Bei Ängsten auf mangelndes Selbstbewusstsein schließen?

vom 17.09.2016, 20:12 Uhr

Ich denke, dass jeder Mensch Ängste hat, was ja völlig normal ist. Der eine hat große Angst vor dem Tod, der andere hat Angst vor Hunden, jemand anderes vor Insekten und andere Leute haben Angst vor dem Alleinsein.

Nun habe ich aber mal in einer Zeitschrift beim Zahnarzt gelesen, dass Ängst eigentlich nur von mangelndem Selbstbewusstsein stammen. Hat man Angst vor etwas, steckt im Prinzip nur die Angst dahinter, die Situation nicht alleine stemmen zu können und da würde einfach mangelndes Selbstbewusstsein dahinterstecken.

In dem Artikel stand auch, dass es helfen würde, das Selbstbewusstsein ganz allgemein zu stärken, um die Ängste auch besiegen zu können. So soll man sich überwinden und anfangen, Reden in der Arbeit oder auch innerhalb der Familie zu halten oder offen auf fremde Menschen zuzugehen, um allgemein an Selbstbewusstsein zu gewinnen.

Dadurch soll man eben selbstsicherer werden und sich mit der Zeit immer mehr zutrauen. Dadurch sollen die Ängste eben auch mit der Zeit verschwinden, weil man immer mehr das Gefühl bekommt, alle möglichen Situationen meistern zu können.

Ich finde diesen Denkansatz ganz interessant. Viele Ängste sind ja wirklich durch mangelndes Selbstbewusstsein entstanden, wie etwa die Eifersucht. Aber ob das wirklich bei allen Ängsten so ist? Ich bin da etwas skeptisch. Was haltet ihr von dieser Theorie? Sind alle Ängst durch mangelndes Selbstbewusstsein begründet?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Interessante Theorie, die ich nur bis zu einem gewissen Grad unterschreiben würde. Ich leugne nicht, dass es Ängste gibt, die definitiv durch mangelndes Selbstbewusstsein zurückzuführen sind. Zum Beispiel die von dir genannte Eifersucht. Aber auch, wenn man unsicher ist und Angst hat, den Menschen auf die Füße zu treten oder sich unbeliebt zu machen, wenn man etwas bestimmtes sagt oder tut.

Als ob man befürchten würde, dass die Menschen direkt schlecht über einen denken würden und sich dann abwenden würden. Solche Menschen gibt es auch, ich durfte schon welche kennenlernen und ich wundere mich jedes Mal, wenn so ein Mensch sagt was er denkt und dann direkt Sanktionen befürchtet. Dabei finde ich die Aussagen zwar recht treffend, aber nicht taktlos oder gemein.

Es gibt aber auch Ängste, da wüsste ich nicht, was das mit dem Selbstbewusstsein zu tun hat. Zum Beispiel hatte ich als Kind Angst vor Monstern aus Horrorfilmen, weil ich direkt befürchtet habe, die gibt es wirklich. Gut, die sind fiktiv, aber selbst wenn die alle echt wären, die es so in Horrorfilmen zu sehen gibt, dann hätten nicht mal Erwachsene dagegen eine Chance, egal wie selbstbewusst die sind.

Eine weitere Angst wäre die panische Angst vor Tieren, wie in deinem Fall vor Spinnen. Ich hatte als Kind früher Angst vor Tieren jeder Art, weil ich direkt befürchtet habe, die würden mich angreifen und lebensgefährlich verletzen. Mein älterer Cousin tat dabei sein übriges und um mich zu ärgern, tischte er mir gerne solche Horrorgeschichten auf, sodass ich da noch mehr Angst vor Tieren aller Art hatte. Erst, als ich mehr mit Haustieren zu tun hatte und ihre Körpersprache lernte, besserte sich das, was aber nichts mit dem Selbstbewusstsein zu tun hat finde ich.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich denke schon, dass daran etwas dran ist. Denn gerade wenn man es sich nicht zutraut andere anzusprechen und auch Angst davor hat, dann kommt jeder darauf, dass es aus einem mangelnden Selbstbewusstsein heraus kommt. Das kann man aber üben, entweder für sich alleine oder auch mit Freuden, Bekannten oder der Familie, genau wie du gesagt hast.

Bei den Ängsten vor Tieren oder der Dunkelheit ist das etwas anderes. Das sind teilweise Ängste die noch aus dem Urinstinkten mit entstehen. Gerade was das dunkle betrifft. Viele Kinder haben Angst vor der Dunkelheit obwohl diese noch wenig mit Selbstbewusstsein Kontakt hatten oder das auch üben mussten. Bei manchen legt sich das, bei anderen nicht und diese ziehen das dann weiter. Trainieren kann man da auch das schlafen im dunklen usw. aber das hat weniger etwas mit dem Selbstbewusstsein zu tun, da es auch noch andere Bereiche betrifft die im Hirn liegen.

Die Angst vor Tieren ist dann doch meistens eher Ekel und Scheu heraus. Das ist einfach eine Sache der Einstellung und der Einbildung. Bilde ich mir ein, dass jedes Tier mir etwas böses will und mich direkt angreift dann ist die Angst kein Wunder. Das kann man aber auch Selbstbewusst haben, sprich auch Selbstbewusste Menschen können sich manche Dinge einreden weil sie sie so empfinden oder wahrnehmen. Von daher spielen dort wieder weitere Faktoren noch eine Rolle, aber einiges lässt sich mit einem gesteigerten Selbstbewusstsein sicherlich in den Griff bekommen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich denke, dass das Selbstbewusstsein bei manchen Ängsten eine durchaus große Rolle spielt. Es gibt ja auch Ängste, die sich rational gar nicht wirklich erklären lassen. Bei vielen wären die Ängste sicherlich nicht so ausgeprägt, wenn sie mehr Selbstbewusstsein hätten. Die Angst vor einer Prüfung zum Beispiel. Diese entsteht doch meist, weil man einfach Angst hat, zu versagen und die Prüfung nicht zu bestehen. So zweifelt man ja an seinen Fähigkeiten und das zerrt sicherlich auch am Selbstbewusstsein.

