Erfahrungen mit Verschuldung durch Finanzierungen

vom 21.10.2016, 16:39 Uhr

Ich bin vor kurzem von einer sehr kleinen möblierten Wohnung in eine neue große (unmöbliert) gezogen. Da kommen natürlich enorme Anschaffungskosten auf mich zu. :D Da ich mein gespartes Geld auch für die neue Einrichtung verwende wird es natürlich in manchen Fällen etwas knapp.

Zum Beispiel hätte ich gerne einen großen/guten Fernseher, da kam mir die Idee, dass ich mir es auch sparen könnte das Geld sofort aufbringen zu müssen indem ich eine 0% Finanzierung abschließe. Ich weiß, dass ich die laufenden Kosten tragen kann.

Allerdings habe ich erst vor kurzem wieder zwei Personen, Anfang zwanzig stark verschuldet, kennengelernt. Da kommen mir dann doch immer wieder Zweifel, vor allem halte ich von Finanzierungen eh nicht sehr viel. Wie steht ihr dazu? Habt ihr Erfahrungen gemacht? Gute oder mehr Schlechte?

» Kathilein » Beiträge: 8 » Talkpoints: 3,58 »



Grundsätzlich gilt erst einmal: Was man finanzieren muss, kann man sich eigentlich nicht leisten. Das gilt umso mehr, wenn es sich um Artikel handelt, die nicht lebensnotwendig sind. Und in diese Kategorie fällt streng genommen fast gar nichts teures.

Die 0%-Finanzierungen vermitteln das Gefühl, dass eine Finanzierung nichts kostet. Letztendlich muss man aber den Artikel trotzdem abzahlen. Das ist sehr gefährlich, weil man schnell das Gefühl verliert, wie viel Geld man im Endeffekt ausgibt.

Eine Erstausstattung für eine Wohnung muss übrigens nicht teuer sein. Möbel kann man sich auch günstig bis kostenlos auf dem Gebrauchtmarkt besorgen. Häufig reicht es, wenn man sich rechtzeitig im Freundeskreis und der Familie umhört. Das ist natürlich etwas mehr Aufwand, kann aber tausende Euro sparen. Mit der Zeit kann man sich ja nach und nach seine Wunschmöbel anschaffen. Aber unter Umständen wird man auch feststellen, dass man die an der ein oder anderen Stelle gar nicht braucht.

Ich würde jedenfalls niemals meine gesamten Ersparnisse dafür ausgeben. Bei meiner ersten Wohnung habe ich keine 1000 Euro für Möbel ausgegeben und war trotzdem fast voll ausgestattet.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »

Zuletzt geändert von Mod am 21.10.2016, 17:48, insgesamt 1-mal geändert. Zeige Beitragsversionen

Ich finde auch, dass man nur dann solche Finanzierungen macht, wenn man nicht mit Geld umgehen kann. Man sollte sich alles irgendwie zusammensparen können, immerhin muss man sein Leben ja ein bisschen planen und man kann nicht erwarten, dass andere Menschen einem das Leben finanzieren. Auch 0% Finanzierungen finde ich sinnlos, immerhin muss man ja trotzdem die Raten zahlen und immer nur auf Pump zu leben ist nicht gut.

Bei einem Hauskauf mag so etwas vielleicht noch gehen, aber bei so Sachen wie einer Waschmaschine, einem Fernseher oder Möbeln kann ich das nicht verstehen, weil man sich das alles zusammensparen kann. Das sind ja alles keine extrem großen Summen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Weasel_ hat geschrieben:Grundsätzlich gilt erst einmal: Was man finanzieren muss, kann man sich eigentlich nicht leisten. Das gilt umso mehr, wenn es sich um Artikel handelt, die nicht lebensnotwendig sind. Und in diese Kategorie fällt streng genommen fast gar nichts teures.

Kann man so auch nicht stehen lassen. Denn gerade größere Anschaffungen wie ein Haus bezahlt kaum jemand direkt Bar auf die Hand sondern finanziert das ganze. Aber dort kann man es sich über die Zeit hinweg gesehen leisten, ansonsten würde man auch keinen Kreditvertrag bekommen. Klar ist das nur eine momentane Aufnahme wenn dieser abgeschlossen wird, aber ist das ganze dem Finanzdienst zu Risikoreich dann wird man abgelehnt oder mit entsprechenden Zinsen belegt, damit der Ausfall abgedeckt wäre.

