Geschmack und Stil der ein Leben lang gleich bleibt?

Ich mag meist eher schlichte Sachen, die aber trotzdem irgendwas besonderes haben und eben nicht überall zu finden sind. Aber auch bei Schmuck mochte ich bisher eher dezente Stücke und auch nur Silber. Allerdings merke ich nun, dass ich durchaus auch goldenen Schmuck manchmal ganz schön finde und habe mir auch ein Paar Ohrringe in Gold gekauft.

Bei der Kleidung hat sich mein Geschmack auch verändert. Früher mochte ich gerne Jeans mit Stickereien und Pailletten. Heute mag ich es da eher schlicht. Nun meinte eine Freundin, dass sich ihr Geschmack nicht großartig geändert hätte und sie durchaus auch noch Dinge aus der Teenager Zeit hätte, die sie auch noch so tragen würde. Sie sagte, dass sie sich gar nicht vorstellen könnte, dass sich ihr Geschmack mal verändern würde.

Ich finde es jedoch eher normal, dass sich der Geschmack im Laufe des Lebens verändert und man auch verschiedene Phasen durchmacht. Ist es nicht normal, dass sich der Geschmack mal verändert? Kennt ihr jemanden, bei der Geschmack ein Leben lang gleich geblieben ist?

Ich denke, es ist ab einem gewissen Alter, was ich so auf die Zwanziger festlegen würde, bei den meisten Menschen genau umgekehrt ist. Alle, die ich schon von vor zehn oder zwanzig Jahren kannte, laufen im Endeffekt noch genauso rum wie immer. Als Teenager oder wenn man ganz jung ist, geht man mit vielen Modeerscheinungen mit oder macht komplett unterschiedliche Stilrichtungen durch, aber wenn man erstmal erwachsen ist, dann sind viele gar nicht mehr so flexibel oder haben ihren eigenen Stil gefunden.

Vor einiger Zeit meinte ich mal zu einer Bekannten, dass ich mich dabei ertappe, immer wieder die gleichen Sachen zu kaufen und dass ich im Endeffekt auch erstmal lange Zeit gar nichts kaufen müsste, weil sich vom Stil her so oder so das meiste ähnelt. Das konnte sie aus ihrer eigenen Erfahrung voll bestätigen. Ich gebe zu, dass zumindest in meinem Fall auch etwas Faulheit dabei ist, man kauft halt das, was man kennt und wo man weiß, dass man es gut tragen kann und mag sich aus seiner Comfort Zone nicht mehr herausbewegen.

Gruselig finde ich es nur, wenn man wirklich komplett in jeder Entwicklung zum Stillstand gekommen ist und quasi in der Zeit wie eingefroren wirkt. Vor kurzem sah ich auf Facebook eine ehemalige Freundin, auch in den siebziger Jahren geboren, die viel Lob für ihr Outfit bekam, was eigentlich nur nach Kelly Bundy aussah. Blonder, fransiger Stufenschnitt mit Pony und Dauerwelle, hautenges, ultrakurzes und knallrotes Mini-Kleid mit schwarzer Lederjacke und hochhackigen schwarzen Pumps. Hallo ihr achtziger Jahre!

Das sind dann Momente, wo ich denke, dass man zwar seinem eigenen Stil ein Leben lang treu bleiben kann, aber zumindest wenigstens so ein bisschen auch guckt, wie sich dieser Stil über die Jahrzehnte weiterentwickelt hat. Auch bei Make-up fällt mir das auf, wie auch bei den schon beschriebenen Frisuren. Manche Frauen malen sich immer noch hellblauen glänzenden Lidschatten über das gesamte Augenlid oder den Kajal auf die Wasserlinie, wie es vielleicht 1989 mal total modern war.

Ich denke auch, dass der Geschmack sich im Normalfall im Laufe des Lebens ändern sollte. Welche über 40-jährige würde heute noch ihre Klamotten aus den 80ern tragen wollen? Darüber kann man oft ja nur lachen. Selbst ich würde heute nicht mehr die Kleidung tragen wollen, die ich mit 16 anhatte, obwohl ich gerade mal in meinen 20ern bin.

Allerdings gab es eine Phase, in der ich oft nur schlichte Jeans und Blusen trug, das sind natürlich schon zeitlose Outfits, bei denen sich der Stil nicht ändert.

