Probearbeiten vor Ausbildungsbeginn üblich und verbreitet?

vom 01.11.2016, 20:30 Uhr

Die Tochter einer Nachbarin ist auf der Suche nach einem Ausbildungsplatz und ist weiter weg zum Probearbeiten eingeladen worden, sodass die Mutter jetzt eine Unterkunft für ein paar Nächte sucht. Das Probearbeiten soll wohl eine Arbeitswoche dauern.

Mich hat das schon überrascht, wenn ich ehrlich bin. Ich hatte immer gedacht, dass man Azubis durch irgendwelche Tests und Vorstellungsgespräche herausfiltern würde, aber dass einer tatsächlich zum Probearbeiten musste, höre ich jetzt zum ersten Mal. Ich hatte angenommen, dass das eher bei Minijobs oder so üblich wäre eben weil ich keinen angehenden Azubi kenne, der vorher Probearbeiten musste. Wie verbreitet ist diese Praxis? Ist das vielleicht abhängig von der Größe des Unternehmens oder der Region? Welche Erfahrungen habt ihr da gemacht?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Es kommt sicherlich auch auf den Job an, den die Person anstrebt. Wenn jemand komplett unhöflich ist, wird eine Ausbildung als Verkäufer schwierig. Vor einer Ausbildung zum Handelsfachwirt zum Beispiel ist Probearbeiten in Bayern nicht unüblich gewesen. Man wollte eben einfach sehen, wie die Person mit Menschen umgeht und ob man einfach mal da Talent und Erziehung mitbringt.

Zum Anderen kann ich mir gerade bei Berufen wie Bestatter oder ähnlichen Berufen die durchaus polarisieren vorstellen, dass da ein Probearbeiten sinnvoll ist. Wenn der junge Mensch bei jeder Leiche entweder in Tränen ausbricht oder sich erbrechen muss, sollte man nach dem Probearbeiten vielleicht noch mal seinen Berufswunsch hinterfragen.

Auch bei Berufen, die besonderes handwerkliches oder feinmotorisches oder künstlerisches Talent erfordern, finde ich ein Probearbeiten nicht schlecht. Wenn jemand zwei absolut linke Hände hat, ist eine Karriere als Uhrmacher vielleicht einfach mal nicht die optimale Wahl, auch wenn man Uhren sehr gerne mag.

Oder wenn man im Kunstunterricht in der Schule nie wusste, was man malen soll, wenn der Lehrer ein Thema ausgibt, dann sollte man vielleicht nicht irgendwas als Beruf wählen, wo man keine Ideen hat, wie man was gestaltet. Also beispielsweise Raumausstatter oder Werbegestalter oder so. Ich denke, da kann schon ein Chef recht schnell sehen, ob dem Bewerber der Job liegt und ob er Spaß an Kreativem hat oder nur den Beruf ergreifen will, weil die Eltern das wünschen.

Letztlich finde ich das aber nicht nur für den Betrieb gut, sondern auch für den Lehrling. Es haben sich schon viele junge und ältere Leute etwas ganz anderes unter dem Berufsalltag vorgestellt, als er letztlich zutreffend war.

Zu meiner Berufswahlzeit waren die Informationsmaterialien im Berufsinformationszentrum nicht sonderlich hilfreich. So war es schwierig, sich ein realistisches Bild von den Berufen zu bilden, die man nicht aus der Verwandtschaft direkt kannte oder die man im Alltag noch nicht erlebt hatte. Ich weiß nicht, ob das heute besser gelöst ist? Und da ist so ein Probearbeiten schon eine gute Möglichkeit, sich realistisch zu informieren, ob man gut gewählt hat oder besser eine andere Ausbildung antreten sollte.

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» trüffelsucher » Beiträge: 12446 » Talkpoints: 3,92 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


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