Sich als Kind über Kompliment zur Figur freuen?

Ich habe eine angeheiratete Tante A in meinem Familienkreis, mit der sich viele nicht besonders gut verstehen, mich eingeschlossen. Sie ist oft etwas unhöflich und erzieht ihre Kinder auch auf eine eigenartige Art und Weise.

Meine Eltern sind aber Paten ihres Sohnes und so waren wir vor einigen Wochen auch zu Besuch, da mein Cousin Geburtstag hatte. Wir haben dann aber unterwegs auch noch eine weitere Tante B mit ihrer Tochter aufgegabelt. Die Tochter ist jetzt 8 Jahre alt und war früher ziemlich moppelig. Inzwischen geht es eigentlich und meine Tante geht auch regelmäßig zum Arzt, um das Gewicht kontrollieren zu lassen.

Als Tante A dann die Tür aufgemacht hat, hat sie uns alle begrüßt und meinte dann, dass meine Cousine sehr gut abgenommen hätte und jetzt schon viel besser aussähe. Meine Cousine wusste mit dem Kompliment nicht so recht etwas anzufangen und war etwas verlegen. Sie hat auch keinen guten Kontakt zu ihrer Tante.

Ich selbst muss auch sagen, dass ich das Kompliment gänzlich daneben fand. Klar war meine Cousine vorher etwas moppelig, aber ich denke nicht, dass sie sich in ihrem Alter für ihre Figur interessiert. Außerdem hätte ich Angst, dass sie es so aufgreift, dass sie vorher hässlich gewesen ist und aus dem Ganzen am Ende dann doch wieder so etwas wie eine Magersucht oder so entsteht.

Findet ihr, dass man achtjährigen schon Komplimente für die Figur machen muss? Denkt ihr nicht auch, dass das möglicherweise auch nach hinten los gehen könnte und das Kind das fälschlicherweise als Aufforderung verstehen könnte, noch mehr abzunehmen?

Es könnte aber auch einfach als Lob aufgefasst werden, weil deine Cousine ja auch Mühe reingesteckt hat ins Abnehmen. Gut, dass deine Tante gesagt hat, dass sie jetzt toll aussähe, war vielleicht etwas daneben. Beim Übergewicht von Kindern sollte der gesundheitliche Aspekt definitiv im Vordergrund stehen. Dennoch denke ich, dass es lieb gemeint war.

Im Leben deiner Cousine spielt ihr Gewicht leider eine Rolle. Ihre Mutter hat mit ihr darüber geredet, sie geht regelmäßig zum Arzt und über ihre Ernährung wird bestimmt auch viel gesprochen. Das ändert sich doch nicht, wenn alle Außenstehenden dazu schweigen. Und es ist Aufgabe der Mutter, dem Kind dennoch zu vermitteln, dass es nicht um ihr Aussehen, sondern um ihre Gesundheit geht. Wenn ein einziger Kommentar die getane Arbeit auf diesem Gebiet zunichte macht, hat die Mutter dort keine gute Arbeit geleistet.

Also ich finde es vollkommen in Ordnung, die Leistung des Mädchens zu erwähnen und anzuerkennen. Die wenigsten Kinder können in dem Alter souverän auf Komplimente reagieren. Egal, ob es um ihre Figur oder um ein gemaltes Bild geht.

Also so schlimm wie du das jetzt beschreibst kommt es mir nun nicht vor. Es ist doch genau dasselbe, ob man so etwas nun einem Kind oder einem Erwachsenen sagt. Man kann immer alles in den falschen Hals bekommen, wenn man nur Lust dazu hat. Das ist meiner Meinung nach nicht davon abhängig, ob es nun ein Kind oder ein Erwachsener ist, um den es sich handelt.

Man kann so etwas wirklich als Kompliment auffassen, oder als die Aussage, die sie für manche darstellt: "Kaum vorzustellen, dass du einmal noch fetter warst.", die Botschaft entsteht beim Empfänger und je nach Gefühlslage, Situation und Verhältnis zur jeweils anderen Person. Je nachdem, ob man jemandem nahe steht, interpretiert man ein- und denselben Satz anders.

Ich finde diesen Satz absolut in Ordnung. Wenn die Kleine regelmäßig deswegen zum Arzt muss und alles kontrolliert wird, dann weiß sie ja auch um das Problem und hätte das Kompliment somit auch verstehen können. Wobei ich denke, dass man in dem Alter generell gerne mal ein bisschen schüchtern ist und wenn man dann noch wenig Kontakt zu dem Kind hat, ist das sicherlich auch ein bisschen komisch für das Kind solche Sachen zu hören.

Dennoch finde ich es gut, wenn man ein Kind dafür lobt, dass es sich gesund ernährt und gut aussieht. So etwas kann und sollte man durchaus sagen. Immerhin ist es für das Kind ja nicht leicht zu verzichten und wenn es dann Lob bekommt ist das doch schön.

