Eigene Artikel wegen Klickzahlen immer wieder anklicken?

Ich arbeite nebenbei in der Redaktion eines Online-Magazins. Wir schreiben alle selbst Artikel, wobei wir dann natürlich auch immer die Klickzahlen im Auge behalten. Diese werden dann auch immer besprochen.

Jedenfalls lief ein Artikel eines Mitarbeiters kürzlich nicht so gut, wobei sich die Klickzahlen dann im Laufe des Abends aber verbessert hatten und am nächsten Tag gar nicht mehr so schlecht aussahen. Darauf machte ihn ein anderer Mitarbeiter aufmerksam. Der andere meinte aber nur mit völlig neutralem Gesichtsausdruck, dass er sich abends zu Hause eine Stunde Zeit genommen hatte, um die Klickzahlen selbst in die Höhe schießen zu lassen.

Ich war dann doch etwas erstaunt, da ich so etwas noch nie gemacht hatte. Natürlich freut es mich, wenn Artikel von mir hohe Klickzahlen haben, aber ich würde mich niemals hinsetzen und selbst entsprechend oft draufklicken. ich wusste gar nicht, dass das überhaupt geht, wenn es sich immer um die selbe IP-Adresse handelt. Sorgt ihr bei euren eigenen Artikeln gerne für hohe Klickzahlen?

Ich schreibe für kein Online Magazin und habe das Problem mit den Klickzahlen also nicht. Allerdings finde ich es schon ein bisschen Selbstbetrug, wenn man seine Klickzahlen selbst in die Höhe treibt. Man hilft sich doch eigentlich nicht damit und betrügt sich nur selbst, um sich dann vielleicht ein besseres Gefühl zu verschaffen.

Ich finde es besser, wenn man da eben analysiert, warum der Artikel eben nicht so häufig geklickt wurde. Dann kann man an den Schwächen arbeiten und es zukünftig besser machen. Das bringt doch viel mehr und man kann sich dann auch wirklich freuen, wenn die Klickzahlen in die Höhe steigen, weil man es eben dann bei anderen Artikeln besser gemacht hat.

Die Klickzahlen werden ja nicht analysiert, damit man es selbst weiß, sondern das wird dann bestimmt vom Vorgesetzten ausgewertet und der wird dann diejenigen, die schlechte Klickzahlen haben, maßregeln. Und das macht die Klickzahlen nicht nur zu einer neutralen Information, die mir vielleicht was sagt, sondern zu einem Instrument, um Mitarbeitern dann vielleicht Vorhaltungen zu machen. Und wer hat schon Lust, sich Vorhaltungen anzuhören?

Ich habe auch schon Artikel von mir selbst gut bewertet und Bewertungen durch das mehrfache Selbst-Bewerten geändert. Man muss dann zwischendurch die Cookies löschen, dann kann man nochmal bewerten und nochmal und nochmal usw. Als Selbstbetrug sehe ich das nicht, ich weiß ja, wenn ein Artikel nicht oder negativ bewertet wurde. Ich hatte aber keinen Lust, mir deswegen Vorhaltungen machen zu lassen.

Wenn man Leute mit diesen blöden Bewertungssystemen unter Druck setzt, dann muss man sich nicht wundern, wenn die dann solche Wege gehen, um sich besser darzustellen. Da sollen es die betreffenden Stellen eben sein lassen, solche Bewertungssysteme einzuführen. Wenn in dem genannten Beispiel die Klickzahlen nicht so ausgewertet werden würden, dann müsste der Mitarbeiter sich auch nicht selbst klicken.

Ich gehöre zu keinem Online Magazin, aber hier hängt es auch davon ab ob er weiterhin dort schreiben darf oder nicht. Denn niemand wird einen unproduktiven Mitarbeiter halten der nicht die Leistung bringt die an ihn gestellt wird und wenn es nicht von anderen Mitteln her reicht für hohe Klickzahlen, muss man sich einfach etwas einfallen lassen und legt selbst Hand an. Was es daran nicht zu verstehen gibt ist mir unbegreiflich, immerhin wird er auch damit seinen Lebensunterhalt verdienen und nicht aus Hobby einen Blog betreiben.