Daher kann man das doch eher auf Luxusgüter übertragen und dazu gehört ebenfalls der tolle große Fernseher den man sich auf Finanzierung kaufen möchte, weil das Geld gerade nicht zur Hand ist diesem am Stück zu bezahlen.

Ich frage mich wirklich warum es immer direkt eine neue Einrichtung sein muss, mit den tollsten Elektrogeräten wenn man sich diese direkt gar nicht leisten kann. Gerade mit der ersten eigenen Wohnung hat man genug Geld mitgebracht für Kaution, Renovierung und ggf. auch den Makler der einem die Wohnung gesucht hat. Da muss es hinterher nicht noch das neuste und tollste sein wenn man das Geld nicht zur Hand hat. Für den Anfang reichen doch auch weniger tolle Dinge aus die man gebraucht oder sogar geschenkt haben kann und nach und nach wenn Geld vorhanden ist, kann man es immer noch austauschen.

Es fällt keinem ein Zacken aus der Krone wenn man seine Filme noch auf einem Röhrenbildschirm anschaut und es nicht der neue tolle Smart TV ist, denn Bild bringen beide für die notwendigen Informationen und das ist in erster Linie das was zählt. Daher kann ich es nicht verstehen wie man seine erste eigene Wohnung auf Finanzierung einrichten möchte, denn viele vergessen ohnehin was für weitere Kosten auf sie zukommen und schnell reicht das Geld nicht mehr aus um die Fixkosten und die Finanzierungen zu bedienen.

Eine Waschmaschine ist auch kein Fernseher und kann man nicht miteinander vergleichen. Sicherlich gibt es auch billige Waschmaschinen aber wenn die alte gerade kaputt gegangen ist, man vier Kinder Zuhause hat und das Geld nicht zur Hand weil gerade alles für die Stromnachzahlung drauf gegangen ist, ist es nichts verwerfliches wenn man sich eine neue anschafft auch wenn diese nicht direkt bezahlt werden kann. Dafür ist diese in 3 oder 6 Monaten abgezahlt da jeden Monat ein Überschuss besteht und es somit überschaubar von der Laufzeit und Rate ist.

Einen Fernseher braucht man nicht unbedingt das neuste und tollste Modell, es reicht auch etwas einfaches aus und diese Fernsehgeräte werden an jeder Ecke inzwischen verschenkt wenn man mal durch die Straßen geht und in die Kleinanzeigen schaut. Ich bin auf diese Weise mehrere Geräte los geworden die noch einwandfrei laufen aber ich einfach nicht mehr brauchte nach Verkleinerung meines Hausstandes. Ich habe Anzeigen geschaltet und nach nicht mal einem halben Tag waren alle 3 Geräte weg, darunter auch eine alte Keule mit über 25 Jahren auf dem Buckel.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Kann man so auch nicht stehen lassen. Denn gerade größere Anschaffungen wie ein Haus bezahlt kaum jemand direkt Bar auf die Hand sondern finanziert das ganze.

Eine Immobilie ist einer der wenigen Ausnahmen, bei denen das stimmt. Das liegt daran, dass sie auch einen Nutzen in Form von gesparter Miete bringen. Dieser Nutzen muss deutlich über den gezahlten Zinsen liegen, damit ein Haus eine vernünftige Investition ist.

Aber dort kann man es sich über die Zeit hinweg gesehen leisten, ansonsten würde man auch keinen Kreditvertrag bekommen.

Man bekommt heutzutage problemlos Kredite, auch wenn man es sich eigentlich nicht leisten kann. Es ist immer noch ein Unterschied zwischen "ich kann mir etwas leisten" und "ich kann den Kredit bezahlen".

Sicherlich gibt es auch billige Waschmaschinen aber wenn die alte gerade kaputt gegangen ist, man vier Kinder Zuhause hat und das Geld nicht zur Hand weil gerade alles für die Stromnachzahlung drauf gegangen ist, ist es nichts verwerfliches wenn man sich eine neue anschafft auch wenn diese nicht direkt bezahlt werden kann. Dafür ist diese in 3 oder 6 Monaten abgezahlt da jeden Monat ein Überschuss besteht und es somit überschaubar von der Laufzeit und Rate ist.

