Unfreundlichen Menschen genauso unfreundlich begegnen?
Ich sollte heute einen älteren Herren etwas fragen. Der sollte ein Formular ausfüllen, d.h. meine Aufgabe wäre es gewesen, dass ich ihn bestimmte Dinge, die in dem Formular stehen, frage und dass ich ihn dazu bringe, dass er einige Abschnitte selbst ausfüllt. Man hatte mich schon vorgewarnt, dass er grantig sei. Meine Strategie ist es dann meistens, erst einmal nett zu bleiben.
Ich habe ihm also erklärt, dass jeder, der an der Veranstaltung teilnimmt, das Formular ausfüllen soll und was für Fragen da im Großen und Ganzen drinstehen. Da meinte er, er fülle das nicht aus. Ich habe es dann weiter versucht und nochmal betont, dass das alle machen müssen und dass das doch ganz schnell geht. Dann wischte er mit seinem Löffel, mit dem er Kuchen gegessen hatte, auf dem Blatt herum und seine Frau, die daneben saß, wollte ihn davon abhalten, damit er das Papier nicht schmutzig macht. Er hat dann aber trotzdem weiter mit dem Löffel auf dem Blatt herumgewischt.
Ich hab ihm dann den Stift hingehalten und er meckerte weiter, dass ich den Stift wegnehmen solle und weil seine Frau dann sagte, dass ich das lieber lassen solle, weil er sonst „wild“ werde, habe ich aufgegeben und mich erst einmal auf die Fensterbank gesetzt. Ich habe die Frau dann gefragt, ob ihr Mann immer so ist und sie bejahte das. Weil der Mann unterdessen weiter schimpfte, habe ich sie gefragt, warum sie nur so jemanden heiraten konnte, habe dem Mann dann noch ein paar Takte gesagt und bin gegangen.
Zuerst habe ich es also im Guten versucht, aber ich finde, man muss sich auch nicht grundlos anmotzen lassen. Wenn jemand ohne Anlass so unfreundlich ist, dann habe ich es mir inzwischen angewöhnt, genauso unfreundlich zu sein und da Kontra zu geben. Das hat zwar auch nicht dazu beigetragen, dass er mitgemacht hat, aber danach ging es mir besser. Wenn man selbst mal laut wird, hat man nicht das Gefühl, alles auf sich sitzen zu lassen.
Was macht ihr, wenn euch jemand grundlos unfreundlich und störrisch begegnet? Bleibt ihr ruhig oder reagiert ihr in der gleichen Weise?
Ich bin leider jemand, der in solchen Situationen ruhig bleibt. Meistens geht alles so schnell, dass ich gar keine Zeit habe, zu beschließen, das nicht auf mir sitzen zu lassen. Es liegt auch einfach nicht in meinem Naturell, zu anderen unfreundlich zu sein. Dazu müsste ich mich bewusst zwingen. Mitten in der Szene kann ich aber meist gar nicht fassen, dass der andere so unfreundlich ist und übergehe das sozusagen.
Danach ärgere ich mich dann und in der Rekapitulation des eben Erlebten fällt mir dann erst auf, wie sehr ich mir auf der Nase habe rumtanzen lassen. Und wie du schon selber geschrieben hast, danach hat man das Gefühl, man hat es auf sich sitzen lassen. Man ist sauer auf den anderen, aber der ist weg und man kann sich nicht mehr verteidigen. Und man ist sauer auf sich selbst, weil man sich schon wieder so viel gefallen hat lassen.
Ich war vor einiger Zeit in einer solchen Situation. Wir haben am Straßenrand geparkt, weil wir dort ein paar Bienenvölker auf einer Wiese stehen hatten. Da hielt ein Auto, ein Mann stieg aus und pflaumte mich an, was das werden soll. Er war sauer, weil sich sein Jägerstand ganz in der Nähe befand und er meinte, wir würden die Tiere vertreiben. Ich habe ihm ganz ruhig erklärt, dass mit dem Besitzer des Grundstücks alles geklärt sei und dass die Bienen in ein paar Tagen auch wieder weg sind.
Das war vor mehreren Wochen und ich bin immer noch sauer auf mich, dass ich so ruhig blieb. Man muss ja gar nicht zurückschimpfen oder Schimpfwörter benutzen. Einfach mal nachfragen, ob das nicht in einem anderen Ton geht, würde ja oft schon reichen. Allerdings hat der Mann zwei Tage später wieder da gehalten und hatte es diesmal mit meinem Mann zu tun, der von Anfang an einen sehr unfreundlichen Ton verwendete, weil er ja meine Schilderungen kannte. Das hat den Mann aber total überrascht, warum mein Mann jetzt so unfreundlich ist und als ich sagte, dass er unfreundlich zu mir gewesen sei, war er ganz überrascht. Es war ihm nicht mal aufgefallen, dass "Was soll denn das werden?" keine nette Begrüßung ist.
