Arbeitskollegen mit Kosenamen ansprechen?
Ich habe einige Arbeitskolleginnen, die auf mich irgendwie befremdlich wirken vom Verhalten her. Die sprechen sich untereinander immer mit Kosenamen an. Dass man sich beim Vornamen nennt und dann auch noch duzt, finde ich gar nicht so schlimm und das stört mich auch nicht weiter. Aber ich finde die ständigen Koseformen des jeweiligen Vornamens einfach nur befremdlich und unpassend. Ich finde, das wirkt unprofessionell.
Auch ist es so, dass diese einzelnen Arbeitskolleginnen in meinen Augen viel zu viel Privates am Arbeitsplatz zulassen. Da wird dann über das Verhalten der Schwiegereltern während der Arbeit debattiert, aber auch, wenn der Ehemann einer Kollegin nachts in die Notaufnahme musste wegen irgendetwas. Ich habe da eher das Gefühl, wir wären da im privaten Kaffeekränzchen gelandet und nicht auf Arbeit, wie es sein sollte. Mir fehlt da irgendwie diese Professionalität, wenn ich ehrlich bin, wobei ich nicht sicher bin, ob das Verhalten genauso wäre, wenn man die Kosenamen weglassen würde. Vielleicht liegt es auch an den Menschen selbst.
Wie ist das bei euch? Findet ihr es in Ordnung, wenn Arbeitskollegen mit Kosenamen angesprochen werden? Wie würdet ihr darauf als Angesprochener/ Zuhörer reagieren? Könntet ihr auf die Dauer für jemanden arbeitet, wo die es so dermaßen locker zugeht, dass man sich schon fast vorkommt, wie im heimischen Wohnzimmer beim Kaffeeklatsch mit Freunden?
Ich denke nicht, dass es daran liegt, dass die Kolleginnen sich mit Kosenamen ansprechen, dass du das Gefühl hast, bei einem privaten Kaffeeklatsch gelandet zu sein. Bei meiner Arbeit ist es auch schon mal so, dass Kosenamen verwendet werden, wenn diese bekannt sind. Aber das heißt nun nicht, dass wir nur private Themen besprechen. Bei uns liegt schon der Focus auf der Arbeit, aber wenn mal nichts zu tun ist, was auch vorkommt, dann bereden wir auch mal private Themen.
Wenn es aber bei Kollegen bei der Arbeit vorrangig um private Themen geht, wie es bei deinen Kolleginnen zu sein scheint, dann kann ich das auch gar nicht verstehen. Da könnte ich mich auch auf meine Arbeit nicht konzentrieren und darum muss ich schon sagen, dass ich das vielleicht auch mal ansprechen würde, dass das für die Arbeit nicht so toll ist. Aber mir wäre es egal, dass da Kosenamen verwendet werden, mir ginge es dann rein um das private Gequatsche, was ich für die Arbeit nicht wirklich förderlich fände.
Warum sollte zu viel Privates besprochen werden, wenn auf der Arbeit die Koseform eines Vornamens verwendet wird. In meinem ersten Job ist es beispielsweise sehr weit verbreitet, dass die Fachangestellten zwar mit Sie angesprochen werden, aber nur einen Vornamen führen dürfen. Das spiegelt dann auch das Namensschild wider.
Nur Akademikern wird der Nachname zugestanden. Denn Hierarchie ist dort bis heute wichtig, niedere Mitarbeiter werden auch klar so behandelt. Und wenn da eine Stefanie lieber Steffie sein möchte, Alexandra lieber auf Alex hört und Oliver lieber Ollie gerufen wird, dann wird das umgesetzt und kommt auch auf das Namensschild.
Nähe entsteht dadurch aber nicht. Es betont den Abstand zusätzlich und zeigt deutlich, wer wo seinen Platz hat. Das sehen und spüren nicht nur die Mitarbeiter, auch jeder Kunde weiß sofort, ob er einem Häuptling oder einem Indianer gegenüber steht.
Manche mögen ihre Vornamen nicht. Die wollen diesen dann auch nicht so gerne hören und auch nicht so genannt werden. Ist ja verständlich, dann man kann sich seinen Vornamen leider nicht aussuchen. Man kann sich aber anders nennen lassen, wenn man möchte.
Ich habe auch Kollegen, die jeder mit der Niedlichkeitsform anspricht - Steffi statt Stefanie oder Rosi statt Rosana. Ich finde das nicht unprofessionell, denn die Kunden sprechen ohnehin jeden mit dem Nachnamen an. Die bekommen das gar nicht mit, wie wir uns intern nennen.
Zudem finde ich, dass man in der Arbeit nicht immer professionell wirken muss. Das musst du vielleicht, wenn du bei einer Bank bist und gerade Kundenkontakt hast. Aber nicht im internen Kollegenkreis. Ich denke nicht, dass man jede Sekunde auf der Arbeit bitterernst und gespielt professionell verbringen muss.
