Warum gilt der Besitz eines Reihenhauses als spießig?
Ich würde mich eigentlich nicht als spießig bezeichnen. Dennoch arbeite ich daran, dass ich mir irgendwann ein Häuschen kaufen werde. Es wird, nach meinen Vorstellungen, bestimmt ein Reihenhaus werden. Wenn ich darüber in meinem Bekanntenkreis rede, dann ist das Wort "Spießer" oder "das ist spießig" nicht weit.
Warum gilt der Besitz eines Reihenhauses als spießig? Findet ihr auch, dass ein Reihenhaus Spießigkeit symbolisiert? Warum denkt ihr so oder warum empfinden es so viele Leute als spießig? Habt ihr ein Reihenhaus?
Ein Reihenhaus gehört ja dem Namen nach zu einer ganzen Reihe von Häusern, die miteinander verbunden sind. Nicht unbedingt durch eine gemeinsame Mauer. Aber alle Häuser sehen gleich aus und das soll auch so bleiben. Es gibt viele Regeln, die man einhalten muss. Die Höhe des Zauns, die Art des Balkons. Individualität wird unterdrückt.
Zudem ist der Kontakt zu den Nachbarn sehr eng. Egal, ob man den Müll raus bringt, abends auf dem Balkon eine raucht oder eine kleine Feier im Garten macht. Die Nachbarn bekommen es zwangsläufig mit, weil sie niemals weit entfernt sind. Dementsprechend muss man sich anpassen, um nicht ständig Ärger zu haben.
Demzufolge ist auch in meinem Kopf der Besitz eines Reihenhauses eher für Normalbürger empfehlenswert. Für solche, die gerne normal und langweilig sind. Denn nur dann werden sie sich dort wohlfühlen. Ich würde dort depressiv werden, weil ich mich ohne Unterlass beobachtet und verurteilt fühlen würde. Ich würde das Haus nur noch ungern verlassen und den Garten nicht mehr nutzen.
Als wir ein Haus gesucht haben, wäre uns ein Einsiedlerhof am liebsten gewesen. Aber die stehen ganz selten zum Verkauf. Ich denke, die Besitzer wissen ganz genau, was sie daran haben und wie viel diese Abgeschiedenheit wert ist. Nun sind wir in einem Haus mit nur einem direkten Nachbar und der Garten ist nicht auf der Straßenseite. Das reicht gerade so.
Für mich wäre der Besitz des Reihenhauses auch nichts, denn man ist Haus an Haus mit seinen Nachbarn verbunden. Ich würde mich irgendwie eingeengt fühlen, denn man hat nicht etwas eigenes freies als wenn man ein Haus hätte, das freistehend stehen würde.
Bei Verwandtschaft habe ich es miterleben können, die ein Reihenhäuschen besitzen, sich jedoch nicht mehr wohl fühlen, seitdem neue Nachbarn neben ihnen wohnen. Sie sagen selbst, das man wenn man Nachbarn hat, die keine Rücksicht auf andere nehmen, man echt gelitten hat. Zudem muss man sich echt anpassen, denn ein Reihenhaus kann nicht aus der Reihe tanzen, sondern es muss einheitlich sein. Dies hat man alles nicht, wenn man man ein freistehendes Häuschen besitzt.
Daher wohl auch der Ausdruck "spießig", weil man sich an alles hält und genauso läuft wie alle anderen angrenzenden Reihenhäuschen.
Diese Einteilung von Dingen in "spießig" und "nicht spießig" könnte doch selber kaum spießiger sein! So jedenfalls würde ich es bezeichnen, wenn man so sehr in Schubladen denkt und Leute sogar für individuelle Entscheidungen, die außer ihnen niemanden etwas angehen, kritisiert. Jemandem die Entscheidung, wie er wohnen will, madig reden zu wollen, finde ich ziemlich intolerant und kleinbürgerlich.
Ich bin der Meinung, dass nichts gegen ein Reihenhaus spricht. Sicher hat man die Nachbarn direkt nebenan, aber das hat man bei einer Mietwohnung definitiv auch. Und da sind es sogar noch mehr Nachbarn und man ist noch beengter, als wenn man immerhin ein ganzes Haus für sich alleine hat.
Wenn man in einer Mietwohnung lebt, passiert es meinen Erfahrungen nach nicht gerade selten, dass man auf seinem Balkon von den Nachbarn auf den direkt benachbarten Balkons gesehen wird. Teilweise ist bei solchen Häuserfronten ja wirklich ein Balkon neben dem anderen angebracht. Die haben vielleicht einen Meter Abstand. Das bietet doch auch keinerlei Privatsphäre. Und wenn der eigenen Wohnung gegenüber noch ein Häuserblock steht, dann besteht auch noch die Wahrscheinlichkeit, dass vom dortigen Balkon aus Nachbarn zu einem herüber sehen. Ich hatte sogar mal ganz schreckliche, die glotzten mir wirklich fast den gesamten Tag in mein Schlafzimmer hinein. Da stelle ich mir das Leben in einem Reihenhaus weniger schrecklich vor.
