Wie Gewissen am besten bereinigen und beruhigen können?

vom 09.10.2016, 21:51 Uhr

Viele Leute gehen ja regelmäßig zur Beichte, da sie ihr Gewissen auf diese Weise bereinigen und beruhigen können. Allerdings muss man dafür nicht unbedingt zur Beichte gehen. Oft kann man auch ein klärendes Gespräch mit einer Person führen und ihr die Wahrheit sagen und sich alles von der Seele reden. Viele fühlen sich aber auch besser, wenn sie Tagebuch schreiben oder wenn sie einen Brief an eine Person schreiben, den sie aber nie abschicken.

Wie könnt ihr euer Gewissen beruhigen oder sogar bereinigen, wenn ihr wegen irgendetwas Gewissensbisse habt? Sprecht ihr die damit verbundenen Personen immer sofort an und beichtet alles, weil ihr euer Gewissen sonst nicht beruhigen könntet?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich habe eigentlich nie so ein richtig schlechtes Gewissen gehabt. Wenn mir aber etwas auf der Seele gelegen hat, habe ich das bei der entsprechenden Person einfach angesprochen und besprochen. Das erfordert vielleicht ab und zu Mut, aber letztendlich kann man nur so wirklich sein Gewissen bereinigen und beruhigen. Andere Methoden erachte ich als wenig zielbringend, weil sich dann das Ergebnis nur verschiebt und man die ganze Zeit ein schlechtes Gewissen hat.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Manche meinen wirklich mit einfach reden ist das Gewissen dann wieder bereinigt und alles gut. Quasi als wenn man es nur einmal sagen muss und dann alles wieder so ist wie vorher. Teilweise macht man es mit seinen beichten und reden sogar noch schlimmer z.B. Ehefrau weiß nichts von der Affäre von ihrem Mann, der aus purem Egoismus um sein Gewissen zu erleichtern dann zu ihr rennt, alles gesteht und sie dann mitsamt der Kinder auszieht und sich von ihm trennt. Damit hat er zwar ein erleichtertes Gewissen, aber die Kinder keinen Vater mehr und was ist daran nun besser? Da wäre es doch geschickter gewesen, wenn er einfach den Mund gehalten hätte und nichts gesagt auch wenn es sein Gewissen belastet.

Einfach nur albern, dass manche meinen mit reden macht man alles besser und nicht sieht, dass man damit auch einiges schlimmer machen kann. Denn das war nur ein Beispiel, davon kann man unzählige bauen und weiter spinnen bei denen das reden und Gewissen erleichtern bei einer anderen Person das komplette Gegenteil bewirkt und man sich hinterher noch schuldiger fühlt, wenn man für seinen Fehler der so belastet dann auch zahlen darf.

Ich habe kein schlechtes Gewissen und hatte ich ehrlich gesagt auch noch nie. Ich überlege mir meine Schritte und Handlungen vorher, und zwar soweit, dass ich verschiedene Szenarien im Kopf durchspiele was alles eintreffen könnte. Ist dabei etwas dabei was mir nicht gefällt, dann wird das entsprechend nicht umgesetzt und damit auch kein schlechtes Gewissen. Das erfordert Weitsicht und das haben die wenigsten, die einfach nur immer das gerade machen was ihnen in den Kopf kommt ohne sich vorher Gedanken zu machen was sie damit alles bewirken können oder auch anrichten.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ein schlechtes Gewissen setzt ja voraus, dass ich etwas was ich getan oder gesagt habe, bereue. Dem ist noch nie so wirklich gewesen und wird sicherlich auch nicht passieren. Ich sehe mich zwar nicht immer im Recht, aber das was ich mache, mache ich aus tiefster Überzeugung und ehe ich es mache oder etwas sage, gehe ich sicher, dass hier keine Missverständnisse oder anderweitigen Hindernisse aufkommen, die mich später dazu anhalten würden, ein schlechtes Gewissen zu haben.

