Genervt sein, wenn jemand geschwollen spricht?

vom 10.11.2016, 23:56 Uhr

Ich kenne einige Menschen, mit denen ich mich öfter unterhalte und es nervt mich oft ungemein, wenn diese sehr geschwollen reden. Fast, als würden sie einen förmlichen Text verfassen. Ich erwarte nicht, dass mit mir in Gossensprache gesprochen wird. Wenn sich jemand gut ausdrücken kann, ist das sehr angenehm. Doch absichtlich möglichst viele Fremdwörter und hoch gestochene Satzbildungen einbauen, ist irgendwie immer anstrengend. Es geht ja meistens um private Gespräche unter Freunden.

Kennt ihr auch Leute, die sich immer total gewählt ausdrücken und sehr geschwollen reden? Nervt es euch auch so? Macht ihr die Leute darauf aufmerksam, oder lasst ihr es einfach so stehen? Mir ist aufgefallen, dass die meisten Leute so etwas im privaten Gespräch oft als merkwürdig empfinden. Ich auch.

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» PinkPirate » Beiträge: 646 » Talkpoints: 2,35 » Auszeichnung für 500 Beiträge



In welchen Kreisen befindest du dich denn? :shock: Nee, kenne solche Menschen eigentlich nicht. Habe im Bekanntenkreis auch einige Unternehmer auch mit einem Dr. Med unterhalte mich oft, mit meinen Dozenten, aber nein sind alle normal weg. Schlimmer finde ich da ein paar Geschwister von meinem Vater, die haben vielleicht eine Aussprache, aber naja, können sie vielleicht auch nix für. Sonderschule, keine Ausbildung. Da nervt es mich um so mehr das sie bei den Kindern nicht darauf achten, dass da mal einer eine Ausbildung macht.

Eine Dozentin hatte ich mal, eigentlich eine ganz liebe, aber sie hatte so eine hohe Stimme, dass ich nach 3 Stunden Unterricht echt Kopfschmerztabletten brauchte, das war nervig. :wall:

» sunshine251176 » Beiträge: 67 » Talkpoints: 26,27 »


Viele Leute, in deren Kreisen ich mich bewege, können gar nicht anders. Was für die meisten Menschen vermutlich absolut geschwollen und hochgestochen klingt, ist für die Damen und Herren normaler Umgangston. Gelegentlich werden auch ein paar lateinische Floskeln wie "absente cadavere" oder "horribile dictu" eingeflochten, oder die Klassiker zitiert. Philosophie und Theologie bis zur Habilitation machen das mit einem Menschen, und die Anlagen sind natürlich schon vorher da. Ich find's herrlich! :lol:

Ich selber neige nämlich auch zur großzügigen Verwendung von Fremdwörtern oder generell Begriffen mit mehr als zwei Silben, versuche auch gelegentlich abstrakte und komplexe Phänomene in Worte zu fassen und wenn ich den medizinischen, bautechnischen oder biologischen Fachausdruck kenne, dann, bei Gott! werde ich ihn auch verwenden.

Früher habe ich immer versucht, meine Ausdrucksweise krampfhaft auf einem schlichteren Niveau zu halten, aber das hat nicht hingehauen. Das heißt noch lange nicht, dass ich den Leute aktiv auf die Nerven zu fallen versuche, aber ich habe eben keine Lust, mit jemandem in Kindersprache zu sprechen, nur weil der Mensch gerade das Telefon anschließt oder meine Semmeln eintütet.

Meiner Erfahrung nach fühlen sich manche Leute von "geschwollener" Sprache auch in ihrem Selbstwert gekränkt, weil sie sich dann dümmer, veräppelt, von oben herab behandelt, oder was auch immer vorkommen. Da muss ich aber mittlerweile sagen, dass das eine Frage der Perspektive ist. Wenn ich automatisch davon ausgehen würde, mein Gegenüber sei geistig minderbemittelt und könnte nur den simpelsten Aussagen folgen, wäre das doch noch viel kränkender? Dass Wortwahl und Aussprache rein gar nichts mit dem Wert oder der Würde eines Menschen zu tun haben, ist mir zumindest sonnenklar.

» Gerbera » Beiträge: 11315 » Talkpoints: 48,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Mein Wortschatz ist umfassender als nur die schlichte und einfache Sprache. Warum sollte ich das nicht auch zur Anwendung bringen und alles in der banalen schlichten Sprache aussprechen? Ich habe es doch nicht nur mit minderbemittelten Leuten zu tun, sondern bewege mich auf einer Ebene mit meinesgleichen und in einigen Berufszweigen gehört das einfach mit dazu.

Du würdest auch keinen Bankberater haben wollen, der dich im Ghetto Sprachstil begrüßt mit "Jo Alter was geht" aber ist das dann schon direkt eine geschwollene Sprache wenn er dich begrüßt mit "Frau X was haben Sie denn für ein Anliegen, wie kann ich ihnen helfen?" Das ist doch alles Auffassungssache und ich empfinde vieles nicht als geschwollen was andere schon längst an den Rand der Verzweiflung bringt. Genervt bin ich davon nicht solange es authentisch ist, wenn es allerdings künstlich aufgebauscht wird und dann noch teilweise falsch verwendet, dann muss ich mich eigentlich eher fremd schämen als genervt zu sein.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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