Das Recht der Kirche über die Eltern stellen?
Da meine Nichte vor kurzem getauft wurde, habe ich einige Recherchen über Kindstaufen in der katholischen und evangelischen Kirche angestellt, um mich näher mit diesem Thema zu befassen. Dabei bin ich dann auf einen sehr interessanten Artikel eines ehemaligen Pfarrers gestoßen, der die Institution Kirche stark kritisiert hat.
So meinte er, dass die Kirche in diesem Land viel zu viel Macht hätte. So hatte ein Vater, der nach der Trennung von seiner Frau das alleinige Sorgerecht hatte, die Kirche verklagt. Seine Ex hatte nämlich das Kind still und heimlich taufen lassen ohne seine Erlaubnis einzuholen, wobei er das natürlich hinterher erfahren hat und alles andere als begeistert war. Er forderte deswegen die Kirche auf, den Namen seines Sohnes aus dem Taufregister zu streichen und als diese sich weigerte, zog er vor Gericht und wollte das gerichtlich durchsetzen lassen.
Am Ende gab der Richter aber der Kirche Recht und der Vater musste zusehen, wie er mit der Situation zurecht kommt. Ich persönlich finde das schon ziemlich krass, dass die Kirche sich einfach ungestraft über den Willen eines Erziehungsberechtigten, der das alleinige Sorgerecht hat, hinwegsetzen darf. Das darf meiner Ansicht nach eigentlich nicht sein, wenn Staat und Kirche getrennt sind wie das hier angeblich der Fall ist.
Was meint ihr dazu? Sollte die Kirche wirklich ungestraft ihre Rechte über die Rechte der Eltern hinwegsetzen dürfen?
Wo wird denn hier das Recht der Kirche über das Recht der Eltern gestellt? Und wieso sind Staat und Kirche deiner Meinung nach in diesen Fällen nicht getrennt? Du solltest solche Dinge schon korrekt darstellen und dann meckern. Ansonsten wirkt das ganze etwas unseriös.
Zuerst einmal hat das "weltliche" Gericht die Klage ganz einfach abgelehnt, weil es in diesem Fall nicht zuständig ist. Es handelt sich um eine kirchenrechtliche Frage. Du forderst erst die Trennung von Staat und Kirche und wenn diese Trennung dann eingehalten wird, dann ist es dir auch nicht recht?
Zum Zweiten ist die Taufe ein Sakrament. Das kann man nicht mehr rückgängig machen. In der katholischen Kirche ist die Nummer damit durch, auch wenn ein Säugling getauft worden ist, In der evangelischen Kirche dient die Firmung als erneutes und bewusstes Glaubensbekenntnis des Täuflings. Durch die Taufe gehört das Kind zu dem Laden.
Du kannst später aus der Kirche austreten, die Eltern können austreten und das Kind "mitnehmen", trotzdem bleiben diese Menschen getauft und im Taufregister eingetragen. Alles andere würde dem Glauben vollkommen widersprechen. Ein bisschen Taufen und für einige Jahre Christ sein, das geht nicht.
Wobei jetzt die Frage bleibt, inwiefern das Recht der Eltern eingeschränkt worden ist? Ein Elternteil wollte die Nummer so haben, der andere ist dagegen. Dann erzieht er die Kinder eben nicht im christlichen Glauben und gut ist. Wo liegt das Problem, dass die Namen in einem Register der Kirche stehen? Wenn man nicht daran glaubt, dann tut man das eben nicht. Was ändert ein Taufregister? Dann soll der Vater sich an das richtige Gericht wenden und die Sache vor dem Kirchengericht austragen. Das steht ihm doch frei.
Letztendlich entsteht dadurch kein Schaden, also finde ich nicht, dass man deswegen so einen Aufstand machen sollte als Vater. Das mag nun vielleicht ein bisschen zu locker in der Einstellung sein, aber es gibt wirklich getrennt lebende Paare, die sich wegen jedem Kleinkram streiten, wenn es um das Kind geht und das muss ja eigentlich nicht sein.
Generell bin ich der Meinung, dass man trotz einer Trennung Eltern bleibt und dann auch miteinander entscheiden muss, welche Linie man fährt. Deswegen muss man auch über so etwas sprechen. Wenn dies aber nicht möglich ist und der Glauben für die Mutter eine große Rolle spielt, dann finde ich das schon nachvollziehbar.
Wie gesagt man schadet ja keinem damit. Man muss später nicht in die Kirche gehen oder den Glauben auch ausleben, weswegen ich nicht verstehe wie dieser Vater sich so auflehnt und auch noch vor Gericht gegangen ist. Die Kirche kann da ja auch nichts dafür und kann schlecht fragen, ob alle einverstanden sind und alles rechtens ist.
Ich muss ehrlich sagen, dass zwar kein körperlicher Schaden entsteht, aber das es doch schon eine Rolle spielt, ob man getauft ist, oder eben nicht. Und vor allem: ob man das wollte oder nicht.
Sind beide Elternteile erziehungsberechtigt, dann müssten - für mein Verständnis - auch beide Elternteile in eine Taufe einwilligen und das kann man doch kaum übergehen? Für jeden Mist braucht man die Einwilligung beider Elternteile. Selbst bei der Frage, ob ein Kind zur Klassenfahrt darf oder nicht, benötigt es, wenn man es genau nimmt, immer die Unterschrift beider Eltern. Da geht man auch nicht davon aus, dass sich beide immer einig sind. Aber wenn man das Kind taufen lassen will (oder auch nicht), dann reicht plötzlich eine Unterschrift?
Ich wäre auch sehr beleidigt, wenn man mein Kind ohne meine Erlaubnis taufen lassen würde. Ich bin davon nicht überzeugt und würde das nicht wollen. Möchte mein Kind das (wenn es alt genug ist, diese Entscheidung zu treffen), dann kann es das machen, aber ich selbst würde es nicht veranlassen und würde mich da genauso streiten, wenn mein Mann das einfach veranlassen würde (was unwahrscheinlich ist).
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