Es muss schon viel passieren, damit ich unfreundlich und laut werde und meine gute Erziehung vergesse. Aber wenn jemand ohne Anlass unfreundlich zu mir ist werde ich sehr schnell auf eine ganz freundliche Weise persönlich. Vielen Leuten ist das komischerweise peinlich, wenn man sie direkt auf ihr Verhalten anspricht und sie, scheinbar besorgt, fragt, was denn ihre schlechte Laune ausgelöst hat und wie man da denn helfen kann.
Ich bin leider auch viel zu nett für unfreundliche Menschen. In deiner Situation hätte ich einfach die Frau gebeten, die Unterlagen für ihren Mann auszufüllen. Wenn das nicht gegangen wäre, hätte ich dem Mann klipp und klar erklärt, dass er eben nicht an der gewünschten Veranstaltung teilnehmen kann, wenn er das Formular nicht ausfüllt. Dann wäre ich zurück an meine Arbeit gegangen und hätte ihm gesagt, dass er sich melden kann, wenn er es sich anders überlegt hat.
Es ist bei mir ein wenig abhängig davon, wo ein Mensch mich unfreundlich behandelt. Im Privatleben kann ich dann auch schon mal unfreundlich reagieren und so eben zeigen, dass ich mir nicht alles gefallen lassen will. Bei der Arbeit bin ich da schon vorsichtiger, weil ich befürchte, dass sich vielleicht ein Kunde bei meinem Chef darüber beschwert, dass ich eben unfreundlich war. Dann spielt es natürlich keine Rolle mehr, dass der Kunde vorher genauso unfreundlich war. Darum bemühe ich mich dann schon immer sehr darum, nicht unfreundlich zu werden.
Das ist manchmal wirklich nicht leicht und ich weiß nicht, ob ich es in der beschriebenen Situation geschafft hätte, ruhig zu bleiben, weil der Mann ja so gar kein Einsehen hatte. Wenn man weiter freundlich zu bleiben versucht, dann kann es schon mal sein, dass man später das Gefühl hat, sich zu viel gefallen lassen zu haben. Aber andererseits freue ich mich dann auch darüber, dass ich mich nicht auf das gleiche Niveau begeben habe und laut geworden bin.
Aber es gab natürlich auch bei mir schon Situationen, in denen ich mir Gemecker nicht länger angehört habe, weil es mir einfach zu viel wurde. So hat mal eine Kundin angerufen und mich angeschrien, dass eine Packung fehlen würde und ich diese unterschlagen hätte. Die Packung war aber nicht mehr bei uns und das habe ich ihr auch gesagt. Sie wollte das aber gar nicht hören. Irgendwann habe ich dann gesagt, dass ich in dem Tonfall nicht mehr weiter rede und aufgelegt. Interessanterweise hat die selbe Kundin sich zwei Stunden später gemeldet und entschuldigt, weil ihr die Packung unter den Sitz im Auto gerutscht ist. Also war bei ihr scheinbar doch auch eine nette Seite vorhanden.
Ich bemühe mich, unfreundlichen Menschen besonders nett entgegen zu kommen. Wenn sie weiterhin unfreundlich bleiben, frage ich auch nach dem Grund. Bleiben sie unfreundlich, ist mir das egal, werden sie jedoch unverschämt, dann reagiere ich persönlich bissig. Manchmal habe ich das Gefühl, dass diese unfreundlichen Menschen nicht wissen, wohin mit ihrem Frust und den nächstbesten Menschen dann anpflaumen.
Wenn nun der unhöfliche Mann das Formular nicht ausfüllen wollte, hätte ich die Ehefrau gebeten, das für ihren Mann zu machen, wenn der es nicht konnte. Sollte der Mann dann noch protestieren, würde ich ihn bitten zu gehen, da er die Veranstaltung nicht besuchen kann, wenn das Formular nicht ausgefüllt ist.
Ich bin ein Mensch, der erst einmal die Klappe hält und trotzdem versucht nett und freundlich zu sein. Allerdings habe ich auch meine Grenzen. Ich schlucke gerne Sachen herunter, aber wenn das Fass voll ist explodiere ich. Ich tendiere aber auch dazu, sofort auszuflippen und zu kontern, wenn ich mich angegriffen fühle.
Wenn also jemand nur unfreundlich ist, kann ich das gut verkraften, aber wenn er mich persönlich angreift, dann lasse ich mir das nicht gefallen, das sehe ich nicht ein.
Auf Arbeit beispielsweise muss ich mit einigen Ärzten zusammenarbeiten, die diverse Visiten übernommen haben für unser Projekt, um die Gesundheit unserer Studienteilnehmer im Auge zu behalten. Die eine Ärztin musste auch Visiten machen und hatte mich gefragt, ob ich ihre Visitenlisten anfertigen würde, obwohl das überhaupt nicht in meinen Zuständigkeitsbereich fällt, sie auch gar nicht an meinem Institut beschäftigt war, sondern an einem anderen das kooperierte. Ich hatte genug andere Anweisungen und habe dennoch freiwillig für sie die Listen gemacht.
