Uneinigkeit über Elternzeit in der Partnerschaft?
Ich habe gerade mehrere Neu-Eltern im Bekanntenkreis und bei einem Paar ist letztens ein heftiger Streit über die Elternzeit entfacht. Für sie stand fest, dass sie die regulären 14 Monate Elternzeit nimmt. Sie würde sich aber darauf einlassen, dass er zwei Monate davon nehmen kann, sodass sie ein Jahr daheim bleibt und er entweder gemeinsam mit ihr noch zwei Monate nimmt, oder zwei Anschlussmonate mit dem Kind hat.
Er findet das Ganze unfair und möchte mindestens die halbe Zeit Elternzeit haben. Grundsätzlich ist das nicht verkehrt. Sie stillt nicht und er würde sogar mehr Elterngeld bekommen, als sie. Sie weicht aber nicht von ihrer Meinung ab, da sie nun einmal die Mutter ist und er "nur" der Vater.
Ich kann ihn da vollkommen verstehen. Meiner Meinung nach kann er sich genauso gut um das Kind kümmern und das Kind ist sowieso eher ein Papakind. Ich habe da eher das Gefühl, als hat sie da ein striktes Rollendenken und möchte auch gar nicht wieder arbeiten gehen. Er selbst liebt seine Arbeit, das Kind aber mehr.
Er sucht nun nach guten Argumenten, dass er die Hälfte der Elternzeit bekommen kann. Würde ihm das nicht sogar zustehen, wenn die beiden verheiratet sind?
Wie habt ihr eure Elternzeit aufgeteilt oder lief es bei euch auch klassisch ab, sodass die Frau die ganze Elternzeit genommen hat?
Ich werde die komplette Elternzeit nehmen, wobei mein Mann sich seinen Tag einigermaßen so gestalten kann, wie er möchte, weswegen das eigentlich kaum eine Rolle spielt. Er gönnt mir aber die Zeit mit dem Kleinen und empfindet es als wichtige Zeit für Mutter und Kind. Wobei er sich genauso liebevoll wie ich um den Kleinen kümmert, aber es wäre auch schlecht machbar für ihn Elternzeit zu nehmen.
Ich denke, dass man sich darüber vorher schon mal unterhalten sollte und wenn es finanziell knapp ist auch mal durchrechnen sollte, was geht und was nicht. Meiner Meinung nach spricht nichts dagegen, wenn auch ein Vater bei dem Kind bleibt, wenn dies abgestillt ist oder nicht mehr gestillt wird. Mein Mann macht ja auch alles genauso gut wie ich, weil er von Anfang an hilft. Väter sind also nicht schlechter oder weniger Wert als eine Mutter.
Als Paar kann man insgesamt 14 Monate bekommen, davon kann eine einzelne Person aber nur 12 Monate in Anspruch nehmen, somit kommt sie alleine auf die 14 Monate gar nicht erst, da die anderen zwei Monate dem Partner vorbehalten oder Paarmonate sind. Lediglich wenn sie Alleinerziehend ist und keine weitere Person über 18 Jahren mit im Haushalt lebt, könnte sie alleine die 14 Monate in Anspruch nehmen wenn sie entsprechende Nachweise bringt.
Ebenfalls wird das Mutterschaftsgeld auf das Elterngeld angerechnet, dass man bei einer 12 monatigen Elternzeit gerade einmal 10 Monate Elterngeld erhält und nicht die vollen 12 Monate wie viele der Meinung sind. Die Auszahlung endet einen Monat vor dem ersten Geburtstag des Kindes bei 12 Monaten für eine Person.
Das sollte dabei nicht vergessen werden und in dieser Zeit bekommt man auch nur 67% vom durchschnittlichen Nettolohn des vergangenen Jahres. Alleine wenn man diese Tatsachen berücksichtigt klärt sich einiges bereits im Vorfeld, denn nicht jeder kann es sich finanziell Leisten eben diese Einbußen hinzunehmen, egal was man möchte und was nicht.
Ich selbst habe mir aus diesem Grund keine Elternzeit nehmen können, obwohl ich diese doch gerne gehabt hätte. Aber mit 67% vom Nettolohn wäre ich finanziell nicht hingekommen, für eine weitere Förderung oder Aufstockung waren es 3 Euro zu viel und von daher blieb mir nichts anderes übrig als direkt nach der Mutterschutzfrist wieder arbeiten zu gehen.
Zustehen tut ihm rein gar nichts, die Elternzeit ist eine freiwillige Leistung. Niemand muss sie in Anspruch nehmen wenn er nicht kann oder möchte und wie sie aufgeteilt wird, ist alleine eine Sache der Eltern. Anspruch auf dieses und jenes hat man nicht, lediglich die Mutterschutzfrist nach der Geburt steht der Frau zu, die ebenfalls in der Elternzeit berücksichtigt ist. Die restlichen verbleibenden Monate können frei aufgeteilt werden und sogar auf die Großeltern oder andere Personen übertragen werden.
Wie es rechtlich aussieht, kann ich da leider auch nicht sagen. Aber ich finde es wichtig, dass so etwas im Vorfeld abgesprochen und geklärt wird. Vielleicht finden die Beiden ja doch einen Kompromiss, dass sie sich die Elternzeit je zur Hälfte teilen können.
Ich würde es davon abhängig machen, wer eben mehr verdient und lieber zu Hause bei dem Kind bleiben möchte. Oftmals haben Männer da ja eher noch altmodische Ansichten und möchte nicht in die Elternzeit gehen. Ich denke, dass es dem Vater aber genauso zusteht, wie der Mutter eben auch.
Ich finde es schade, wenn man sich da nicht einigen kann. Gut, ich weiß natürlich nicht, wie viele Kinder sich die beiden wünschen aber mein Partner und ich haben abgesprochen, dass wir uns eben abwechseln und das eben gleichmäßig aufgeteilt wird. Also beim ersten Kind würde er zu Hause bleiben und beim zweiten Kind ich. Ich finde das ist fair und beide Parteien sind mit dieser Regelung zufrieden. Da ich eh abpumpen würde, müsste ich nicht zwingend zu Hause beim Kind bleiben. Ich finde es gut, dass wir das schon im Vorfeld geklärt haben und würde das nicht kurz vor dem Geburtstermin klären wollen, da bedeutet so etwas nur Stress.
Ich finde es auch schade, dass man sich deswegen uneinig ist und darüber streiten muss. Gibt es denn inzwischen eine Lösung wer nun wie lange im ersten Baby-Jahr in Elternzeit geht und entsprechend Elterngeld bezieht?
Mein Freund und ich haben noch keine Kinder, aber hatten irgendwann schon mal grob darüber gesprochen wie es wäre wenn es mal soweit ist. Mir wäre es wichtig dass ich die ersten Monate daheim bei meinem Kind bleiben kann, weil ich auch stillen möchte. Wahrscheinlich würde ich die ganzen 12 Monate, in denen ich Elterngeld beziehen kann, daheim bleiben.
Ob mein Partner seine 2 Monate zusammen mit mir oder erst im Anschluss daran nehmen will, wissen wir noch nicht. Sollte er es sich bis dahin aber anders überlegen und doch länger in Elternzeit gehen wollen, wäre das für mich auch in Ordnung, solange einer von uns da ist, der sich um unser Kind kümmert und wir es nicht allzu früh in die Krippe oder Kita geben müssen.
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