Ich frage mich ehrlich wie es die Eltern soweit kommen haben lassen können, dass ein Kind so fett ist in diesem Alter, damit es schon eine Ernährungsüberwachung durch den Arzt braucht. Dafür habe ich kein Verständnis und somit ist das sicherlich nicht dem Verdienst des Kindes geschuldet, dass es nun nicht mehr so fett ist wie vorher. Denn das Kind wird sich mit 8 Jahren auch nicht in die Küche stellen und sein Essen selbst zubereiten, dass wird vorher alles schön die Tante gemacht haben, mit toller Sahnesauce, fettigem Essen und sonstigen Dingen. Auch das das Kind sich keinen Zentimeter bewegt und fett geworden ist, ist doch ihre Schuld.

Wieso man nun das Kind dafür lobt, dass es abnimmt was gar nicht hätte notwendig sein müssen wenn die Eltern vorher konsequent waren und das in den höchsten Tönen lobt verstehe ich nicht. Das Kind wird nicht gesagt haben "Mama ich bin zu fett bring mich zum Arzt" wird sich nicht in die Küche stellen und Salat schnippeln und freiwillig seine Süßigkeiten herausgeben oder den Hintern mal nach draußen zu bewegen anstatt vor der Konsole zu sitzen.

Allgemein finde ich es befremdlich wenn man einem Kind sagt, du bist du fett, du bist zu dürr, du siehst heiß aus und sonstige Dinge. Das sorgt nur dafür, dass das Kind aufmerksam darauf wird und sich dann auch auf seinen Körper konzentriert und dann falschen Vorbildern nacheifert mit einer Essstörung damit man auch so schön schlank ist und von allen geliebt wird, denn mit einer normalen Figur kann man das offenbar nicht, wie die Medien, Tanten und sonstige Personen suggerieren.

Das jemand mit 8 Jahren schüchtern sein soll und das die Regel ist kann ich so auch nicht unterschreiben. Das ist alles eine Sache der Erziehung die im Vorfeld gelaufen ist. Auch mit 8 Jahren kann ein Kind schon selbstständig, wortgewandt und souverän sein aber auch das komplette Gegenteil. Wer es nicht geschafft hat sein Kind mal zu loben im Vorfeld damit es auf so etwas reagieren kann, dann tut es mir leid, wurde noch mehr verpasst und man sollte sich die Frage stellen ob ein Kind das richtige ist wenn man es schon so verkümmern lässt und es nicht einmal in der Lage ist ein einfaches "Danke" aus seinem Mund zu bekommen, weil es das nie gelernt hat.

Da geht es mir mal wieder ähnlich wie Sorae. Mich selber hat als Kind schon das ewige "Du bist aber groß geworden!" halb zu Tode genervt, da ich darauf nun mal wirklich keinen Einfluss nehmen konnte und es daher auch weder als Lob denn als Kompliment gesehen habe.

Als relativ dickes Kind (medizinische Intervention war nicht nötig, aber ein paar Kilo weniger hätten mir definitiv nicht geschadet) habe ich mir auch schon relativ früh diese halb scherzhaften Bemerkungen im Sinne von "gut durch den Winter gekommen" anhören müssen. Die Pubertät hat damit glücklicherweise aufgeräumt, aber aus heutiger Sicht sehe ich es schon sehr kritisch, Kinder erst fett zu füttern (Danke Oma, ich mag dich trotzdem!) und ihnen dann auf diese Art quasi die Verantwortung für ihre Figur zuzuschieben.

Generell weiß ich bis heute nichts mit Kommentaren zur Figur oder generell zum Äußeren eines Menschen anzufangen, egal ob Kind oder Erwachsener. Die meisten Leute wissen ja, dass sie groß, klein, dick, dürr, athletisch, spaghettihaft oder was auch immer sind, also was sollten sie darauf sagen? Und gerade Kinder nehmen sich Kommentare und Bemerkungen oft noch mehr zu Herzen als Erwachsene, die sich schon so viel Müll anhören mussten, dass das meiste an ihnen abprallt. Da kann sich dann schon mal eine psychische Störung im Sinne von: "Ich bin fett und daher wertlos" festsetzen.

Ich würde ein Kind also eher für seine Interessen und Hobbys loben und ihm Komplimente machen, weil es hier schließlich eigene Leistungen und Bemühungen eingebracht hat als für seine Figur, da es in der Regel ja nicht selber einkauft und kocht, sondern das essen muss, was man ihm vorsetzt. Es gibt außerdem schließlich noch andere Aspekte einer Persönlichkeit als immer und ewig nur das verdammte Gewicht, und bei einem Kind ist es ja nur sehr bedingt eine Frage der Selbstdisziplin und der eigenen Anstrengung, ob die Person dick oder dünn ist, sondern in erster Linie in der Verantwortung des Umfelds.