Ich verstehe mich bei meiner Arbeit eigentlich am besten mit den Leuten die zum Fahrdienst gehören. Zum einen sind das alles Männer und die sind irgendwie anders drauf als die manchmal etwas gekünstelten Damen und zum anderen sind die eben einfach locker und machen Späßchen und wenn sie gerade nicht unterwegs sind, dann sitzen sie in ihrem Zimmer, schwatzen und futtern weg, was da gerade so an Essen herumsteht. Das finde ich sehr sympathisch.
Zudem habe ich eine Kollegin im Büro nebenan, die mir eigentlich immer Privates erzählt. Immer, wenn ich zu ihr komme, beginnt sie das Gespräch damit, dass sie keine Lust zum Arbeiten hat und dann berichtet sie Privates. Finde ich nicht schlimm. Die Frau ist trotzdem beliebt oder vielleicht auch gerade deswegen; sie hat so ein fröhliches und freundliches Wesen, dass sie jeder mag.
Zitronengras hat geschrieben:Manche mögen ihre Vornamen nicht. Die wollen diesen dann auch nicht so gerne hören und auch nicht so genannt werden. Ist ja verständlich, dann man kann sich seinen Vornamen leider nicht aussuchen. Man kann sich aber anders nennen lassen, wenn man möchte
Das würde ja nur dann Sinn ergeben, wenn sich diese Arbeitskollegin auch allen (neuen) Mitarbeitern mit ihrem Spitznamen bzw. Kosenamen vorstellt. Das tut sie nicht. Als ich neu war, hat sie mir ihren ganz normalen Vornamen genannt und ich gehe davon aus, dass das bei anderen auch der Fall war. Jedoch nennen gewisse Kolleginnen sie trotzdem immer mit Kosenamen. Wie erklärst du dir das?
Na dann fand sie es vielleicht komisch, sich einem Neuen mit Kosenamen vorzustellen und hat da ihren richtigen Namen genannt. Vielleicht wird sie dann später darauf spekulieren, dass die Neuen irgendwann die Kosenamen nutzen.
Kommt jetzt darauf an was man unter Kosenamen versteht. Bei uns ist es üblich sich mit dem Vornamen anzusprechen (außer natürlich die Chefs) und wenn man einen Spitznamen hat, wird der in der Regel auch in der Arbeit verwendet. So wird zum Beispiel als Daniela Dani. Manchmal werden auch die Nachnamen ein wenig umgewandelt. Das aber natürlich immer mit dem Einverständnis der jeweiligen Mitarbeiter.
Wir verstehen uns auf Arbeit sehr gut, manche treffen sich sogar Privat, und es wird auch viel persönliches ausgetauscht. Ich finde das überhaupt nicht schlimm, im Gegenteil. Ich finde es sogar toll. Man verbringt mehr Zeit in der Arbeit als bei seinen Freunden und seiner Familie, da ist es doch wichtig das man sich versteht und Vertraut.
Es mag schon das das man in den höheren Führungsriegen weniger privates austauschen möchte, schließlich ist man da oft eher unter Konkurrenten als unter Kollegen, oder man ist ggf. sogar Chef und muss mit seinen Mitarbeitern das ein oder andere unangenehme Gespräch führen. Dann kann ich verstehen das man nicht so viel privates Preisgeben will. Aber bei "normalen" Kollegen finde ich es überhaupt nicht schlimm.
Ich kann Kosenamen allgemein nichts abgewinnen und für mich haben sie im Arbeitsklima auch nichts verloren. Das wirkt direkt unprofessionell und ich würde mir auch eher vorkommen, als wenn ich in Omas Kaffeekranz gelandet bin und nicht auf einer Arbeitsstelle. Ein wenig professionelles Auftreten und der Eindruck spielen doch eine Rolle.
So finde ich das Sie und den Vornamen noch sehr unverfänglich und zeigt auch nach außen den Eindruck, dass man sich gut versteht und das Klima so gut ist, dass man schon ein wenig weiter ist. Macht einen ganz anderen Eindruck als wenn vor dem Kunden nach "Mäusle" gerufen wird oder nach Professor Doktor Herbert Müller-Maier.
Wenn sich mir jemand mit den Kosenamen vorstellen würde, dann würde ich das ganze im übrigen auch ablehnen zu verwenden sondern zum offiziellen Titel mit Herr/Frau XY greifen. Denn die Nachnamen werden ohnehin genannt und wenn man danach fragt, dann hat man diese auch parat. Zudem ich doch nicht mit jedem neuen Kollegen wenn ich neu anfange direkt per Du bin und es weder anbiete noch annehme, dass hat einfach etwas mit gegenseitigem Respekt und Wertschätzung zu tun und das bringt man einfach nicht rüber wenn man nach Mäusle, Hasi oder Pupsi ruft.
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