Nicht fertig mit Studium sein wollen und absichtlich trödeln
Ich habe dieses Jahr mit meinem Master angefangen und werde nächstes Jahr vermutlich schon meine Masterthesis schreiben, beziehungsweise dann wahrscheinlich auch schon fertig werden. Irgendwie geht das Studium ja doch ganz schön schnell vorbei, was ich ziemlich schade finde. Denn immerhin macht es mir riesigen Spaß.
Meine Freundin und Kommilitonin meinte, dass sie sich deshalb viel Zeit mit dem Studium lassen und absichtlich "trödeln" würde, auch wenn sie die Möglichkeit hätte, alles viel schneller zu absolvieren. Sie meinte aber, dass sie das Studentenleben noch länger genießen will und nicht möchte, dass es dann endgültig vorbei ist. Würdet ihr beim Studium absichtlich trödeln, um das Studentenleben länger genießen zu können?
Ich würde nur aus einem einzigen Grund mit dem Studium trödeln und das wäre ein Werkstudentenjob, der sehr wichtig für meine weitere berufliche Karriere und damit für den Lebenslauf wäre. So habe ich zum Beispiel mal einen sehr wichtigen Werkstudentenjob gehabt in einem renommierten Institut bei dem führenden Experten auf seinem Gebiet, wo ich später mal arbeiten wollte. Da meine Stelle projektgebunden war und ich den Vertrag nicht verlängern lassen konnte, habe ich absichtlich etwas getrödelt, damit ich dort mehr Berufserfahrung vorweisen kann. Das hatte dann zur Folge, dass das erstens tatsächlich besser auf dem Lebenslauf aussah und sich zweitens auf diese Weise sehr gute Möglichkeiten ergeben und andere Türen geöffnet haben nur wegen diesem einen Job.
Wenn man nur deswegen trödelt, weil man mehr feiern möchte und keine Lust hat auf Arbeit und Verantwortung, habe ich dafür schon weniger Verständnis und finde das eher kindisch und unreif. Das ist für mich nur ein Zeichen dafür, dass man nicht erwachsen werden möchte, wenn man nur weiter in den Tag hinein leben möchte. Von einem Job deiner Kommilitonin schreibst du nichts, daher gehe ich davon aus, dass sie nur Feiern im Kopf hat und keine Lust auf die Verantwortung nach dem Studium hat.
Ich empfand das Studium auch als schöne Zeit und vor allem eine Zeit, in der man irgendwie frei ist. Gerade das Schreiben der Diplomarbeit war toll, weil ich da keine Vorlesungen mehr besuchen musste und aufstehen konnte, wann ich will. Ich musste mich um nichts kümmern und einfach nur schreiben. Und als ich mit dem Studium fertig war, da musste ich dann wegen des Jobs jeden Tag früh aufstehen, das schöne Studentenleben war vorbei, den ganzen Tag arbeiten usw. Die Freiheit war vorbei.
Wenn ich heute so darüber nachdenke, dann hätte ich mir mit dem Studium auch etwas mehr Zeit lassen können. Man hätte ja noch ein Semester länger machen können oder noch was anderes auf Bachelor studieren. Einfach das schöne Leben noch etwas genießen, die Freiheit und ein Dasein ohne Verpflichtungen. Schon schade, dass das vorbei ist.
Persönlich kann ich diesen Wunsch nicht so ganz nachvollziehen. Ich selbst war immer eher von dem Gedanken getrieben, dass ein zu langes Studium keinen guten Eindruck bei potentiellen Arbeitgebern macht und die Konkurrenz ja nun auch nicht schläft. Da gibt es genug, die nur so durch das Studium geprescht sind, um möglichst schnell fertig zu werden. Ein sehr in die Länge gezogenes Studium muss man am Ende vielleicht schon sehr gut begründen können, wenn es sich nicht gerade um ein Aufbaustudium oder Zweitstudium handelt
Ich kenne allerdings auch zwei Fälle, die ewig und drei Tage nicht fertig geworden sind und meiner Erinnerung nach wohl an die zehn Jahre studiert haben. Beide haben auch nie einen adäquaten Job gefunden. In einem Fall wollte der Student seine Stadt nicht verlassen, aber ahnte schon, dass er auf diese Weise keinen Job finden wird, im anderen Fall hatte die Person wohl vor dem Arbeitsleben und ihrer mangelnden Kompetenz zuviel Angst, um arbeiten gehen zu können.
Für mich gab es keinen Grund mit dem Studium absichtlich zu trödeln. Im Gegensatz zu vielen anderen, habe ich aber auch nebenbei studiert und ansonsten war ich mit meiner Vollzeitstelle gut ausgelastet. Das Studium hat zusammen mit meiner Arbeit meinen kompletten Tag ausgefüllt, dass für andere Dinge nebenbei gar keine Zeit geblieben ist. Denn irgendwann möchte man auch mal schlafen.
Ich bin um 4 Uhr aufgestanden, habe von 6-18 Uhr gearbeitet und bin dann in die Lesungen geeilt die ebenfalls um 18 Uhr begonnen haben und bis 23 Uhr gedauert haben. Um Mitternacht war ich Zuhause. Wochenende habe ich meinen Haushalt geschmissen, teilweise hatte ich dort ebenfalls noch Schichten mit Arbeit und musste die Hausarbeiten für das Studium an meinen freien Tagen fertig bekommen.
Zudem man auch nicht vergessen darf, dass ich monatlich für mein Studium eine nicht geringe Summe bezahlt habe die auch verdient werden musste. Alleine finanziell wäre es überhaupt kein Anreiz gewesen zu trödeln. Das sieht etwas anders aus, wenn man keine Studiengebühren entrichten muss und dafür der Staat aufkommt und man am eigenen Geldbeutel nicht betroffen ist. Schön war die Zeit dennoch, wenn auch belastend und nicht immer einfach von der Organisation.
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