In der Aussage steckt aber ein gewaltiger Denkfehler. Wenn man nicht mehrere größere Ausgaben aus seinen Rücklagen decken kann, ist man schon lange in einer extremen finanziellen Notlage. In einer solchen Notlage ist ein Kredit höchst gefährlich, auch wenn theoretisch ein Überschuss besteht, aus der man den Kredit irgendwie abzahlen kann. Aber was passiert, wenn innerhalb dieser sechs Monate die nächste große Anschaffung kommt?

Normalerweise sollte man mindestens zwei ganze Monatsgehälter in seinen Rücklagen haben, um größere Ausgaben ohne Kredit finanzieren zu können. Wenn man dies nicht erreichen kann, befindet man sich in der erwähnten Notlage. Man muss dringend die Ausgaben reduzieren, anstatt sich noch mehr Ausgaben durch Kredite anzuhängen.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Weasel_ hat geschrieben:In der Aussage steckt aber ein gewaltiger Denkfehler. Wenn man nicht mehrere größere Ausgaben aus seinen Rücklagen decken kann, ist man schon lange in einer extremen finanziellen Notlage. In einer solchen Notlage ist ein Kredit höchst gefährlich, auch wenn theoretisch ein Überschuss besteht, aus der man den Kredit irgendwie abzahlen kann. Aber was passiert, wenn innerhalb dieser sechs Monate die nächste große Anschaffung kommt?

Wie Wahrscheinlich ist es, dass eine weitere große Anschaffung kommt wenn man den Kredit auf 3 Monate oder 6 Monate bedient. Sie ist vorhanden aber immer noch geringer, als wenn man die Finanzierung dann auf 12, 24 oder 36 Monate macht nur damit die Rate gering gehalten wird. Dadurch steigen auch die Zinsen die man dafür berappen muss was das ganze teurer macht.

Sicherlich ist es immer nett wenn man eine Rücklage hat, aber manchmal muss man eben auch an diese und verbraucht diese komplett. Damit sich eine neue Rücklage bilden kann, muss man erst einmal wieder wirtschaften mit Einnahme und Ausnahmen. Es ist nicht zu erwarten, dass dieses Konto dann binnen 2 Monaten auch wieder die 2 vollen Monatseinnahmen aufweist, da man in dieser Zeit auch von etwas leben muss.

Schafft man es aber binnen, sagen wir mal 6 Monaten das wieder auf dieses aufzustocken, kann man einen Kreditvertrag bzw. eine Finanzierung für die Waschmaschine aufzunehmen die gerade kaputt gegangen ist. Dadurch verlängert sich die Bildung der vollständigen Rücklage um 1-2 Monate, aber es ist dennoch eine Rücklage vorhanden und nicht wieder komplett vernichtet und bleibt für andere Dinge liquide wenn z.B. weitere Nachzahlungen anstehen.

Denn wenn man es so rechnet, dann ist eine 0% Finanzierung günstiger als wenn man auf den Dispo von der Bank zurück greift oder dort auch einen Kleinkredit mit den üblichen Zinsen aufnehmen muss nur damit die Waschmaschine oder die Nachzahlungen bedient werden können. Daher ist es schon immer eine Rechenaufgabe womit man nun besser fährt, aber nicht immer ist es auch sinnvoll und ratsam sein Erspartes direkt mit vollem Einsatz einzubringen, wenn am Ende nichts mehr übrig ist um andere Dinge bedienen zu können.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Wie Wahrscheinlich ist es, dass eine weitere große Anschaffung kommt wenn man den Kredit auf 3 Monate oder 6 Monate bedient.

Das ist im Prinzip genau die Argumentation, die du verwendest, um die Finanzierung zu rechtfertigen.

Sicherlich ist es immer nett wenn man eine Rücklage hat, aber manchmal muss man eben auch an diese und verbraucht diese komplett.

Und hier verwendest du sie wieder. Wenn solche Ausgaben anstehen, hast du ganz schnell eine Menge Schulden am Hals, die eben nicht mehr in drei Monaten abgezahlt sind. Wenn man die Schulden problemlos abzahlen kann, dann könnte man auch problemlos eine ausreichend hohe Rücklage ansparen.

Schafft man es aber binnen, sagen wir mal 6 Monaten das wieder auf dieses aufzustocken, kann man einen Kreditvertrag bzw. eine Finanzierung für die Waschmaschine aufzunehmen die gerade kaputt gegangen ist.

