unsere Stimmen. Künstler haben einen sehr großen Einfluss auf die Meinungsbildung.

Das ist natürlich ein zweischneidiges Schwert. Sie sollten dies natürlich nicht missbrauchen, um ihre eigene Meinung unters Volk zu bringen. Aber sie können mahnen und an die Vernunft der Menschen appellieren. Wer, wenn nicht sie sollten der allgemeinen Verdummung entgegenwirken? Es darf nicht sein, dass sich die Menschen nur noch für „Schwiegertochter gesucht“ oder das „Supertalent“ interessieren.

Die Politiker haben heute Freifahrtscheine. Sie verwalten sich selbst. Sie leben vom Geld der Wähler, haben einen Hofstaat um sich versammelt. Staatssekretäre, Bodyguards, Firmenwagen und all der Dinge mehr. Und dafür darf man ja wohl auch eine Leistung verlangen. Und sie haben Angst. Angst davor, dass man ihnen auf die Finger schaut. Und wer kann das besser als die Prominenten, insbesondere die Künstler. Denn ihnen glaubt das Volk.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge


@Freidenker: Du hast natürlich recht, dass jeder sich äußern sollte und auch darf. Das Problem ist doch aber, dass man hier wie Udo Lindenberg es so schön macht, jemanden etwas aufzwingen möchte zu sagen. Bewusst wurde hier Helen Fischer genommen, welche russischer Abstammung ist und das geht mir persönlich zu weit. Vor allem verhält es sich im Allgemeinen mit der Toleranz anderer Meinung nämlich ganz anders.

Folgendes Szenario. Ein Prominenter wird jetzt als Beispiel von Udo Lindenberg aufgefordert, sich politisch mal mehr in Szene zu setzen. Person B tut dies, aber anders als Herr Lindenberg es gerne wünscht. Person B sagt, dass die illegalen raus müssen, die Einwanderung mehr Kontrolle bedarf usw. der Shitstorm danach ist kaum in Worte zu fassen und hier verhält sich die Toleranz und Meinungsfreiheit nämlich sehr einseitig.

Ich kann daher schon verstehen, wieso viele Stars und Sternchen nichts sagen, weil ein Shitstorm die Folge sein kann und ein öffentliches Auseinenanderreißen möglich wäre. Nicht, dass Helene Fischer jetzt als Beispiel gut geeignet wäre, aber auch ein Gianluca Buffon ist rechts angehaucht, obwohl er eine osteuropäische Frau hat. Der Rechtsradikalismus ist in Russland deutlich kranker, als hierzulande und viele weitere Beispiele.

Mich ärgert es beispielsweise, dass ein Herr Lindenberg, ein Till Schweiger usw. immer den Mund aufreißen. Ansprechen tun sie sowieso nicht diejenigen, die sie anprangern! Sie labern im Grunde nur denen nach dem Mund, die sowieso schon derselben Ansicht entsprechen.

Doch wenn mal jemand was etwas negatives beispielsweise zur Flüchtlingskrise sagt, die noch immer anhält und offenkundig in schiefe Bahnen gerät, dann wird auch da geprescht. Meinungsfreiheit und Toleranz der Meinung anderer gegenüber gibt es nicht.

Genau das ist es, was man als Star beachten muss und ich finde eben nicht, dass sich ein Herr Lindenberg herausnehmen darf, eine Helene Fischer zu maßregeln, mehr zu tun. Dann hätte er ja mal den Till Schweiger fragen können, wieso man erst großkotzig ein Flüchtlingsheim eröffnen möchte und dann wegen Bürokratie und keiner Spendenakzeptanz, alles wieder über Board wirft. So was ist viel schlimmer, wenn so Maulhelden was vorgeben zu sein, aber es nicht sind.

Doch jedem die eigene Meinung. Ich finde eben nicht, dass Stars und Sternchen ihre Meinung für sich behalten müssen. Doch man sollte jedem sein Stillschweigen akzeptieren, auch ein Herr Lindenberg muss das kapieren. Wenn Helene Fischer nicht will, dann ist dem so.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge


@Kätzchen14: Ja, du hast recht, ich muss mich teilweise natürlich korrigieren und leider zugeben, dass ich das Posting hier etwas genauer hätte durchlesen müssen. Ich bleibe natürlich bei meinem Standpunkt, dass man als Prominenter seine Meinung kundtun muss, wenn man Missstände aufdecken will oder um Leute politisch zu motivieren oder sensibilisieren.

Aber dieses Oberlehrerhafte von Udo Lindenberg geht nun mal gar nicht. Und schon gar nicht, dass er Helene Fischer vorschreiben will in welche Richtung ihre Äußerungen dann gehen sollen. Ich bin kein Rechter und kein Anhänger der AfD, aber wir leben in einer Demokratie und keine demokratisch gewählte oder wählbare Partei darf öffentlich ausgegrenzt werden. Wie kann Lindenberg dann fordern, dass Helene Fischer sich gegen diese Parteien oder Gruppierungen wendet?

Dies alles berührt sowieso ein Problem, welches, wenn man es anspricht zu äußerst heftigen Reaktionen führt. Ich mag die AfD nicht, ich würde sie niemals wählen. Aber die AfD ist eine demokratisch legitimierte Partei. Und immerhin hat diese Partei einige Millionen Anhänger. Warum wird sie dann ständig ausgegrenzt? Gerade das ist es ja, was Trump zum Wahlsieg verhalf. Dieses sogenannte Gutmenschentum der etablierten Parteien.

Also: Einmischen eines Künstlers durchaus erwünscht, aber Vorschriften über das Wie, Wann und Wo nicht.

» Freidenker28 » Beiträge: 749 » Talkpoints: 1,02 » Auszeichnung für 500 Beiträge



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