Rund um das Marmarameer
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Der Nordwesten der Türkei, also die Marmararegion und das europäische Flachland, wird von vielen Türkeibesuchern zugunsten anderer Landesteile übergangen. Hier finden sich jedoch zahlreiche bedeutende Sehenswürdigkeitn, die sich zu besuchen lohnen. Diese Region war sozusagen die Geburtsstätte des Osmanischen Reiches, z dessen erster Metropole die Stadt Bursa südlich des Marmarameers wurde. Später machte man Edirne an der Grenze zu Griechenland zur Hauptstadt. Im 15. Jahrhundert war es für seine unzähligen herrlichen Moscheen und Brunnen berühmt und wurde nur noch von Bagdad an Pracht übertroffen. Am westlichen Ende des Marmarameers liegt die Meerenge der Dardanellen, die seit der Antike von großer strategischer Bedeutung ist. Ihr Nordufer bildet die Halbinsel Gallipoli (Gelibolu), Schauplatz eines der blutigsten Kämpfe des Ersten Weltkriegs.
Heute sind diese Schlachtfelder ein Ort der Ruhe und des Friedens. Sehr viele äußerst bewegende Erinnerungsstücke aus diesem Krieg können im Museum von Canakkale besichtigt werden. Im Marmarameer befinden sich auch einige reizvolle kleine Inseln, mit winzigen Fischerdörfern und schönen Stränden, die wirklich einen Besuch wert sind. Fähren verkehren ab Erdek auf der Halbinsel Kapidagi. Ein weiterer Ort, der es gar nicht verdient, übersehen zu werden, ist die befestige historische Stadt Iznik. Von hier stammen die berühmten Fliesen, die heute viele der prächtigsten Moscheen des Landes zieren.
Sehenswertes
-Halbinsel Gallipoli: Im Ersten Weltkrieg schlug hier die allierte Invasion fehl.
-Edirne: einige der schönsten Moscheen der Türkei sind in Edirne.
-Marmarainseln: kleine Inseln mit Fischerdörfern und Badestränden, bei türkischen Urlaubern sehr beliebt.
-Bursa: erste Hauptstadt des Osmanenreichs, für seine Moscheen und Bäde berühmt.
-Uludag: einer der türkischen Wintersportorte, im Sommer gute Wandermöglichkeiten.
Edirne
Wenn man, aus Istanbul kommend, auf der E80 etwa 225 Kilometer durch die Hügellandschaft der europäischen Türkei nach Westen fährt, erhebt sich plötzlich vor am Horizont die berühmte Silhouette der Stadt Edirne mit ihren unzähligen Kuppeln und Minaretten. Diese stolze alte Stadt liegt nahe der griechischen Grenze an dem Fluß Meric. In der Antike hieß Adrianopolis und war Hauptstadt von Thrakien, der römischen Provinz, die die europäische Türkei, das nördliche Griechenland und den Süden Bulgariens umfasste. Sie wurde im 2. Jahrhundert nach Christus gegründet und nach Kaiser Hadrian benannt. Nach ihrer Eroberung durch Sultan Murat 1361 war sie fast einhundert Jahre lang Hauptstadt des expandierenden Osmanischen Reichs. Im 15. Jahrhundert machte sie Süleyman der Prächtige zu seiner Sommerresidenz. Edirne wurde eine der großartigsten Städte des Mittleren ostens, die mit ihren rund 300 Moscheen und 100 öffentlichen Brunnen sogar in Konkurrenz zu der berühmten Metropole Bagdad trat.
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Selimiye Cami
Viele der alten Moscheen sind noch erhalten. Die schönste unter ihnen ist die Selimiye Cami aus dem 16. Jahrhundert, ein Spätwerk Mimar Sinans, des größten Moscheenarchitekten aller Zeiten, der sie als sein Meisterwerk ansah. Sie wurde für Selim den Strengen erbaut und hat einer örtlichen Legende zufolge 999 Fenster, da der Sultan nicht mit der Zahl 1000 das Schicksal herausfordern wollte. Ihre vier Minaretten sind über 70 Meter hoch, sie werden nur von jenen in Mekka übertroffen. Die Kuppel im Inneren der Moschee ist noch weiter gespannt als die der Hagia Sophia und auf das reichste mit Inschriften verziert. Die Loge des Sultans ist vermutlich die einzige in der Türkei mit einem Mekka gerichteten Fenster.
Die Altstadt
Eine weitere sehenswerte Moschee ist die nordöstlich des Zentrums gelegene Muradiye Cami, die von Murat für die Mevlevi-Derwische errichtet wurde. Die antiken blauen Iznik-Fliesen in ihrem Innern zählen zu den schönsten im Land. Gegenüber der Moschee, auf der anderen Seite des Parks Dilaver Bey, befindet sich der Bedesten, einer der ältesten überdachten Märkte der Türkei. Hier verkauft man vorallem Haushaltswaren. Der Lärm der Händler wird durch mehr als zwölf Gewölbe verstärkt. Westlich davon liegt das alte Viertel Kale Ici, dessen Straßenraster und Reihenhäuser noch aus byzantinischer Zeit stammen.
