Sich Dinge schön reden unsinnig oder gut für Selbstwert?

vom 08.11.2016, 21:12 Uhr

Meine ehemalige Mitbewohnerin war Profi darin, sich Dinge schönzureden. Das fand ich immer ein wenig realitätsfern. So hat sie sich gefreut, mit ihrem Freund endlich eine gemeinsame Wohnung gefunden zu haben und sprach dabei von Glück. Denn sie hätten ja quasi gar nicht nach einer Wohnung gesucht und diese sei ihnen über Vitamin B so in die Hände gefallen.

Ich fand das schon komisch, um es nicht Selbsttäuschung zu nennen, da die beiden eigentlich seit über einem Jahr von nichts anderem gesprochen haben, als zusammenziehen zu wollen. Dazu habe ich dann nichts gesagt, denn wieso sollte ich ihr die Laune ruinieren.

Findet ihr es normal, dass Leute sich Dinge schön reden? Oder ist das für euch auch Selbsttäuschung? Würdet ihr den Leuten die Wahrheit vor den Latz knallen oder nichts dazu sagen? Wann findet ihr es sinnvoll, Dinge schön zu reden?

» Cappuccino » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Normal ist das schon, aber mir nicht sympathisch. Wenn es jemanden gibt, den man nicht belügen sollte, dann doch wohl sich selbst. Wer nicht einmal zu sich selbst ehrlich ist, zu wem denn sonst? Redet man dagegen, kann man sich die Freundschaft sowieso abschminken, denn solche Leute wollen nur in ihrer Selbsttäuschung bestätigt werden.

» Schwarze Strümpfe » Beiträge: 70 » Talkpoints: 19,09 »


Ich würde es weniger als Schönreden empfinden, wenn mir jemand ständig erzählt, wie ihm XY praktisch in den Schoß gefallen sei, und wie geschickt er seine "Beziehungen" ausgenutzt habe und hach! man sei ja so ein Glückskind!, sondern eher als Angeberei. Im Sinne von: Ihr Piesepampel studiert ja tatsächlich noch die Kleinanzeigen, ich ruf da meinen Papa an, der kennt einen Makler, und schwupps, haben wir die perfekte Wohnung zum absoluten Spottpreis. Die Wahrheit sieht zudem oft ganz anders aus, und wenn man ein bisschen bohrt, stürzt das ganze Gebäude schnell in sich zusammen.

Als Schönreden im engeren Sinne empfinde ich eher, wenn man bei einer Erfahrung ein bisschen zu sehr das Positive herauskehrt, und die Schattenseiten unter den Tisch fallen lässt, und damit habe ich ein sehr viel geringeres Problem. Gerade im Urlaub, oder wenn man eine größere Anschaffung tätigt, ist ja nie alles zu 100 Prozent perfekt und eitel Sonnenschein. Dann kann man endlos auf den 10 Prozent herumhacken und darüber jammern, was alles nicht toll war oder man kann sich notfalls auch mit ein bisschen Vehemenz auf die positiven Seiten konzentrieren.

"Mein Urlaub war total toll, spottbillig und der Service vom Feinsten! Das kommt eben davon, wenn man rechtzeitig bucht! :D " würde ich je nach Zusammenhang nicht als "Schönreden" ansehen, "Die Hotelzimmer waren ein bisschen klein, und es hat auch viel geregnet, aber dafür war das Essen richtig gut, und es ist ja auch mal angenehm, wenn es nicht so heiß ist": Das ist für mich Schönreden. Letzteres stört mich weniger, da mir Angeber und Großsprecher schon ganz gewaltig auf die Nerven gehen.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich finde es ziemlich blödsinnig, sich selber so zu belügen oder das zumindest zu versuchen. Gerade dann, wenn man auch von dem Vorhaben anderen Menschen erzählt hat, ist es doch unsinnig, wenn man dann sagt, dass man es gar nicht vorhatte und es reiner Zufall war, dass man nun eine Wohnung gefunden hat. Dann ist es doch nur eine Frage der Zeit, bis vielleicht mal einer die Frage stellt, wen sie eigentlich veräppeln möchte.

Ich finde so ein Verhalten absolut unnötig und ich denke, dass ich auch etwas sagen würde, weil es für mich auch so nach Angeberei klingt, die ich nicht mag. Sicher verstehe ich es, dass du die Laune deiner ehemaligen Mitbewohnerin nicht ruinieren wolltest, aber ich denke, dass ich mir in so einem Moment einen Kommentar einfach nicht verkneifen könnte.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



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