Bestimmte Situationen im Leben zu ernst nehmen?

Ich kenne viele Personen, von denen ich behaupten würde, dass sie viele Situationen im Leben viel zu ernst nehmen und sich zu viele Gedanken darüber machen. Meine Mutter dreht beispielsweise halb durch, wenn sich Besuch angekündigt hat und putzt die Wohnung dann auch den halben Tag, obwohl es bei ihr immer extrem ordentlich aussieht.

Genauso bereitet sie oft aufwändig Essen vor, auch wenn nur ihre Schwester zu Besuch kommen soll. Generell nimmt sie viele Situationen, die ich als eher unwichtig empfinden würde, als extrem wichtig und lernt davor sogar Texte auswendig, damit sie weiß, was sie sagen soll. Nehmt ihr bestimmte Situationen im Leben viel zu ernst, obwohl sie das eigentlich gar nicht wert wären oder habt ihr das in der Vergangenheit schon gemacht?

Ich nehme eigentlich nur für mich sehr wichtige Situationen im Leben sehr ernst und mache mir dann auch viele Gedanken dazu. Wenn ich aber beispielsweise Gäste bekomme, dann schaue ich, was auf mich zukommt und nutze dann einfach den Moment. Darüber mache ich mir nicht viele Gedanken, aber es kann schon mal sein, dass ich ein Themengebiet habe und mir darüber schon sehr Gedanken mache, weil es für mich gerade aktuell oder wichtig ist.

Ich bin leider von meinem ganzen Naturell her ein unlockerer und verkrampfter Typ. Allmählich glaube ich fast, dass dies bei mir in den Genen festsitzt, da ich mir noch so oft sagen kann, dass beispielsweise ein völlig banaler Arzt- oder Banktermin einem erwachsenen Menschen nicht die ganze Woche versauen sollte - ich bin immer noch gestresst. Auch Entspannungsübungen und der ganze Mist helfen bei mir nicht viel. Wenn ich entspannt bin, brauche ich sie gar nicht, und wenn ich nervös bin, hilft gar nichts. Alkohol oder Beruhigungstabletten wären wohl eine Option, aber diesen Weg möchte ich lieber nicht gehen, da ich sehr stolz auf meine guten Leberwerte bin.

Rein rational bin ich mir des Problems also durchaus bewusst und verstehe auch ehrlich gesagt nicht, wieso ich immer gleich nervös werde. Mittlerweile kann ich damit auch relativ gut umgehen und trotz Nervosität als Erwachsener in der Gesellschaft funktionieren. Aber lieber wäre es mir doch, wenn ich nicht immer Herzklopfen und schweißnasse Hände bekommen würde. Rein vom Verstand her kann ich also nicht behaupten, Alltagssituationen über Gebühr ernst zu nehmen, aber erzählt das mal meinem Reptilienhirn, welches überall Säbelzahntiger wittert!

Ich nehme mein ganzes Leben ernst und sehe bei jeder Situation zu, dass ich diese bestens vorbereitet und gewappnet angehe. Spontane Dinge ohne Vorbereitung kann ich überhaupt nicht ausstehen, egal ob es nun der Überraschungsbesuch ist oder auch eine neue Gegebenheit die vorher nicht durchgespielt worden ist im Kopf und entsprechend bearbeitet.

Ob es das Wert ist, liegt im Auge des Betrachters. Für mich ist es auch schon die Kleinigkeit Wert, dass das Essen für die Gäste perfekt ist, dass der Tisch perfekt gedeckt ist. Anderen ist das egal, aber diese haben dann auch nicht den Drang zur Perfektion. Ich kann auch mit Leuten allgemein nichts anfangen, die nicht eine Situation in ihrem Leben mit einem Plan begehen sondern einfach so in den Tag hinein leben und meinen es klärt sich dann alles von alleine. Für mich zeugt das von wenig Ernsthaftigkeit und noch weniger ist das ganze von Erfolg gekrönt wenn ich mich in meinem Umfeld so umsehe.