Vieles hängt wohl aber auch mit aktuellen Trends zusammen, von denen man sich unbewusst beeinflussen lässt. Ein Beispiel sind da Schlaghosen. Als Kind und Jugendliche wollte ich ausschließlich Schlaghosen tragen, doch irgendwann, als ich 14 oder so war, kam der Trend mit den Röhrenjeans bzw. "skinny Jeans" wieder. Ich fand es furchtbar und deckte mich mit Schlaghosen ein.

Irgendwann waren diese aber komplett aus den Läden verschwunden und wo man auch hinsah, überall waren nur Röhrenjeans. Plötzlich galten - zumindest auf meiner Schule - die Schlaghosen als peinlich und altmodisch. Nachdem ich also bestimmt ein Jahr lang indoktriniert worden war, wurden mir diese "altmodischen" Hosen auch peinlich und heute kann ich mir nicht mehr vorstellen, etwas anders als skinny zu tragen.

Ich kann eigentlich schon sagen, dass sich mein Geschmack noch nie geändert hat. Ich kann allgemein mit den ganzen Modeerscheinungen nichts anfangen, weder mit der hautengen Skinny Jeans, noch Schlaghosen oder anderen ausgefallenen Sachen die alle paar Jahre mal wieder aus der Versenkung ihren Weg auf die Straße finden.

Ich habe schon immer schlichte, einfarbige und funktionale Kleidung bevorzugt und habe diese schon früher getragen und tue es jetzt auch noch. Seit ich meine eigenen Klamotten kaufen kann, ist das sogar noch einfacher geworden, denn als Kind hatte ich dazu kein Mitspracherecht und habe einfach etwas in den Schrank gelegt bekommen, egal ob es mir gefallen hat oder nicht. Damit man nicht nackt laufen musste, hat man es angezogen obwohl man es fürchterlich fand.

Was sich bei mir nicht groß verändert hat sind die Farben, die ich mag und nicht mag. Ich kann mir zum Beispiel nicht vorstellen jemals freiwillig Rosa oder Pink zu tragen. Immer wenn das wieder mal Trend wird ignoriere ich diese Barbie Sachen konsequent. Meine Abneigung gegen unsymetrische Muster hat sich auch überhaupt nicht geändert, da geht auch jeder Trend spurlos an mir vorbei.

Aber natürlich hat sich mein Stil weiter entwickelt. Ich weiß heute besser was mir steht und welche Kleidungsstücke für mich Sinn machen. Alleine dadurch, dass ich heute bewusster und hochwertiger einkaufe und dadurch natürlich auch wesentlich weniger hat sich mein Stil weiter entwickelt. Und natürlich ist niemand immun was Trends angeht, schon alleine deshalb, weil man gar keine andere Wahl hat wenn man von der Stange kauft.

Was Farben angeht, ist es bei mir ähnlich wie bei Cloudy. Diese ganzen Neonfarben gibt es bei mir im Schrank nicht und auch kein Rosa. Ansonsten habe ich alle möglichen Farben im Schrank wegen der Abwechslung und weil ich es langweilig finden würde, wenn alle Sachen nur eine Farbe hätten und es da kaum Variation geben würde.

Ansonsten ist es bei mir so, dass mein Stil eher ins Praktische geht. Als Teenager habe ich sehr gerne diese Schlaghosen getragen, die damals so in Mode waren und man will ja als Teenager unbedingt dazu gehören. Mittlerweile ist es jedoch so, dass ich nur noch Röhrenjeans oder Skinnys trage, weil ich die viel bequemer finde. Bei den Schlaghosen habe ich nämlich immer das Problem, dass die Hosen hinten kaputt gehen und das sieht einfach blöd aus. Bei anderen Schnitten habe ich das Problem nicht und ich habe da einfach viel länger etwas von, da die Hosen und der Stoff viel länger halten und nicht so schnell abgenutzt werden, auch wenn ich sie oft trage.

Strickjacken, die eher aussehen wie Bademäntel oder die keine Knopfleiste haben, finde ich dagegen nach wie vor schrecklich. Das war immer so und das wird immer so bleiben, weil ich das unpraktisch finde. Wenn ich eine Jacke anziehen möchte, weil mir kalt ist, dann muss man die Jacke auch vernünftig schließen können, damit man weniger friert. Eine Jacke, die man nicht zumachen kann, ist daher für mich ein Objekt für die Tonne und da wird kein Trend der Welt etwas ändern können.