Ein selbstbewusster Mensch, weiß ja eigentlich was er kann und welche Fähigkeiten er hat. Ich denke, dass diese Menschen viel weniger Probleme mit Ängsten haben. Ich kenne jemanden, der sehr selbstbewusst ist und ich habe bisher nur einmal gesehen, dass er Angst hatte. Dabei ging es um ein Familienmitglied, bei dem eine schwere Krankheit vermutet wurde. Dabei kommt man dann ja auch mit seinem Selbstbewusstsein nicht weiter.

Wie Sorae schon schreibt, sind die meisten Ängsten vor Tieren wie Insekten eher Ekel und Abscheu. Das habe ich bei mir selbst schon festgestellt. Ich mag eigentlich sehr sehr viele Tiere. Aber große Spinnen finde ich einfach total widerlich. Früher habe ich das auch als Angst bezeichnet, bis ich dann mal genau darauf geachtet habe, was ich bei einer Begegnung mit einer riesen Spinnen empfunden habe. Das war eindeutig Ekel und am liebsten wegschauen wollen. Ich denke, dass viele dies mit Angst einfach verwechseln.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich denke eher, dass es vielleicht helfen könnte, seine Angst Schritt für Schritt zu konfrontieren. Wenn man also Angst davor hat, fremde Leute anzusprechen, dann hilft es da nach einer Weile vielleicht schon, genau das zu tun. Auch, wenn die Angst etwas "Verwandtes" ist, wie beispielsweise Vorträge halten, kann ich mir vorstellen, dass es hilft, wenn man generell mehr mit fremden Menschen macht.

Basiert die Angst generell auf der Annahme, dass man etwas nicht schafft oder man selbst eben "ungenügend" für die Situation ist, dann hat das wohl schon mit dem Selbstbewusstsein zutun. Das wäre denke ich so bei Prüfungsangst, bei zwischenmenschlichen Dingen, oder vielleicht auch vor dem ersten Arbeitstag, weil einem da schon der Gedanke kommen kann, ob man das denn wirklich schafft.

Es aber eben nicht bei allen Ängsten darum, ob man selbst passend "ausgestattet" ist. Wenn man Angst vor'm Fliegen hat zum Beispiel hat das ja nichts damit zutun, was man selbst kann, sondern eher damit, ob man dem Piloten und der Maschine vertraut. Da kann ich mir meiner selbst noch so sicher sein, auf die Fähigkeiten von anderen habe ich ja keine Auswirkungen.

» Kalu-chan » Beiträge: 718 » Talkpoints: 11,85 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Ich finde, dass der Begriff Selbstbewusstsein hier ganz oft falsch verwendet wird. Selbstbewusstsein meint eigentlich das Selbstwertgefühl und das heißt, dass sich jemand als wertvoll und wichtig empfindet und sich selbst mag. Wer selbstbewusst ist, hat demnach ein positives Bild von sich selbst. Das kann ein Selbstbewusstsein meinen, dass von innen heraus entsteht, weil man die Grundüberzeugung hat, wertvoll und wichtig und gut zu sein oder das kann ein Selbstbewusstsein sein, dass durch regelmäßige positive Rückmeldungen anderer entsteht.

Ängste müssen nicht unbedingt etwas mit Selbstbewusstsein zu tun haben. Hier wurde als Beispiel genannt, dass es für mangelndes Selbstbewusstsein spräche, wenn jemand Angst davor hat, vor anderen zu reden. Das finde ich auch eine unangemessene Schlussfolgerung. Es kann sich jemand durchaus mögen und gut finden und dennoch kann es der Person unangenehm sein, vor anderen zu reden. Das eine muss das andere nicht bedingen. Und genauso kann jemand wenig Selbstbewusstsein haben, sich also nicht mögen, aber aus der Erfahrung heraus wissen, dass er gut vor anderen reden kann.

Genauso kann die Einschätzung, dass man etwas nicht gut genug kann, auch einfach eine realistische Einschätzung sein und nicht auf zu wenige Selbstbewusstsein hindeuten. Wenn etwa jemand einen Vortrag halten soll und sich darauf nicht vorbereitet hat, dann ist die Sorge, dort nicht gut zu sein, angemessen und berechtigt, unabhängig vom Selbstbewusstsein.

Selbstbewusstsein ist eher ein Persönlichkeitsmerkmal und Angst ein Merkmal, was in bestimmten Situationen auftritt - man hat Angst vor etwas. Wer in vielen Situationen Angst hat, der hat vielleicht zu wenig Selbstbewusstsein, weil er sich vieles nicht zutraut. Das kann aber auch eins sehr nachdenklicher Mensch sein, der sich viele Sorgen macht.

Zudem kann man auch zu viel Selbstbewusstsein besitzen, das wird je gerne mal vergessen. Man kann sich auch zu toll finden und zu sehr von sich überzeugt sein und dadurch erst recht in Situationen gelangen, in denen potentielle Ängste hervorgerufen werden können.

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