Ist Syrien noch zu retten oder für eine Rückkehr geeignet?
Seit nunmehr fünf Jahren herrscht in Syrien ein erbitterter Krieg. Assad bombardiert da frei nach Laune seine eigenen Landsleute, die er wiederum als Rebellen seines Regimes empfindet. Dieser wiederum wollen das Assad abdankt, um das Land besser machen zu können. Hinzu kommt noch, dass der Kampf gegen die IS stattfindet und auch hier immer wieder zivile Opfer allgegenwärtig sind.
Viele Menschen sind geflüchtet und auch nach Deutschland. Sie dürfen natürlich bleiben und ich verstehe, wieso sie geflohen sind. Das bestürzt mich natürlich auch. Mich bestürzt aber auch die Zukunft. Es wird immer so getan, jetzt bin ich nicht so in dem Thema "Aslyrecht" involviert, dass die Leute dann gehen müssen, wenn der Krieg zu Ende ist, weil das Recht auf Asyl ja dann erlischt.
Natürlich nicht für all jene, die hier bereits Arbeit & Co gefunden haben, um das Recht zu haben, weiter hier zu bleiben. Doch all die anderen müssten ja eigentlich dann gehen, weil der Fluchtgrund ja wegfällt, sehe ich das richtig?
Nun frage ich mich aber, wohin fliehen die Leute nach dem Krieg? In einem Land, wo kaum noch ein Stein auf dem nächsten steht? In einem Land, wo man Jahre benötigen wird, wenn nicht Jahrzehnte, um das Land aufzubauen? Immerhin ist das Land kaputt bis zur Unkenntlichkeit. Wo lebt man denn am Ende dort wirklich?
Im Grunde ist Syrien doch schon jetzt kaum noch zu retten, wenn man den Bildern mal genauer folgt. Auch gibt es nichts, was dort noch schön ist oder mal die Touristen wie einst in Damaskus anzieht. Alles ist kaputt.Wie will man denn da wieder zurückkehren?
Daher mal meine Frage an Euch hier, wie sieht es Eurer Meinung nach in Syrien aus? Seid Ihr der Meinung, dass man die Syrer nach dem Kriegsende (wann immer das sein würde) - dann wieder einfach in den Trümmerhaufen gehen lassen sollte oder muss, weil es die Regeln besagen würden oder seid ihr der Meinung, dass dort ja gar nichts mehr wirklich zu retten ist, sodass man überlegen muss, ob die Rückkehr sinnvoll ist?
Nehmen wir an der Krieg endet und es herrscht irgendjemand halbwegs erträgliches oder es entsteht eine Demokratie. Soll deiner Auffassung nach Syrien dann einfach zerstört bleiben? Die Menschen, die in zerstörten Gebieten leben, verzichten weiter auf Strom und Wasser? Niemand baut sein Haus wieder auf? Es entstehen keine Geschäfte?
Du lebst doch in Essen, oder? Das Ruhrgebiet lag nach dem Krieg in Schutt und Asche. Riesige Flächen waren nur noch Schutt, da lag kein Stein mehr auf dem anderen. Aber deine Wohnung hat Dach und Wände. Du kriechst nicht aus einem kaputten Keller und stehst in Schutt.
Nach deiner Logik hätten die Menschen diesen Ort einfach verlassen müssen. Aber sie haben es wieder aufgebaut. Sie sind vom Land zurückgekommen und haben neu gebaut. Das tut jeder nach einem Krieg. Warum sollte das ausgerechnet in Syrien anders sein?
Ich sehe das so wie Cooper75. Länder werden nach Kriegen wieder aufgebaut, Stein für Stein. Und nicht von Firmen, die von der Regierung beauftragt wurden, sondern von den Bewohnern selbst. Da entsteht dann nicht gleich wieder die perfekte Infrastruktur, man kann nicht sofort wieder alles kaufen, was man braucht und auf Strom und fließendes Wasser muss man auch noch warten.
Aber irgendwo muss man halt anfangen. Und dazu braucht es Menschen. Ich denke, dass sehr viele der Flüchtlinge dann auch darauf brennen, wieder zurückzukehren in ihre Heimat. Für einige wird es nicht so einfach werden, vor allem, wenn sie Kinder haben. Keine Mutter wünscht sich, dass ihr Kind beim Wiederaufbau von Ruinen mithelfen muss und nicht zur Schule gehen kann.