Abgesehen davon kann man meines Wissens auch bei Reihenhäusern den Garten und die Fassade etwas umgestalten, sodass sie dem eigenen Geschmack etwas besser entpricht. Monoton und unindividuell muss ein Reihenhaus also auch nicht zwangsläufig aussehen. Außerdem kommt es ja auch auf die Inneneinrichtung an, und da kann niemand einem Vorschriften machen.
Also, um mal zu einem Fazit zu kommen: In einem Reihenhaus ist man meines Erachtens noch weniger eingeschränkt, als in einer kleinen Wohnung. Trotzdem würde kaum jemand auf die Idee kommen, bei einer kleinen Mietwohnung davon zu reden, dass das doch etwas für Spießer sei. Dabei kann man da beispielsweise mit seinem Balkon oder, wenn man im Erdgeschoss lebt, auch mit einem kleinen Garten, auch nicht unbedingt machen, was man möchte. Und eingeengt ist man definitiv ebenfalls.
Bei Reihenhaus hingegen ist schnell von Spießigkeit die Rede. Ich denke, das hat tatsächlich auch viel mit Vorurteilen zu tun. Mietwohnungen fallen diesem Vorurteil eher nicht zum Opfer, weil einfach sehr viele Leute so wohnen. Es ist nichts, was mit einem besonderen Reichtum zutun hätte. Während man Leute, die sich immerhin ein Reihenhaus leisten können, schon vorwerfen kann, dass sie "reich" seien. Ich glaube, deswegen werden Reihenhausbewohner teilweise auch angefeindet. Möglicherweise ist es wirklich auch ein wenig Neid, dass sie sich immerhin ein Haus kaufen konnten, während man selber in einer 1-Zimmer-Mietwohnung vor sich hin lebt. Das trifft nämlich lustigerweise oft auf Leute zu, die andere als Spießer beschimpfen.
"Spießig" ist jetzt kein Wort, dass ich benutzen würde, aber Reihenhäuser sind halt das Gegenteil von Individualität und wahrscheinlich werden die Bewohner dann eben auch als langweilige Anpasser empfunden.
Das ist natürlich Quatsch, denn kaum jemand wird freiwillig in einem Reihenhaus wohnen. Ich meine damit jetzt nicht, dass jemand dazu gezwungen wird, aber die meisten Leute würden sicher ein freistehendes Haus mit richtigem Garten vorziehen, wenn sie es sich leisten können oder wenn es so etwas in ihrem bevorzugten Wohngebiet geben würde.
Ich könnte mir selber auch nicht vorstellen ein Reihenhaus zu besitzen. Ich sehe den Unterschied zu einer Wohnung nicht, weil ich dort auch Nachbarn habe, die direkt neben mir wohnen und von denen ich mehr mitbekomme als ich möchte. Die Nutzung des kleinen Fleckchens Garten ist auch nur eingeschränkt möglich, weil man von allen Seiten beobachtet und gehört werden kann und beim Grillen immer schauen muss, dass man den Nachbarn nicht unnötig einräuchert.
Wawa666 hat geschrieben:Möglicherweise ist es wirklich auch ein wenig Neid, dass sie sich immerhin ein Haus kaufen konnten, während man selber in einer 1-Zimmer-Mietwohnung vor sich hin lebt.
Ich denke nicht, dass das mit Neid zu tun hat. In einer Mietwohnung lebt man, weil man es sich nicht anders leisten kann. Man hat nicht das Geld zum Kaufen eines Hauses. Aber wenn man das Geld hat, soll man doch das Geld nutzen, um der Eingeengtheit zu entfliehen und sich diese nicht für viel Geld kaufen. Meiner Meinung nach ist das ein bisschen so, wie wenn ein Rollstuhlfahrer es nicht versteht, warum andere ihre Beine nicht nutzen und sich an ihnen freuen, sondern stattdessen lieber faul und fett auf der Couch zu sitzen. Wenn man die Möglichkeit hat, soll man sie doch nutzen. Und das tun Käufer von Reihenhäusern nicht.
Ich nahm bisher an, dass Reihenhäuser einfach kostengünstiger sind, als freistehende Häuser mit größerem Garten. Irre ich mich da? Sind Reihenhäuser genauso teuer, wie andere Häuser? Dann könnte ich es auch schlechter nachvollziehen, wieso Menschen sich ausgerechnet ein Reihenhaus aussuchen.
Aber bisher dachte ich einfach, dass ein Reihenhaus quasi die Alternative wäre, wenn man etwas mehr Geld hat, sodass man nicht mehr in einer Mietwohnung leben muss, wenn man aber dennoch noch nicht ausreichend Geld für ein "richtiges" eigenes Haus besitzt. Das Reihenhaus dienst in dem Fall also quasi als billigere Notlösung, weil das Geld für ein richtiges Haus noch nicht reicht. Oder vielleicht auch als Zwischenstufe zwischen einer beengten 1-Zimmer-Mietwohnung und einem richtigen Haus. Ich jedenfalls stelle mir das Leben in einem Reihenhaus wirklich noch angenehmer vor, als das übliche Dasein in einer Mietwohnung. Wobei ein eigenes, frei stehendes Haus für mich auch das Optimum wäre.
