Nicht zu blöd für Verhütung, dann doch ungewollt schwanger?
Ich habe eine Bekannte, die ihr erstes Kind vor ein paar Jahren bekommen hat. Mittlerweile geht das Kind sogar schon in die Grundschule. Damals hat sie überall herum posaunt, dass sie nicht zu blöd zum verhüten wäre und das das Kind geplant gewesen wäre. Sie hat dies sogar auf einem sozialen Netzwerk gepostet. Ich fand das alles doch sehr übertrieben und habe mir gedacht, dass es doch völlig egal ist, ob es geplant war oder nicht, wenn sie sich denn eben freut und dem gewachsen ist.
Nun ist sie Jahre später nochmal schwanger. Dies mal hieß es dann aber, dass es nicht gewollt bzw. geplant war, aber eben nicht so schlimm wäre. Ich muss direkt daran denken, was für ein riesen Theater sie damals bei Kind Nummer eins gemacht hatte und jedem erzählt hat, ob er es hören wollte oder nicht, dass sie ja nicht zu blöd für Verhütung wäre. Tja, anscheinend ja doch. Denn sonst wäre sie wohl kaum nun wieder schwanger.
Findet ihr es peinlich, wenn man zuerst rumtönt, dass man keines Falls zu blöd sein, um richtig zu verhüten und dann ein paar Jahre später doch ungeplant schwanger wird? Sollte man da nicht einfach still sein, weil es doch eh niemanden etwas angeht?
Was hast das mit Blödheit zu tun? Die Verhütungsmittel geben fast alle keinen 100% Schutz gegen eine ungewollte Schwangerschaft. Dazu gibt es ja den Pearl Index der darüber die Aussage trifft und selbst bei korrekter Anwendung kann es immer dazu kommen, was aber auch nichts mit Blödheit zu tun hat.
Ich denke man muss niemanden auf die Nase binden ob die Schwangerschaft nun gewollt oder ungewollt entstanden ist. Das geht doch auch niemanden etwas an, genauso wenig ob sich einer gegen Kinder entscheidet und jemand anderes 8 Stück am besten auf einmal möchte und auch bekommt. Man wird aber in bestimmte Schubladen gesteckt und muss dem Gesellschaftlichen Ideal entsprechen und auch hier im Forum gibt es genug User die immer erzählen, dass ein Kind geplant werden muss, damit es auch wohl behütet und geliebt aufwächst und alle anderen Kinder haben es von Anfang an schlecht nur weil sie nicht geplant und ungewollt entstanden sind.
Wer aber auch A sagt der muss auch B sagen. Klar wird sich die Dame nun gefallen lassen müssen, dass andere ihr die Dummheit andichten und auch behaupten werden, dass das zweite Kind ebenfalls ungewollt entstanden ist aufgrund eines Fehlers in der Anwendung der Verhütungsmethode. Aber wer weiß, vielleicht war es doch gewollt und man gibt es nun nicht zu? Denn auch solche Frauen gibt es, die etwas anderes sagen um nicht blöd angemacht zu werden.
Ich habe auch eine Bekannte die nun ihr 7. Kind erwartet. Die Leute bezeichnen sie als asozial, obwohl alle Kinder geplant und gewünscht sind. Viele dichten ihr an, dass sie zu blöd zum Verhüten ist und alle Kinder nach Nummer 2 ungewollt sind. Dabei sind das bewusste Entscheidungen, die Familie bestreitet ihren Lebensunterhalt alleine und beziehen keine Hilfen vom Staat. Dennoch wird sich dort auch in das Leben eingemischt und alles besser gewusst, ohne die Tatsachen zu kennen. Sagt sie offen und ehrlich, dass alle Kinder gewünscht, geplant und gewollt sind wird sie mit offenem Mund angestarrt und ihr sogar widersprochen, da sich doch niemand für 7 Kinder entscheidet, weil es nicht der Normvorstellung der Gesellschaft entspricht.
Mein Sohn existiert auch trotz Verhütung und ich war sicherlich nicht zu dumm dafür. Man hat einfach nur nicht untersucht, ob das ganze auch wirklich funktioniert als ich mich für die Methode entschieden habe. Das aber die Verhütung mit der 3 Monats Spitze bei einem totalen Impfversager ebenfalls nichts bringt, untersucht man nicht da es Sonderfälle sind. Daher habe ich über Jahre russisch Roulette gespielt und eine Schwangerschaft hätte sich jederzeit einstellen können, was aber nicht passiert ist. Erst auf mein Drängen und das selbst finanzieren der Untersuchung nach der Entbindung brachten das zum Vorschein. Seit ich das weiß, weiß ich welche Methoden für mich funktionieren und welche nicht.
