Mitgefühl, ein Gelöbnis des Buddhismus

vom 22.03.2012, 15:22 Uhr

Unter einem buddhistischen Motto steht Ende dieses Monats ein Abend in der Volkshochschule, der bestimmt sehr interessant wird. Es geht um Mitgefühl, kluges Handeln und Weisheit, die allen Wesen zum Besten gereichen sollen. Im Buddhismus wird die Meinung vertreten, dass Menschen glücklicher sind, wenn sie etwas tun für andere. Eine edle Einstellung ist, wenn man den anderen wichtiger nimmt, als sich selbst. Erst dadurch wird man Erleuchtung erlangen. Das erfordert Kraft. Buddhisten sollen nicht selbstsüchtig sein, sondern für andere von Nutzen. Eine sinnvolle, positive Lebensführung soll laut Empfehlung das beste Mittel sein, um Selbstverwirklichung zu erlangen. Laut Auffassung des Buddhismus sollen wir arbeiten, um anderen zu helfen.

Um zu sehen, was andere Wesen brauchen, benötigen wir Mitgefühl. Wir müssen lernen, die Bedürfnisse der Wesen besser zu verstehen, umso effektiver kann ihnen geholfen werden. Es liegt an uns, unserer geistigen Ebene, unserer Absicht, was wir für andere Menschen tun können. Es geht um die Verbesserung des eigenen Verhaltens, weniger Eigennutz, mehr Mitgefühl. Mitgefühl ist kein Mitleid und Sentimentalität sollte vermieden werden. Mitgefühl ist ein empfundenes Gefühl, dringend zu helfen und das psychische und physische Leid einer anderen Person zu lindern und möglichst zu entfernen.

Kein Mitgefühl ist es, wenn wir einem Freund, der krank ist und leidet wünschen, dass er möglichst schnell von seinem Leiden geheilt wird, damit wir ihn wieder als Gesellschaft haben; das nennt sich selbstsüchtige Absicht. Für die eigene Familie, für Freunde entwickeln wir Mitgefühl, aber für Menschen, die wir nicht mögen, sind wir nicht in der Lage, Mitgefühl zu empfinden. Unser Mitgefühl verlässt uns bei Menschen, die reich sind, oder Menschen, die eine schlimme Straftat begangen haben. Wie sieht es bei diesen Menschen mit eurem Mitgefühl aus? Empfindet ihr auch ein großes Mitgefühl für Menschen, die unverschuldet leiden? Geht euer Mitgefühl so weit, dass ihr helfen wollt?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich würde schon sagen, dass es natürlich bei Freunden und der Familie leichter ist, Mitgefühl zu entwickeln als bei Menschen, die man kaum kennt. Noch schwieriger ist es dann sicher bei Menschen, die man zwar vielleicht kennt, die man aber nicht leiden kann. Mir fällt es nicht so schwer, Mitgefühl zu entwickeln, aber es stimmt schon, dass es Kraft erfordert und ich bin der Meinung, dass man trotzdem auch an sich selber denken muss, damit man sich nicht für andere verausgabt.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Wieso sollte mich mein Mitgefühl verlassen, nur weil jemand reich ist? Wie bei den meisten Idealvorstellungen und Lebenszielen wird es doch erst interessant, wenn man über den eigenen Tellerrand hinausblickt. Mitgefühl oder Nächstenliebe (die christliche Version) für die eigene Familie, oder generell für die netten, anständigen, halbwegs gebildeten, hygienisch gepflegten, weder zu reichen noch zu armen Leute aus dem eigenen Umfeld oder Kulturkreis zu empfinden ist wahrhaftig keine Kunst, für die man den Buddhismus oder eine ähnliche Religion, Philosophie oder Lebenseinstellung bemühen muss. Das schafft auch jeder Pegida-Anhänger oder Neonazi.

Zugegebenermaßen habe ich mich nur extrem oberflächlich mit den Lehren des Buddhismus befasst und bezweifle auch stark, dass man diese einer Angehörigen eines völlig anderen Kulturkreises durch einen simplen Vortrag oder ein paar Bücher vermitteln kann. Aber ganz grob vereinfacht geht der Buddhismus wohl davon aus, dass wir alle (reich, arm, dünn, dick, schön, hässlich, alt, jung usw.) im selben Boot sitzen und versuchen, uns mit Schmerz, Leiden, Krankheit und Tod irgendwie auseinanderzusetzen.

Wenn man diese Erkenntnis wirklich verinnerlicht hat, kann man sich wohl kaum noch zurücklehnen und so tun, als ginge einen das Leben und Leiden der Anderen nichts an, solange man selber reich, satt und gesund ist. Ich vermute, dass Mitgefühl im buddhistischen Sinne unter anderem auch aus dieser Erkenntnis entstehen kann, aber, wie gesagt, ich maße mir hier kein Urteil an.

» Gerbera » Beiträge: 11335 » Talkpoints: 53,75 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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