Auf dem Land grundsätzlich schlechtere Trinkwasserqualität?

Ich habe vorhin eine Meldung in der Zeitung gelesen, dass im Nachbarkreis wohl das Trinkwasser verunreinigt worden ist. Es ist das Darmbakterium Escherichia Coli im Trinkwasser gefunden worden und die Anwohner werden dazu aufgefordert, das Trinkwasser vor Gebrauch abzukochen, um nicht krank zu werden.

Ich sprach auch kurz mit meinem Freund darüber und dieser meinte dann, dass das doch kein Wunder wäre und nur die ländlichen Räume hätten solche Verunreinigungen des Trinkwassers. In der Großstadt wie bei uns gäbe es solche Kontaminationen nicht und unser Trinkwasser wäre in dieser Hinsicht viel reiner und sauberer und wir hätten einfach die bessere Qualität, was das Trinkwasser angeht.

Ich stimme dem nur zum Teil zu. Mag sein, dass wir vielleicht wegen der fehlenden Landwirtschaft nicht mit E. coli im Trinkwasser konfrontiert werden, dafür sind aber Antibiotikarückstände oder Hormone von der Pille vermutlich deutlich höher konzentriert. Wie seht ihr das? Meint ihr auch, dass es auf dem Land grundsätzlich eine schlechtere Trinkwasserqualität gibt?

Ich denke, dass man das nicht so pauschalisieren sollte. Nur weil es ländliche Gegenden sind, heißt es nicht automatisch, dass es dort eben auch viel Landwirtschaft gibt. Natürlich spielt das Düngen der Felder sicherlich eine Rolle, aber ich weiß, dass wir sehr gutes Trinkwasser haben und wir nutzen diese auch als solches.

In der Stadt gibt es dann vielleicht eher Verunreinigungen durch Abgase und Kraftstoffe. Ich denke, dass man das nach Regionen unterscheiden muss und nicht grundsätzlich sagen kann, dass alle Großstädte oder alle Dörfer gute oder schlechte Trinkwasserqualität haben.

Nein, ich denke nicht, dass es pauschal auf dem Land eine schlechtere Trinkwasserqualität gibt. Wieso denn auch? Immerhin muss man auch bedenken woher das Wasser kommt und welchen Weg es nimmt. Schon alte Leitungen können ein Problem darstellen und das saubere Wasser verunreinigen, damit es in der Wohnung mit Bakterien behaftet ankommt und man es so aus der Leitung zieht. Das ist in der Stadt wie auch auf dem Land möglich und in der Stadt im Altbau sogar noch wahrscheinlicher, als auf dem Land mit einem Neubau.

Schaue ich hier, dann kommt das Trinkwasser für die Stadt wie auch die umliegenden Gemeinden aus der selben Aufbereitungsanlage. Es ist also genau das gleiche Wasser was verteilt wird und dennoch gibt es immer wieder Dörfer, Gemeinden und auch Stadtteile die Wasserproben mit Bakterien haben und folglich dann abkochen müssen.

Das kommt jetzt aber ziemlich darauf an, wo man lebt, oder? In Irland kann man das Wasser beispielsweise auf dem Land bedenkenlos trinken. In den Städten dagegen sollte man es nur abgekocht verwenden. E. Coli und Cryptosporidien sind da trotz massivem Chloreinsatz regelmäßig im Wasser. Da sind die Wasserleitungen und die Kanalisation teilweise so alt, dass die Fäkalien in die Trinkwasserleitungen sickern. Vorsichtig sein muss man da immer, aber regelmäßig wird von den Behörden auch wegen akuter Belastung gewarnt.

Ich wohne in einem Ballungsraum mit fünf Millionen Menschen auf viereinhalbtausend Quadratkilometern, meine Stadt hat knapp 500.000 Einwohner. Unser Wasser kommt aus 60 Kilometer Entfernung aus dem Münsterland. Denn unser Wasser können wir nicht trinken, das ist mit PFT belastet. Trotzdem muss stark gechlort werden, weil Kolibakterien drin sind. Folglich riecht es ziemlich nach Schwimmbad, wenn man den Hahn auf dreht.

Jetzt könnte man sagen, das ist so, weil das Wasser vom Land kommt. Aber der Süden der Stadt bekommt sein Wasser aus Krefeld, das ist ebenfalls eine Großstadt mit mehr als 200.000 Einwohnern, und die haben auch koliforme Keime und deshalb massig Chlor im Wasser.