Je nach dem, es kann schon sein, dass die IP erfasst wird und dann auch nur ein Klick zählt. Bei anderen ist es egal, dort kann man mehrmals drücken und der Counter geht dann immer weiter nach oben. Das ist sehr unterschiedlich und hängt auch mit der Software zusammen die im Hintergrund verwendet wird um die Klicks zu erfassen, denn diese kann man unterschiedlich einstellen um so auch genauere Analysen zu bekommen.

Hingegen Zitronengras Vermutungen wird so etwas schon ausgewertet in unregelmäßigen Abständen. Dann wird geschaut, wann die Klickzahlen am höchsten sind und auch die Veröffentlichungen daran angepasst. Merkt man das morgens um 4 Uhr am meisten geklickt und geschaut wird, dann wird man die Artikel nicht erst um 8 Uhr Online stellen sondern es nach vorne ziehen, damit es auch eine breite Kundschaft erreicht und entsprechende Klickzahlen bekommt. Auch kann man anhand der IP sagen wo jemand gerade ist der klickt und mit weiteren Daten die dabei übertragen werden wenn man sich auf einer Seite bewegt, kann man sogar noch mehr über die Person erfahren ohne das dieser das überhaupt bewusst ist.

Hingegen Zitronengras Vermutungen wird so etwas schon ausgewertet in unregelmäßigen Abständen.

Ich arbeite zwar nicht in einem Onlinemagazin, habe aber Videos auf Youtube und habe auch mal einige gemalte Bilder von mir Online gestellt, bei denen eine Klickzahl angegeben war. Ich muss ehrlich sagen, dass ich bei den Bildern damals schon hin und wieder mal etwas öfter geklickt habe. Ich weiß nicht warum, vielleicht wurden sie dann eher gesehen. Heut zu Tage würde ich das aber nicht mehr machen und kann es auch nicht mehr verstehen. Das ist doch vollkommener Selbstbetrug.

Wenn etwas nicht genug geklickt wurde, scheint ist nicht interessant genug gewesen zu sein. Am Inhalt ändert sich auch nichts, wenn einfach die Klickzahl höher ist. Man sollte lieber die realen Zahlen beobachten und sich verbessern, anstatt sich selbst zu belügen, um so weiter machen zu können, wie bisher.

Bei uns ist es aber so, dass wir nicht einfach irgendetwas ohne Absprache schreiben. Es gibt jeden Morgen eine Themenkonferenz, bei der jeder Themenvorschläge machen muss. Diese werden dann gemeinsam besprochen und dann entweder abgelehnt oder zugelassen. Wenn dann ein Thema also schlecht läuft, dann ist es nicht die alleinige Schuld des jeweiligen Schreibers, sondern irgendwie die aller oder zumindest die der Chefin, weil sie dieses Thema abgesegnet hat.

Dann wird eben am nächsten Tag wieder in der Konferenz am Mittag besprochen, was am Vortag schlecht lief, warum und was man besser machen könnte. Wenn ein Thema schlecht lief, dann liegt es ja normalerweise auch überhaupt nicht an den Schreibqualitäten, sondern weil das Thema einfach nicht so viele angesprochen hat oder weil die Überschrift nicht so spannend war.

Jedenfalls schlägt die Chefin selbst auch sehr viele Themen vor, viele der Themen sollen wir aber auch nur von unserer amerikanischen Mutter-Firma übersetzen. Da kann man ja auch nichts dafür, wenn diese dann schlecht laufen. In erster Linie trägt ja eben die Chefin die Verantwortung. Ohne ihren Segen, beziehungsweise ohne den Segen der Redaktionsassistenz darf man nichts schreiben und oft ändern sie die Überschriften dann auch noch. Wenn dann etwas nicht geklickt wird, muss man sich selbst nicht unbedingt Vorwürfe machen - auch wenn man natürlich auch seinen Anteil daran hat. Immerhin wählt man sich die Themen ja zum Teil auch selbst aus.