Deutsche Frauen weniger emanzipiert, als in der EU - warum?

vom 13.10.2016, 14:27 Uhr

Ich finde, Zitronengras spricht einen wichtigen Punkt an. Denn wie Karriere definiert wird, ist eine persönliche Einstellung. So habe ich eine Bekannte, die studiert und promoviert hat und die sogar Juniorprofessorin geworden ist. Trotzdem arbeitet sie im Moment nur Teilzeit - weil sie das selbst so möchte - und hat zwei kleine Kinder zu Hause (2 und 6 Jahre alt). Das Betreuungsangebot wäre da, also die Universität, wo sie arbeitet, hat eine betriebsinterne Kita, die sehr gute Arbeitszeiten hat. Es wäre also schon alles mit einer Vollzeit-Stelle vereinbar, wenn sie das denn wollen würde. Sie möchte das aber nicht und ihr ist beides eben wichtig. Sie möchte Beruf und Familie unter einen Hut bekommen und auf meine neugierige Frage hin meinte sie, dass ihr beides eben viel Spaß machen würde und wenn das nicht der Fall wäre, hätte sie sich nicht für dieses Lebensmodell entschieden.

Für mich als Laie sieht das schon nach "Karriere" aus, ich meine die Frau ist Juniorprofessorin und hat auch mehrere Angestellte unter sich in der Universität. Sie sagt aber über sich, dass sie gar nicht so karriereorientiert wäre, denn wenn das der Fall gewesen wäre, hätte sie nach der Hochzeit nicht den Namen ihres Mannes angenommen und würde sich auch nicht für das Teilzeitmodell in Kombination mit der Familie entschieden haben. Sie meint nämlich, dass nur die eingefleischten, "richtigen" Wissenschaftler den Mädchennamen entweder behalten oder einen Doppelnamen annehmen würden wegen der Publikationen, die sonst unter zwei verschiedenen Namen auftauchen würden. Da sieht man mal wie die Ansichten über den Begriff "Karriere" auseinander gehen können.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Kann doch jeder für sich selbst entscheiden und muss es auch unter einen Hut bekommen wenn Kinder vorhanden sind. Aber nicht immer lässt sich die Arbeitszeit einer Vollzeitstelle mit dem Betreuungsangebot auch abdecken und dann ist man als Frau gezwungen, dass man entsprechend kürzer Tritt und nur noch eine Teilzeitstelle bekleidet auch wenn man gerne Vollzeit arbeiten gehen würde. In dieser Hinsicht ist eine Überarbeitung schon lange fällig, denn was bringt eine Krippe die von 9-13 Uhr nimmt, dass deckt keine Vollzeitstelle aber so ist es in vielen Orten immer noch. Selbst mit einer Teilzeitstelle ist das von der Zeit her schon sehr knapp bemessen, da das Kind nur 20 Stunden die Woche betreut wird und man genauso lange arbeiten muss. Wegstrecken sind dabei noch nicht inbegriffen.

Auch was Zitronengras geschrieben hat, versteht jeder etwas anderes unter einer Karriere. Von jemanden mit keinem Abschluss erwarte ich auch nicht, dass dieser irgendwann soweit sich hoch gearbeitet hat um doch noch promovieren zu können wenn er aber Abteilungsleiter wird oder auch eine Führungsverantwortung bekommt, dann ist das schon eine Karriere für manche.

Ich denke nicht, dass Frauen hier weniger emanzipiert sind als anderswo in der EU. Aber die Dinge sind halt überall sehr unterschiedlich, manche Länder weisen bessere Betreuungsangebote auf andere schlechtere, bei manchen wird die Elternzeit auch voll bezahlt und andere haben das gar nicht. Somit kann man das gar nicht alles in einen Topf werfen, da auch jede Kultur mit dem Thema Kinder anders umgeht.

Für einen Spanier ist die Familie das größte auch für die Männer und wenn es notwendig ist, dann treten sie dort auch kürzer um die Betreuung zu gewährleisten. Hier wird man als Mann nicht selten schief angeschaut was das soll. In Deutschland kommt es mir vor, dass nach wie vor das altmodische Frauenbild existiert und die Frauen alleine für Kindererziehung und Haushalt zuständig sind, neben der neuen Aufgabe mit der Vollzeitstelle die inzwischen auch noch erwartet wird.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


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