Ich bereue eigentlich nie etwas. Ich sage, was ich denke und wie ich es meine. Es wäre heuchlerisch, wenn ich dann Buße tun würde. Ich sage nicht, dass je nach Situation meine Tonalität genial gewählt wurde, dafür mag ich mich durchaus entschuldigen und die Situation wieder beruhigen, aber das was ich letzten Endes gesagt habe, bleibt davon unberührt. So bin ich nun einmal und das wissen die Leute, aber so etwas schätzen sie an mir!

Wenn man ein schlechtes Gewissen hat, dann sollte man natürlich mit den Betroffenen sprechen. Da hilft kein Gott auf dem Beichtstuhl und das beeindruckt mich nicht im geringsten. Jeder darf glauben, was er will, aber für mich ist das Beichten sinnlos. Niemand verzieht einem, was geschehen ist und Gott kann nicht für andere entscheiden, dass sie XY seine Schandtaten verzeihen, weil das kann nur die Person selber.

Es muss natürlich jeder selber wissen, ob man lieber beichten geht, der Person das schlechte Gewissen sagt, aber dazu muss man auch wirklich bereuen. Da ich dies niemals bisher wirklich getan habe, ist das für mich auch eher zweitrangig. Ich sag nicht, dass jeder meine Meinung teilen muss oder denkt, dass ich richtig lag. Ich mag auch nicht immer richtig gelegen haben, aber für mich eben schon und das ist meine Hauptsache.

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Ich halte es für ein Gerücht, dass viele Leute regelmäßig beichten gehen, zumindest wenn man von hierzulande ausgeht. Ich stamme beispielsweise aus der tiefsten bayerisch-katholischen Provinz, und selbst dort schleppen sich nur noch ein paar vereinzelte Ömchen zur Osterbeichte, die selbst dann nicht mehr sündigen könnten, wenn sie es wollten. Aber abgesehen vom katholischen Bußsakrament gibt es in meinen Augen etliche Möglichkeiten, mit Schuldgefühlen und einem schlechten Gewissen umzugehen.

Ich bin sogar der Meinung, dass es einem menschlich gesehen gar nicht schadet, wenn man sich mal schlecht fühlt, weil man etwas verbockt hat. So sehr von mir überzeugt bin ich nämlich nicht, dass ich prinzipiell alles für richtig halte, was ich mit oder ohne reifliche Überlegung so tue. Und Gewissensbisse können sogar ganz hilfreich sein, wenn man einen Fehler kein zweites Mal begehen möchte.

In meinen Augen gibt es aber auch oft, wenn nicht sogar in der Mehrheit der Fälle, unbegründete Gewissensnöte, die einem von der Umwelt vermittelt werden, weil es den lieben Mitmenschen natürlich besser gefällt, wenn man spurt und funktioniert und ihnen das Leben erleichtert. Wenn man dann Grenzen setzt, sind manche Leute schnell bei der Hand, einem Schuldgefühle einzureden. Hier ist es ganz hilfreich, auch mal einen Schritt zurück zu treten und sich zu fragen, ob man rational und objektiv gesehen etwas falsch gemacht oder jemanden verletzt hat, wenn man beispielsweise das allwöchentliche Kaffeetrinken bei Tante Erna auf alle zwei Wochen ausdehnt.

Wenn man tatsächlich ins Fettnäpfchen getreten ist und zu der Sorte Mensch gehört, die dann nicht "Ich bin eben so, und wer damit nicht klarkommt, kann sich verpissen!" kräht, finde ich es hilfreich, wenn man den Fehler eingesteht, sich entschuldigt, sich zur Not auch damit abfindet, wenn einem nicht (sofort) verziehen wird, und nach Kräften versucht, den Fehler nicht noch mal zu machen. Das klingt jetzt fürchterlich altmodisch und spießig, aber mir ist noch keine bessere Lösung eingefallen, wenn man wirklich mit seinen Mitmenschen auskommen und nicht immer nur über ihre Wünsche und Bedürfnisse hinweg walzen möchte wie ein Mähdrescher.

» Gerbera » Beiträge: 11315 » Talkpoints: 48,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge


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