Öl-Ringen
Edirne ist als Schauplatz der Ringtwettkämpfe (auch "Kirkpinar") berühmt, die jedes Jahr Ende Juni oder Anfang Juli stattfinden. Die Teilnehme ölen dabei ihren gesamten Körper mit Olivenöl ein und tragen spezielle Lederhosen. Regeln scheint es wenige zu geben, verloren hat der, der zuerst zu Boden gedrückt wird. Tause von Wettkämpfern kommen aus allen Landesteilen hierher, der GEwinner erwirkt für sein Dorf oder seine Region großes Prestige.
Edirne Saray
Wenn man den Fluß entlang nach Osten geht, kommt man zu der Insel Saray Ici, auf der die etwas unspektakuläre Ruine des Sultanspalasts steht, welcher einst mit dem Topkapi-Palast in Istanbul wetteiferte. In der Nähe befindet sich das Stadion, in dem die Wettkämpfe im Ölringen ("yagli güres") stattfinden. Interessant ist auch das östlich der Selimiye Cami gelegene Museum für türkische und islamische Kunst, das eien reiche Auswahl historischer Exponate präsentiert, darunter exzellente Fliesen. Hier kann man auch Porträts früherer Kirkpinar-Meister bewundern.
Die Halbinsel Gallipoli - Canakkale
Etwa 190 Kilometer südlich von Edirne entlang der E87 liegt Canakkale, ein unscheinbares Städtchen im strategisch bedeutsamer Lage an der Einfahrt in die Dardanellen. Canakkale ist eine ideale Ausgangsbasis für einen Besuch der Schlachtfelder auf der Halbinsel Gallipoli (Gelibolu). Im örtlichen Militärmuseum können zahlreiche faszinierende Erinnerungsstück besichtigt werden, darunter die Taschenuhr, die Atatürk das Leben rettete, als er von einer Kugel getroffen wurde. Sehenswert ist auch das Archäologische Museum, wo viele Funde aus dem nur 27 Kilometer entfernten Troja gezeigt werden. Hierzu zählen leider keine der bedeutendsten Stücke, welche sich heute entweder in den Nationalmuseen oder in Deutschland befinden. Zum Ausgleich dafür besittz das Museum aber eine hervorragende Münzsammlung, die von prähellenistischen Beispielen bis hin zu prächtigen osmanischen Goldmünzen reicht.
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Gökceada
Bei dieser Insel handelt es sich um das von Homer erwähnte Imbros. Fähren verkehren im Sommer regelmäßig von Kabatepe auf der Gallipoli-Halbinsel, im Winter von Canakkale aus. Zur Erkundung der Festungsruine aus dem 15. Jahrhundert und der schönen Strände benötigt man eine Genehmigung des Militärs, diese in Canakkale erhältlich ist.
Die Legende von Hero und Leander
Die Dardanellen, in der Antike Hellenspont genannt, waren Schauplatz einer der romantischsten Sagen des alten Griechenlands. Jede Nacht durchschwamm Leander die gefährliche Meeresenge, um seine Geliebte, die Priesterin Hero, zu treffen. Sie stellte stets eine Laterne auf, die ihm den Weg wies. Eines Nachts blies der Wind die Laterne aus, und bevor Hero sie wieder entzünden konnte, war Leander vom Weg abgekommen und ertrunken. Als man am nächsten Morgen seine Leiche fand, stürzte sich Hero in die Fluten, um ihrem Liebsten in den Tod zu folgen.
Die Schlachtfelder des Ersten Weltkrieges
1915 verfolgte Winston Churchill einen kühnen Plan zur Unterstützung der schlecht gerüsteten russischen Truppen und zur Eroberung der Türkei. Britische und französische Flottenverbände sollten die Durchfahrt durch die Dardanellen erzwingen und Istanbul solange bombardieren, bis die Türkei kapitulierte. Das Unternehmen edete jedoch in einem Fiasko. Die meisten Schiffe wurden von den in Canakkale postierten Geschützbatterien gestoppt, und die wenigen, die die Durchfahrt erkämpfen konnten, liefen auf Minen auf. Churchill änderte daraufhin seien Taktik: Allierte Truppen sollten auf der Halbinsel Gallipoli landen und von dort aus die Dardanellen einnehmen. Am 25. April 1915 begann die Invasion britischer, französischer, australischer und neuseeländischer Verbände. Im steil ansteigenden Terrain hinter den schmalen Stränden wartete die türkische Armee. Ein schmaler Brückenkopf konnte eingerichtet und trotz ständigem Beschuss durch die Türken gealten werden.