Diese Finanzierung braucht man eben nicht, wenn man so gut mit Geld umgeht, dass man eine ausreichend hohe Rücklage hat. Oder anders gesagt: Wenn man die Finanzierung braucht, hat man ein Problem, mit seinem Einkommen klar zu kommen. Man befindet sich in einer finanziellen Notlage.

Denn wenn man es so rechnet, dann ist eine 0% Finanzierung günstiger als wenn man auf den Dispo von der Bank zurück greift oder dort auch einen Kleinkredit mit den üblichen Zinsen aufnehmen muss nur damit die Waschmaschine oder die Nachzahlungen bedient werden können

Es ist egal, wie man Schulden macht, man befindet sich in einer finanziellen Notlage. Eine Ausnahme wäre lediglich, wenn man die Rücklagen eigentlich hat, aber darauf Zinsen bekommt und deshalb die 0%-Finanzierung in Anspruch nimmt. Allerdings spart man da bei üblichen Beträgen nur ein paar Cent. Da wird es fast immer günstiger sein, ein besseres Angebot zu suchen. Und das bekommt man eher, wenn man sich nicht nur auf Anbieter mit 0%-Finanzierung einschränkt.

» Weasel_ » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »



Ich kann diese Mentalität, Schulden für normale Güter des Alltags zu machen, nicht verstehen. Selbst habe ich in meinem Leben noch nie einen Cent Schulden irgendwo gehabt und muss sagen, dass das für mich auch eine unschöne Vorstellung ist, welche zu haben. Ich weiß aber, dass ich da recht rigoros bin und viele Leute nicht so denken, wie ich.

Wie kann ich mich denn über die neue, teure Wohnlandschaft freuen, wenn ich weiß, dass ich sie jetzt noch zwei Jahre abzahlen muss? Das ist doch frustrierend. Und in dem Moment, wo ich sie endlich abgezahlt habe, kommt sie mir schon wieder alt vor. Da spare ich doch lieber im Vorfeld und warte, um mir dann etwas Eigenes zu kaufen, denn rechtlich ist es bei einer solchen Finanzierung ja noch nicht mal mein Eigentum.

Und heute gibt es mit Ebay und den Kleinanzeigen sowie diversen Gruppen bei Facebook doch die Möglichkeit sich gute gebrauchte und teils auch moderne Sachen zu kaufen und man muss nicht mehr auf den Ausschuss vom Sozialkaufhaus zurückgreifen, wie es zu meinen Studentenzeiten noch der Fall gewesen ist. Es ist natürlich mit mehr Aufwand verbunden, als einmal eine Groß-Bestellung irgendwo zu tätigen und sich die Sachen nach Hause liefern zu lassen.

» Verbena » Beiträge: 4961 » Talkpoints: 2,00 » Auszeichnung für 4000 Beiträge


Der Wunsch oder Entschluss zu einer größeren Wohnung kommt doch nicht von heute auf morgen. Demzufolge sollte auch längere Zeit vorher schon klar sein, welche Neuanschaffungen man tätigen muss. Also kann man darauf sparen. Zu Urgroßmutters Zeiten wurde auch jeden Monat das Geld für die Kohlen oder die Kartoffeln zum Einkellern an die Seite gelegt, damit man dann diese große Summe auch bezahlen kann.

Wir hatten auch ohne den Umzug den Plan, dass wir uns ein neues Sofa anschaffen wollen. Dazu haben wir auch Geld angespart, damit wir bei einem passenden Angebot kaufen können. Und das eben ohne Kredit oder Konto überziehen. Das habe ich noch so gelernt und mein Mann auch, dass man erst mal spart, bevor man die Ausgabe tätigen kann.

Deswegen finde ich es auch teilweise zu einfach wie schnell man einen Kredit bekommen kann. Und da es so leicht ist, verlieren leider genug Menschen dann die Übersicht und landen in der Schuldenfalle. Daher sehe ich auch den großen, tollen Fernseher nicht als eine notwendige Ausgabe an und würde da nie und nimmer eine Finanzierung anstreben. Entweder spare ich auf diese Anschaffung oder ich begnüge mich mit einem kleineren Gerät.

» Punktedieb » Beiträge: 17970 » Talkpoints: 16,03 » Auszeichnung für 17000 Beiträge


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