Sich schuldig fühlen, wenn man Hilfe bekommt?

vom 23.08.2016, 17:59 Uhr

Ich habe eine Freundin, der ich gerne schon mal bei der ein oder anderen Sache helfe. Sie nimmt die Hilfe dann auch, was ich sehr gut finde. Da ich es gerne mache und es sich doch meist um Kleinigkeiten handelt, die mir gar nichts ausmachen.

Allerdings ist es dann immer so, dass sie sich wohl irgendwie schuldig fühlt, wenn ich bei etwas geholfen habe. Sie fragt dann auch ständig nach, ob ich auch nichts wichtigeres zu tun hätte und fragt, wie sie das denn wieder gutmachen könnte. Ich versichere ihr dann immer wieder, dass alles gut ist und es mir wirklich nichts ausmacht. Außerdem revanchiert sie sich irgendwann mal, wenn ich dann mal Hilfe brauche.

Kennt ihr das auch, dass man sich schuldig fühlt, wenn man Hilfe bekommt? Geht es euch da auch so? Oder kennt ihr jemanden, bei dem es auch so ist? Wie geht ihr dann damit um?

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge



Ich finde solche Leute furchtbar. Nehmen meine Hilfe gerne an und zieren sich dann um gut dazustehen oder was auch immer. Entweder man nimmt meine Hilfe an oder man lehnt sie ab, aber dieses bescheidene "das wäre doch nicht nötig gewesen" Getue, das bei den Deutschen anscheinend zum guten Ton gehört nervt mich genauso wie die blöde "für mich?" Frage wenn man jemandem etwas schenkt.

Und nein, ich fühle mich nicht schuldig wenn mir jemand hilft, warum auch? Ich weiß, dass ich niemanden ausnutze und meine Schulden immer bezahlen, also wenn jemand mir einen Gefallen tut kann er auch darauf zählen, dass ich für ihn da bin wenn er Hilfe braucht.

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» Cloudy24 » Beiträge: 27476 » Talkpoints: 0,60 » Auszeichnung für 27000 Beiträge


Gerade im Freundeskreis kann ich so etwas auch nicht verstehen. Da finde ich es auch selbstverständlich, dass man sich gegenseitig hilft, wenn man kann und wenn der andere einem dann helfen kann, dann ist das auch schön. Aber unter Freunden finde ich so etwas auch ganz furchtbar, wenn man dann immer wieder fragt, ob das klar geht oder was der Freund für die Hilfe haben möchte oder so etwas. Natürlich bezieht sich das nur auf die von dir erwähnten Kleinigkeiten.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Ich kann das nicht nachvollziehen. Immerhin hat man um einen Gefallen gebeten und der andere hat geholfen. Du schreibst ja auch selbst davon, dass sich deine Freundin dann mit der Zeit immer wieder revanchiert und somit hält sich das dann die Waage. Wieso deswegen dann also schuldig fühlen? Wenn der andere Partner der Meinung ist, dass es nicht mehr ein ausgeglichenes Verhältnis ist und sich ausgenutzt vorkommt, dann würde man doch auch einfach keiner Bitte mehr nachkommen.

Ich sehe es auch einfach von diesem Standpunkt. Ich bitte jemanden um Hilfe und behalte mir das auch im Hinterkopf. Irgendwann kommt immer der Zeitpunkt, an dem die andere Person auch etwas von mir braucht und ich mich revanchieren kann. Dabei muss es noch nicht einmal immer die gleiche Anzahl von Gefallen sein, es kann sich nur um Kleinigkeiten handeln die ich brauche und dafür kommt jemand anderes mit einer größeren Bitte auf mich zu. Damit wäre das Thema dann auch schon wieder gleichwertig für mich, denn man muss auch immer sehen um was es sich handelt.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich kann das nicht wirklich nachvollziehen. Immerhin hilft man sich in einer Freundschaft gegenseitig und das ist auch ganz normal. Ein schlechtes Gewissen oder Schuldgefühl braucht man da nicht haben. Solche Leute kenne ich zwar durchaus auch, aber besonders sympathisch finde ich das nicht. Diese Leute fragen ja auch um Hilfe und sie wissen auch, dass ich sagen würde, wenn ich keine Zeit habe zum helfen.

Ich vermittel der Person dann immer wieder, dass ich wirklich Zeit habe und gerne helfe. Wobei ich dann auch mal sage, dass man zum Beispiel mal einen trinken zusammen geht und man es da wieder gut machen kann, wenn die Person mich dann zu sehr mit solchen Sätzen nervt.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Sorae hat geschrieben:Du schreibst ja auch selbst davon, dass sich deine Freundin dann mit der Zeit immer wieder revanchiert und somit hält sich das dann die Waage. Wieso deswegen dann also schuldig fühlen?

Ich sehe das genauso wie du. Solange alles im Gleichgewicht ist und niemand Grund zu der Annahme hat, sich ausgenutzt zu fühlen, hat man doch theoretisch gar keinen Grund sich schuldig zu fühlen. Ich sehe das aber dennoch etwas differenzierter.

Für mich hört sich das so an als würde Nelchens Freundin Minderwertigkeitskomplexe haben und sich einreden, dass sie Hilfe - egal in welcher Form und von wem - gar nicht verdient hätte und dass sie sich deswegen eben schuldig fühlt. Gesund finde ich so eine Einstellung nicht, keinesfalls. Ich weiß auch gar nicht, was man dagegen tun könnte. Wenn Nelchen selbst schon schreibt, dass sie versichert, dass alles in Ordnung ist, wird Reden alleine in dem Punkt nichts helfen. Das "Problem" scheint wirklich sehr tief verankert zu sein.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


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