Hätte ich das nicht selbst bezahlt die Untersuchungen und darauf gedrängt, dann wäre ich davon ausgegangen ich bin eine die Pech hatte mit dem Pearl Index und hätte damit auch weiter Verhütet. Somit wäre auch eine weitere Schwangerschaft deutlich wahrscheinlicher gewesen als jetzt mit der richtigen Methode die auch passt, aber wer macht das schon großartig? Ich weiß was ich für Überzeugungsarbeit bei meinem Frauenarzt leisten musste, den Hersteller dauerhaft genervt habe und auch mit diversen Forschungseinrichtungen gesprochen habe. Somit hätte man mir bei einer weiteren Schwangerschaft dann auch Blödheit vorgeworfen oder vorwerfen können, obwohl es korrekt angewendet worden war aber die Rahmenbedingungen nicht passen damit es überhaupt funktionieren kann.
Die Evolution hat eine Ewigkeit Zeit gehabt, die Körper von Lebewesen so zu optimieren, dass viel Nachwuchs produziert wird. Von daher ist es eben ganz schön überheblich von uns Menschen zu glauben, dass wir mit ein paar Jahren Fruchtbarkeitsmedizin schon schaffen können, dass Verhütung immer zuverlässig klappt. Die Versagerquote geht eben nur teilweise darauf zurück, dass jemand bei der Anwendung einen Fehler gemacht hat, der vielleicht nicht bewusst war.
Wenn man mit Hebammen oder Frauen die schon eine Weile Verhütung hinter sich haben spricht, hört man die skurrilsten Geschichten, warum Verhütung versagt hat. Selbst Spiralen können von der Gebärmutter ausgestoßen werden, ohne dass man etwas dazu tut und ohne dass man es merkt, zum Beispiel auf Toilette. Schwanger wird man dann trotzdem und ist im guten Glauben, dass das nicht sein kann, weil man sich ja eine Spirale legen ließ. Das um nur mal ein weiteres Beispiel zu nennen. Es gibt tatsächlich einige Möglichkeiten, wie Verhütung ohne Zutun der Frau versagen kann.
Ob man sich pauschal schon vorbeugend rechtfertigen muss? Ich finde nein. Aber ich kenne auch die blöden Kommentare ab dem dritten Kind, ob ich zu blöd zum Verhüten sei, nur weil sich irgendwelche Deppen nicht vorstellen können, dass nicht jeder dem Vater, Mutter und eins Komma drei Kinder Ideal anschließen will. Dass man den Wunsch nach einer Großfamilie haben kann und die auch vernünftig führen kann, ohne dass es den Kindern schlecht geht. Am Anfang hatte ich schon das Bedürfnis, solchen Kommentaren was entgegen zu setzen, mittlerweile denke ich mir meinen Teil über die Intoleranz mancher Leute und rege mich nicht mehr auf. Egal ob man sich rechtfertigt oder nicht, man wird sowieso in irgend eine Schublade gesteckt.
Ich finde nicht, dass man davon sprechen sollte, dass Frauen, die ungewollt schwanger werden pauschal zu blöd zum Verhüten sind. Es gibt immer bei jeder Methode auch die geringe Möglichkeit, dass sie nicht funktioniert und das muss man bei so einer Aussage bedenken. Diese Frauen können nichts dafür und stehen dann plötzlich vor der Wahl ob sie das Kind behalten sollen oder nicht.
Was ich aber schlimm finde ist, wenn man danach gefragt wird ob es geplant war oder nicht. So ist das bei uns passiert. Wir wurden dann gefragt, ob unser Schatz geplant war oder nicht. Das geht doch keinen etwas an. Natürlich war er geplant und ist ein Wunschkind, aber wen geht das denn etwas an? Warum muss man überhaupt danach fragen?
Immerhin sind Frauenkörper ja auch darauf ausgelegt Kinder zu bekommen. Da passieren solche Dinge eben auch, wenn man verhütet und alles dabei richtig macht. Wobei es natürlich immer Expertinnen gibt, die die Verpackungsbeilage beispielsweise nicht lesen und dann überrascht sind das es nicht gewirkt hat. Bei solchen Damen kann man dann schon von Blödheit sprechen, aber generell sollte man nicht sagen das ungeplante Kinder aus Blödheit entstanden sind.
Vielleicht war die Frau beim ersten Kind noch sehr jung und wenn beispielsweise eine 17-jährige schwanger wird, dann denkt man doch eher, dass das nicht geplant war. Wobei es auch 17-jährige geben kann, die sich ein Kind wünschen, aber man denkt ja immer, wer so jung schwanger wird, der wollte das gar nicht und es ist was schiefgelaufen.