Ich kann mir schon auch vorstellen, dass Reihenhäuser grundsätzlich ein wenig billiger sind. Aber das hängt doch bei allen Häusern noch von tausend anderen Faktoren ab. Dann würde ich lieber Abstriche an anderen Stellen machen. Also ein freistehendes Haus, das eigentlich teurer ist als ein Reihenhaus, aber dann nehme ich eben ein altes oder lieber etwas abgelegen und nicht zentral. Und schon ist es billiger oder auf dem gleichen Preisniveau.
Und wenn man sich ein Reihenhaus leisten kann, dann spart man eben noch ein wenig mehr und wartet noch ein oder zwei Jahre und kauft sich dann ein freistehendes. Aber es gibt sicher aus Situationen, in denen man sich für den Kauf eines Reihenhauses entscheidet, obwohl man nicht "spießig" ist. Alle Bewohner über einen Kamm zu scheren, ist sicherlich falsch. Das ist es immer.
Aber Sherlock-Holmes will ja wirklich ein Reihenhaus und sieht es nicht als Kompromiss. Und da würde mich ja nun interessieren, warum. (Ich finde es generell schade, wenn man seine eigene Meinung im Ausgangsthread nicht darlegt, sondern nur nach der der anderen fragt.) Wir hatten hier eigentlich nur Stimmen dagegen oder eben solche, die den Kompromiss eingehen würden oder ihn nachvollziehen können. Ich würde gerne eine Meinung hören, die wirklich dafür ist.
Die Kernfrage war ja, warum Besitzer von Reihenhäusern als spießig gelten, und nicht ob sie spießig sind. Natürlich kann man nicht jeden Menschen in eine Schublade stecken. Ich kenne viele Besitzer von Reihenhäusern, und der größte Teil davon ist in der Tat spießig.
Diese Menschen sind grundsätzlich bereit sich abhängig zu machen von ihrem Arbeitgeber um die Baufinanzierung zu sichern. Die meisten, die gebaut haben, befinden sich in einem Abhängigkeitsverhältnis. Mein Chef freut sich über jeden, der baut. Die sind ihm am liebsten, denn die mucken selten auf, weil sie ansonsten ihr Eigenheimglück verlieren. So etwas nennt man nun einmal spießig. Zumal, wenn es sich um Reihenhausbesitzer handelt, also die „Light“ Variante eines Häuslebauers. Ich habe so viele Nachbarkeitsstreitigkeiten unter diesen Leuten gesehen, das ist wirklich unglaublich.
Natürlich gibt es das auch unter Mietern, aber sicher nicht in so einem hohen Masse. Man darf natürlich nicht pauschalisieren, es gibt viele, die ein Reihenhaus aus Gründen der Kaptalanlage haben, oder es geerbt haben. Aber der Grundtenor bleibt: man muss schon eine Anlage zum Spießertum haben, um ein Reihenhaus zu bauen, bei dem einen mehr und dem anderen weniger ausgeprägt.
Warum das Reihenhaus nun spießiger sein sollte als ein normales freistehendes Haus erschließt sich mir nicht. Die wenigsten haben das Geld dafür Bar auf der Hand und gehen dann das Abhängigkeitsverhältnis zum Arbeitgeber ein, damit die Raten für das Häuschen auch finanziert werden können. Egal ob das nun eine Wohnung ist, ein Reihenhaus oder auch ein freistehendes Einfamilienhaus.
Spießig ist man inzwischen immer dann, wenn man sich dauerhaft irgendwo nieder lässt und sich zusätzliche Verpflichtungen auf den Hals setzt denen man auch dauerhaft nachkommen muss. So sind es nicht nur die Reihenhäuser sondern auch Kinder, fester Job einfach alles was Alltag ist und in einer täglichen Routine abläuft.
Dazu kann auch der Streit am Zaun mit dem Nachbarn gehören der jeden morgen auf das neue entflammt weil der andere zuerst die Zeitung bekommen hat, dessen Baum auf das eigene Grundstück ragt oder man ein Problem damit hat, dass sich dieser nackt in seinem Garten sonnt. Das hat man aber nicht nur bei einem Reihenhaus wenn man eng auf eng wohnt, sondern auch bei einem freistehenden Einfamilienhaus, wenn neben dran nochmals ein Haus steht.
Mir sind solche Kommentare komplett egal. Ich weiß was ich will im Leben und für mich gehört das Eigenheim einfach mit dazu. Wenn mich damit jemand als Spießer bezeichnen möchte, dann soll er das bitte gerne machen ich kann damit leben. Aber meistens kommen diese Kommentare auch nur von den Menschen, die das ganze sich ohnehin nicht leisten können und auch nicht bereit sind dafür mehr zu tun. Sprich die Faulen die sich selbst bemitleiden aber an ihrer Situation nichts ändern wollen. Neid steckt auch nicht selten dahinter, den befasse ich mich mit anderen Eigenheimbesitzern, dann fällt der Begriff Spießer und spießig dort jedenfalls nicht.
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