Je länger der Krieg noch dauert, desto mehr verlieren sie auch den Bezug zu ihrer Heimat. Vor allem die Kinder, die sich je nach Alter jetzt schon nicht mehr erinnern können. Sie knüpfen auch hier Freundschaften und andere Bande. Aber grundsätzlich leben die meisten Menschen am liebsten in ihrer Heimat.
Doch all die anderen müssten ja eigentlich dann gehen, weil der Fluchtgrund ja wegfällt, sehe ich das richtig?
Nein, siehst du nicht richtig. Irgendwann kann man auch eine verlängerte Aufenthaltsgenehmigung oder deutsche Staatsbürgerschaft bekommen. Und viele der Flüchtlinge hier werden Kinder in Deutschland bekommen. Dann haben auch die Eltern mehr Rechte hier zu bleiben. Vermutlich sind die Syrer dann schon alle eingebürgert bis der Krieg mal vorbei ist.
Nun frage ich mich aber, wohin fliehen die Leute nach dem Krieg?
Wieso sollte man nach dem Krieg noch aus Syrien fliehen? Man baut sein Land dann eben wieder auf. Es ist ja nun nicht so, dass es keine Beispiele gab von Ländern, die nach einem Krieg völlig zerstört waren und dann wieder aufgebaut wurden. Deutschland zum Beispiel.
Ja es stimmt. Meine Logik ist hier etwas verworren rüber gekommen. Im Nachhinein betrachtet würde man nach meiner Logik nun davon ausgehen, dass niemand zurück in ehemalige Kriegsgebiete ziehen müsste oder will, weil da ja nichts mehr beim Alten ist und erst in mühseliger Kleinarbeit aufgearbeitet werden muss.
Ein Land aufzubauen ist natürlich auch so eine Angelegenheit. Doch der Krieg hält ja nun schon fünf Jahre an. Viele haben keine Arbeit mehr, weil da alles weggebombt wurde. Wenn man also nun zurück gehen würde, nehmen wir einfach mal an, der Krieg ist vorbei. Wo von sollen die Leute dann leben? Spenden?
Wer bezahlt denn die ganzen Aufbauarbeiten am Ende? Im Grunde sind es doch sowieso all jene die spenden, würde ich jetzt mal sehr naiv behaupten oder nicht? Dann kann man auch gleich Firmen engagieren, die da es wenigstens etwas lebenfähiger machen würden. Ist jedoch nur ein naiver Gedanke, der natürlich so nicht umgesetzt ist.
Doch man glaubt doch nicht allen ernstes, dass viele, die hier dann schon Arbeit gefunden haben, Freunde & Co einfach gehen werden. Sie haben ja ein neues Leben und die alte Heimat ist nun einmal eher Schutt und Asche. Was ich ja verstehen würde.
Zuerst einmal ist nicht ganz Syrien ein Trümmerhaufen. In den westlichen Gebieten und im Norden scheint man inzwischen wieder sehr gut leben zu können. Sogar aus dem hart umkämpften Aleppo gibt es Bilder von üppigen Wochenmärkten. Der SPIEGEL hat eine tolle DVD über Berlin zur Stunde Null herausgegeben. Dort wird ein britischer Journalist zitiert, der nicht geglaubt hat, dass man Berlin nochmals nach dem II. Weltkrieg aufbauen könnte. Es geht also schon.
Meiner Ansicht nach müssten sich sowieso alle Syrer an dem Kampf gegen den IS beteiligen wie es die Kurden machen. Dort werden in den eroberten Gebieten alle Männer zwischen 18 und 45 Jahren eingezogen und müssen gegen den IS kämpfen. Der Erfolg gibt den Kurden recht. Ich hätte nichts dagegen, wenn es die Sunniten wie die Kroaten in den 90er Jahren machen würden und hier ihre Familien in Sicherheit bringen und dann wieder in den Kampf ziehen würden. Immerhin scheint es für die Familien vieler Flüchtlinge sicher genug zu sein, so dass sie mit dem Flugzeug nachreisen können.
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