Tja, warum fragt man, ob ein Kind gewollt war? Vielleicht weil es zu einem Zeitpunkt kommt, an dem die Eltern noch in der Ausbildung sind oder weil man wissen will, ob man sich freuen soll oder ob man jemanden bedauern soll, der ein Kind nicht wollte.
Also meiner Erfahrung nach kommt diese Frage anscheinend bei jedem aufs Tablett. Selbst wir wurden das gefragt, obwohl wir hier beste Voraussetzungen für ein weiteres Kind hatten: Verheiratete sich liebende Eltern, ein Geschwisterchen, ein jeweils eigenes Zimmer für beide Kinder, ein großes Haus mit Garten, alle Großeltern noch vorhanden, Job auch vorhanden... Also warum kein weiteres Kind?
Die Leute sind mir mit dieser Frage trotzdem auf den Nerv gegangen. Auffällig war jedoch, dass fast ausschließlich nur Leute sowas fragten, die selbst keine Kinder hatten. Anscheinend wussten sie nicht was sie sonst sagen sollten.
Wenn du verhütest und bisher immer alles so gelaufen ist, wie es geplant war, dann freu dich einfach. Aber anderen Blödheit in Sachen Verhütung zu unterstellen, zeugt für mich eher von Nichtwissen in dem Bereich. Denn es gibt auch Frauen bei denen gar keine hormonellen Verhütungsmittel den gewünschten Effekt bringen. Bis so was erkannt wird, kann sich auch die eine oder andere Schwangerschaft einstellen.
Dazu kann es auch Unverträglichkeiten mit anderen Medikamenten geben, die noch gar nicht bekannt sind. Da kann man doch auch nicht einfach behaupten, dass diese Frau dann zu blöd war richtig zu verhüten. Und selbst wenn man weiß, dass man keine hormonellen Verhütungsmittel verträgt, gibt es dann noch den klassischen Fall, dass das Kondom kaputt geht.
Passiert zwar sehr selten, aber ist eben auch nicht unmöglich. Wenn ich nun mal rechne, komme ich auf rund 25 Jahre, in denen ich bewusst verhütet. Würde nun, aus welchen Gründen auch immer, die ich nicht beeinflussen kann, mein Verhütungsmittel den Dienst versagen, dann wäre ich vermutlich in deinen Augen auch zu blöd.
Punktedieb hat geschrieben:Wenn du verhütest und bisher immer alles so gelaufen ist, wie es geplant war, dann freu dich einfach. Aber anderen Blödheit in Sachen Verhütung zu unterstellen, zeugt für mich eher von Nichtwissen in dem Bereich.
Es geht doch gar nicht darum, dass hier der Bekannten gezielt "Blödheit" unterstellt wird, sondern man verwendet die eigenen Worte gegen die Person, die sie ausgesprochen hat. Das finde ich durchaus legitim und als Diskussionsanreiz eine sehr provokante These. Das muss aber nicht heißen, dass Nelchen selbst so denkt, wenn sie der Bekannten mit dieser Formulierung nur den eigenen Spiegel vorhält. Wenn das nicht bei dir angekommen ist, hast du den Beitrag entweder nicht gelesen oder nicht verstanden.
Ich habe den Beitrag gelesen, keine Sorge. Aber man sollte auch bedenken, wie viele Jahre dazwischen liegen. Wie alt war diese Frau damals, wo sie diese Aussage getätigt hat? Und wenn man den Spiegel vorhalten will, sollte man sich vielleicht auch mal selbst fragen, ob man bei Bedarf dann auch so behandelt werden will.
Wenn ich so etwa sechs Jahre zurück denke, habe ich damals sicherlich auch manche Äußerung getätigt, die ich heute nicht mehr allgemein kund tun würde. So was nenne ich dann Lebenserfahrung. Aber man kann natürlich auch jede Menge Spaß daran haben anderen Menschen ständig die negativen Dinge der Vergangenheit unter die Nase zu reiben.
Mir geht es einfach darum, dass die Bekannte bei der ersten Schwangerschaft überall lauthals herum posaunt hat, dass das Kind eben geplant war und sie sagte auch dabei wortwörtlich " sie sei nicht zu blöd, um zu verhüten". Da frage ich mich, warum man dies so breit treten muss und dann ein paar Jahre später ist man doch ungewollt schwanger.
Ich wollte sicherlich nicht damit sagen, dass meine Bekannte zu blöd ist. Ich denke nur, dass eine ungewollte Schwangerschaft durchaus auch passieren kann, wenn man sehr genau verhütet. Ein gewisses Risiko gibt es doch immer. Aber muss man das so öffentlich mitteilen, egal ob es die Leute interessiert oder nicht? Wie Ramones schon schreibt, geht es doch eigentlich niemanden etwas an, ob ein Kind geplant war oder eben nicht.
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