Nach einiger Zeit pampte sie mich per Email an, dass ich mit der Arbeit geschlampt hätte und dass sie wegen mir ihre Arbeit nicht vernünftig machen könnte. Dabei hatte ich genug andere Sachen zu tun und mein Chef hatte schon gedrängelt und Druck gemacht, dass ich andere Sachen nicht vernachlässige. Ich finde, gerade was die Arbeit angeht, dann gehen die Anweisungen des Chefs gegenüber "freiwilligen" Gefälligkeiten definitiv vor. Also zickte ich sie zurück an, dass ich wegen ihr meine Arbeit nicht machen könnte und sie zu viel herumtrödelt. Zu diesem Zeitpunkt rannte ich ihr nämlich schon seit Monaten hinterher, weil ich bestimmte Daten über die Studienteilnehmer brauchte und sie es einfach nicht auf die Reihe gekriegt hat, mir diese Daten zu beschaffen. Ich hatte wegen dieser Datenlücken schon Stress vom Chef bekommen und da ich keinen Kontakt zu den Studienteilnehmern habe, war ich auf die Auskunft dieser Mitarbeiterin angewiesen.
So etwas sehe ich dann auch nicht ein, wenn ich angezickt werde für Sachen, zu denen ich nicht verpflichtet werde und die ich freiwillig mache, wobei mein Gegenüber dann dieselben Fehler macht. Ich finde, man sollte sich an die eigene Nase fassen, bevor man andere Leute persönlich angreift und dann auch noch wegen derartiger Kleinigkeiten.
So wie du es beschreibst, empfinde ich den Mann nicht als unfreundlich, sondern als jähzornig. Natürlich gibt es immer Menschen, die sich nicht mal ein Lächeln abringen können, total genervt sind, zickig, oder was auch immer. Damit muss man auskommen. Vielleicht hat das Gegenüber auch nur einen schlechten Tag. Ich persönlich bin da auch lieber überfreundlich, denn damit besänftigt man oft schlechtlaunige Menschen.
Wenn die Frau des Mannes dich allerdings schon warnt, dass der Mann "Wild" wird, empfinde ich das schon mehr als unfreundlich. Wenn man Angst haben muss, dass einem nachher der angelutschte Kuchenlöffel im Auge steckt, muss man auch nicht mehr freundlich sein. Ich hätte jetzt nicht gerade eine Schimpftirade abgelassen, aber wäre wohl auch etwas abgekühlter gewesen und hätte mich aus der Situation verabschiedet.
Ich finde nicht, dass das noch unter unfreundlichkeit überhaupt zu finden ist. Er hatte keine Lust das auszufüllen und wurde entsprechend unverschämt und jähzornig. Das ist aber etwas komplett anderes, unfreundlich ist für mich etwas anders, wenn man pampig Antwortet nicht in ganzen Sätzen oder sich auch von Anfang an für etwas besseres hält und den Gegenüber von oben herab mit herablassenden Kommentaren behandelt.
Wie hättest du sonst drauf reagieren sollen damit es gleich ist? Den Stift in die Nase oder in den Hals stecken jedenfalls nicht, oder auch in die Hand drücken und dazu zwingen, dass er das ausfüllt? Auch nicht der richtige Weg, wenn jemand darauf keinen Bock hat und meint das vom Stapel lassen zu müssen, dann mache ich mir auch keine weitere Mühe und verweise ihn zu gehen. Ich erkläre es einmal oder auch zweimal, aber dann ist bei mir Feierabend, da ich meine Zeit auch nicht gestohlen habe und hier merkt man doch auch, dass es sinnlos ist mit logischen Argumenten zu kommen wenn der Herr gerade in seine bockige Phase geraten ist und ohnehin alles ablehnt.
Dort würde vielleicht nur einfach Zeit zum abregen reichen damit er irgendwann wieder zur Besinnung kommt und das ausfüllt, aber solange setze ich mich sicherlich nicht neben dran hin und halte geduldig still und warte ab. Immerhin habe ich auch noch andere Aufgaben zu bewältigen und da brauche ich solch einen Zeitverschwender nicht noch mehr Aufmerksamkeit schenken als unbedingt notwendig, viele suhlen sich auch in dieser Aufmerksamkeit und fühlen sich dadurch bestätigt wenn man auf sie einredet. Andere geraten dadurch noch mehr in Rage. Meine Erfahrung ist wirklich einfach links liegen lassen und nicht weiter beachten bis sie sich abgeregt haben.
Ich denke auch, dass es schon mehr als "nur" unfreundlich von dem Mann war. Ich denke, dass du schon richtig reagiert hast, in dem du eben freundlich aber bestimmt warst und ruhig geblieben bist. Ich würde auch versuchen, mich von der pampigen Art nicht beeinflussen zu lassen. Irgendwo ist man ja auch nicht besser, wenn man sich auf den Ton einlässt.
Ich bin auch eher ein Mensch, der freundlich bleibt oder dies zumindest versucht. Man muss mich da schon wirklich sehr an pampen, damit ich eben auch unfreundlicher werde. Aber das dauert doch eigentlich recht lange. Ich finde immer, dass der Ton eben die Musik macht und es nützt ja nichts, wenn ich dann auch unfreundlich werde.
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