Bewerbung als Essenslieferung tarnen?

Wir haben derzeit jede Menge neuer Probearbeiter bei mir auf der Arbeit - einer davon hat sich etwas ganz Besonderes für seine Bewerbung ausgedacht. Kürzlich wurde nämlich eine Donut-Schachtel ins Büro geliefert, die an meine Chefin adressiert war. Neben jeder Menge frischer Donuts stand da auch ein kurzer Text drin. Soweit ich mich erinnern kann, lautete dieser "Die meisten Bewerbungen landen im Mülleimer - meine in Ihrem Bauch". Dazu stand dann auch noch ein Link zu seinem Onlineprofil drin.

Tatsächlich war meine Chefin ganz angetan und lud den jungen Mann ein. Lustigerweise hatten wir erst vor kurzem über so eine ähnliche Geschichte aus den USA berichtet, wahrscheinlich hatte er die Idee dann einfach übernommen.

Wie findet ihr es, wenn man Bewerbungen quasi als Essenslieferungen tarnt und nur einen kurzen Text hinterlässt, anstatt ein richtiges Bewerbungsschreiben? Immerhin hebt man sich ja so von den ganzen anderen Bewerbern ab.

Eine kreative Idee ist es auf jeden Fall, aber ob das bei jedem Personaler auch wirklich so gut ankommt wage ich ein bisschen zu bezweifeln. Ich finde die Idee aber an sich sehr gut und so wird man auf alle Fälle auch im Gedächtnis bleiben, weil so eine Bewerbung bekommt man wirklich nicht jeden Tag. Wobei ich auch daran denke, dass der Bewerber Unmengen an Geld ausgeben muss, wenn er nicht sofort genommen wird und das finde ich dann wiederum blöd. Man sollte das also wirklich nur für den Traumjob machen.

Ich finde diese Idee gut, vorausgesetzt man ist der Urheber und kupfert nicht bei einer anderen Person ab, wie das hier aber der Fall ist. Mir kam die Geschichte gleich ziemlich bekannt vor, aber du hast ja weiter unten im Beitrag erwähnt, dass das in den USA in den Medien war und dort eben zuerst passiert ist.

Ich finde es ziemlich lahm und langweilig, wenn man sich keine eigenen Ideen einfallen lässt und einfach die Ideen anderer nachmacht. Bei mir als Chefin würde das nicht sehr gut ankommen. Da würde ich mich automatisch fragen, wann diese Person sich denn noch mit fremden Federn schmückt. Ich finde, das sagt nicht sehr viel positives über den Charakter des Bewerbers aus und bei mir würde so jemand eher negativ im Gedächtnis bleiben.

Hinzu kommt, dass gerade Donuts ja ziemlich gewagt sind. Es kann doch auch sein, dass der potentielle Chef Diabetes hat oder aus sonstigen Gründen keine solche Kalorienbombe essen darf oder sollte. Manche Frauen sind ja auch auf Diät und wenn ich auf Diät wäre und jemand schickte mir so eine Kalorienbombe, wäre ich erst recht negativ eingestellt.

Ich denke es kommt auf die Sparte drauf an. Möchte man in einen Beruf einsteigen der Kreativ ist, dann kann so etwas schon mehr Sinn machen als die klassische Bewerbungsmappe einzuschicken. Bei einigen Unternehmen dürfte so etwas aber nicht gut ankommen, denn nicht alle finden so etwas lustig oder brauchen die Kreativität in diesem Bereich in ihrem Unternehmen.

Bei uns hätte so etwas keine Chance, denn dort werden einfach die Vorlagen gefordert zusammen mit den beglaubigten Unterlagen. Schickt hier jemand eine Schachtel mit Donuts hin, dann wird dieser zwar gegessen werden aber der Karton landet im Müll und nichts weiter wird passieren. Da wird niemand anrufen oder eine Mail schreiben, dass er die richtigen Unterlagen einschicken soll sondern nicht einmal eine Reaktion passieren.

Ich finde das auch nicht wirklich lustig und würde mich auch nicht sonderlich interessieren und Ansprechen. Sicherlich möchte man sich von der Masse absetzen und abheben aber wenn das jeder machen würde, dann hätte ich hier täglich mehrere Schachteln auf dem Tisch stehen, würde unmassig Donuts essen dürfen und stellt dann auch nichts anderes dar wie die klassische Bewerbung. Zudem man die Kartons auch nicht so hoch stapeln kann wie klassische Bewerbungsmappen. Bei mir wäre das eher negativ und ich würde solche Personen nur einladen wenn sie ansonsten vom Lebenslauf her interessant wären, aber nicht wegen der Kreativität oder gar der Bewerbungsform.

Ich finde es ehrlich gesagt bescheuert, aber ich bin in beruflicher Hinsicht auch relativ humorlos. Mich nervt es, wenn man für jeden Furz einen Riesenaufwand betreiben muss und immer ja alles bunt und lustig und originell und aufdringlich sein muss. Letzten Endes geht es bei Bewerbungen doch nur darum, dass die meisten Leute nicht gern hungern und in einer richtigen Wohnung wohnen wollen und deswegen ihre Arbeitsleistung gegen eine entsprechende Entlohnung anbieten.

Deswegen finde ich es albern, sich auf diese Art von Mitbewerbern abheben zu wollen und würde die Donuts zwar essen, aber dennoch die traditionelle Route gehen und zuerst auf die formale und inhaltliche Qualität der Bewerbungsunterlagen, dann auf die berufliche Qualifikation und schließlich auf den persönlichen Eindruck in einem Bewerbungsgespräch achten. Immer vorausgesetzt, dass überhaupt Bedarf an zusätzlicher Arbeitskraft besteht. Donutmann kann schließlich auch ein völliger Idiot sein, oder seine mangelnde Qualifikation unter Backwaren zu verbergen versuchen. Einen kohlehydrat-befeuerten Bonus hätte er bei mir auf keinen Fall.

Natürlich kommt es auch auf die Branche an, und ich muss schon zugeben, dass ich nicht gerade im flippigsten Genre überhaupt tätig bin. Aber ich würde mich bei derart "originellen" Bewerbungen als Allererstes fragen, was der Typ denn zu verbergen hat bzw. ob es sich wirklich um einen derart exzentrischen Selbstdarsteller handelt, wie es den Eindruck hat.