Noch heute sind die zwischen duftenden Pinien die Schützengräben zu sehen, die oft nur 20 Meter voneinander entfernt waren. In den über acht Monate währenden Kämpfen verloren die Allierten mehr als 250 000 Mann. Die Türken erlitten unter der Führung ihres jungen Oberbefehlshabers Mustafa Kemal, der seine Männer durch seinen selbstlosen Einsatz zum Äußersten motivierte, ähnlich hohe Verluste. Im Jänner 1916 zogen sich die Alliierten schließlich zurück, ohne das Geringste erreicht zu haben. Die Dardanellen blieben in türkischer Hand. Man sollte die Besichtigung der Schlachtfelder im Kabatepe-Informationszentrum beginnen, wo Fotos und Originale ausgestellt sind. Rund 30 Friedhöfe mahnen die Schrecken des Krieges. Strände und Schützengräben zeigen noch heute gespenstische Spuren der Vergangenheit in Form von verrosteten Corned-beef-Dosen und Patronenhülsen. Einzelheiten und historische Fakten erfährt man in Canakkale, die beinahe rund um die Uhr abgehalten werden.
Der Anzac-Tag
An der Landung der Alliierten auf Gallipoli nahmen auch Soldaten aus Australien und Neuseeland teil, die sogenannten Anzac-Truppen (Australia and New Zealand Army Corps). Viele Tausende von ihnen verloren hier ihr Leben. Ihnen zu Ehren begeht man in Australien udn Neuseeland am 25. April, den Jahrestag der Invasion, einen nationalen Feiertag (Anzac Day).
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Die Marmarainseln
Diese kleinen, reizenden Inseln liegen im Südwesten des Marmarameers. Sie werden regelmäßig von Fähren aus Erdek an der Südküste angelaufen, im Sommer sogar aus Istanbul. Es gibt mehr als ein halbes Dutzend von ihnen, doch nur die vier größten sind permanent bewohnt. Obwohl viele Türken auf den Marmarainseln ihre Sommerferien verbringen, sind sie (außer an Wochenenden in der Hochsaison) selten überlaufen. Die größte der Inseln heißt Marmara und ist etwa 16 Kilometer lang.
Vor 2500 Jahren existierte hier eine blühende Kolonie der ionischen Stadt Milet, deren Ruinen sich in 300 Kilometer Entfernung an der türkischen Mittelmeerküste befinden. Sind sind allemal einen Abstecher wert, wenn man sich für die Antike begeistern kann. Marmara war für seinen Marmor berühmt, den man noch heute im Norden der Insel abbaut (marmara bedeutet auf griechisch "Marmor", daher der Name der Insel). Neben dem größten Ort der Küste mit seinen malerischen, stel ansteigenden Straßen (der ebenfalls Marmara genannt wird), gibt es hier einige schöne Strände und Badebuchten zu entdecken. Auf der Innsel Avsa wird ein hervorragender Wein angebaut. Pasalimani ist bewaldeter und abgelegener, und auf Ekinlik, der am weitesten entfernten der Marmarainseln, existiert nur ein einziges winziges Dorf.
Griechen im Marmarameer
Die Marmarainseln und ihre Fischerdörfer wirken recht griechisch. Dies ist nicht verwunderlich, da sie bis Anfang des 20. Jahrhunderts von Griechen bewohnt wurden. Als die Beziehungen zwischen Griechenland und der Türkei einen Tiefstand erreichten, wurden alle Inselbewohner nach Griechenland umgesiedelt (im Tausch gegen in Griechenland lebende Türken). Auf manchen Karten sind noch die alten Namen eingezeichnet: Elafonissos statt Marmara, Ophioussa statt avsa und Haloni statt Pasalimani.
Bursa
Diese schnell wachsende Stadt liegt an der Südostseite des Marmarameer, 20 Kilometer von der Küste entfernt. Sie ist für ihre Autoindustrie berühmt und wird als das Detroit der Türkei bezeichnet, bewahrt jedoch zahlreiche Zeugnisse einer großen Vergangenheit. Sie soll im 2. Jahrhundert vor Christus auf Anraten Hannibals, des berühmten karthagischen Feldherrn, gegründet worden sein. Später ebsetzten sie die Römer, danach die Kreuzfahrer. Schließlich kamen 1326 die Türken, die Bursa dann zur ersten Hauptstadhres Reichs machten. Seither wird der Stadt ganz besondere Symphatie entgegengebracht. Messer aus Bursa werden in der ganzen Türkei geschätzt und sind überall in der Stadt erhältlich. Bursa ist auch für seine vielen Bäder berühmt, vorallen für das Yeni Kaplica, das vor fast 500 Jahren auf den Überresten einer römischen Ruine errichtet wurde.
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