Hungergefühl lässt Kalorien verbrennen?

Ich habe neulich was gehört, was mich schon stutzen ließ. Ein Bekannter von mir schult als Ernährungsberater um und er meinte, dass man eigentlich essen kann, was man will. Man sollte nur drauf achten, dass man dann lange nichts isst, weil das Hungergefühl, also das Magenknurren dann Kalorien verbrennen lässt.

Isst man beispielsweise eine ganze Tafel Schokolade, wird man nicht satt, sondern ist nur für kurze Zeit gesättigt. Dann bekommt man Hunger und wenn man dann eine Weile das Hungergefühl aus hält, dann würde man schnell auch die Kalorien der Tafel Schokolade verbrennen. Hungrig ins Bett gehen würde in der Nacht dann richtig zum Kalorienverbrennen führen.

Ist da wirklich was dran? Kann es sein, dass nur das Hungergefühl alleine schon Kalorien verbrennt? Habt ihr davon schon gehört oder es in der Praxis schon selber bemerken können?

Hunger ist das Signal des Körpers, dass er neuen Nachschub braucht. Bekommt er den nicht, geht er an die Reserven. Ebenso wie Durst ist Hunger dabei schon eine Mangelerscheinung. Also Hunger und Durst setzen nicht bereits fünf vor zwölf ein, sondern wirklich dann, wenn der Körper was braucht. Daher geht er wirklich ab dem Moment an die Reserven.

Wie sehr er allerdings an die Reserven geht und dabei Kalorien verbraucht, weiß ich nicht. Hunger kann man sich ja auch antrainieren. Also wenn man seinen Körper wirklich alle zwei Stunden füttert, hat er doch viel häufiger Hunger als es nötig wäre. Aber auch dieser Körper geht dann an die Reserven, die bei einem solchen Ernährungsplan aber entsprechend üppiger ausfallen dürften.

Als Abnehmstrategie ist Hunger aber nicht wirklich zu empfehlen, denke ich. Mal ein paar Stunden sind bestimmt okay, aber wirklich Hungern ist gefährlich. Dennoch würde ich Durst als Alarmzeichen als schwerwiegender einschätzen.

Ich würde das eher auf das Hungergefühl nach einer Mahlzeit beziehen und nicht auf den Hunger morgens auf nüchternen Magen. Ich weiß nicht, ob das stimmt, aber ich habe mal gehört, dass man morgens etwas gegessen haben muss. Wenn man gar nichts isst und dann hungert, dann soll man wohl nicht abnehmen, weil der Körper immer noch auf Sparflamme läuft bedingt durch die Nacht. Man sollte daher erst den Stoffwechsel anregen bevor man derartige Maßnahmen wie Hungern ergreift. Wenn man es übertreibt, kann das jedoch auch nach hinten losgehen.

Das ist meiner Meinung nach Humbug. Der Körper verbrennt den ganzen Tag über Kalorien. Es ist nichts neues, dass man in einem Kaloriendefizit abnimmt und andersherum im Überschuss zunimmt. Jeder Körper verbraucht unterschiedlich viele Kalorien und je nach Aktivität steigt der Leistungsumsatz. Nur weil der Magen knurrt, heißt das lange nicht, dass man abnimmt. Es gibt auch viele Personen, die behaupten, dass man nach XY Uhrzeit nichts mehr essen darf, da man sonst nicht abnimmt.

Man kann theoretisch auch den ganzen Tag nichts essen und am Abend den Kalorienbedarf decken. Der Körper kennt keine Uhrzeiten und das sogenannte "Magenknurren" kommt teilweise auch von der Verdauung. Natürlich ist es schwer nachzuweisen und ich will mich auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen, aber die Erfahrung (auch die eigene) hat gezeigt, dass so etwas eigentlich nicht sein kann.

Was bedeutet "Kalorien verbrennen" denn überhaupt? Der Zucker im Blut? Fett? Eiweiß? Ich zweifle schon an der Kompetenz von jemandem, der das nicht differenziert und anscheinend nicht weiß, dass es im Körper Vorgänge gibt, die dazu führen, dass eben nicht das Fett, das aus der Schokolade eingelagert wurde, verbrannt wird sondern, dass der Körper direkt an das Eiweiß geht. Das kennt man ja von Diäten.

In dem Moment, wo du Hunger hast, hat das Insulin ja auch schon dafür gesorgt, dass der Zucker aus dem Blut verschwunden ist und eingelagert wurde, aber hier klingt das so als würden die Kalorien aus der Schokolade sich irgendwo frei im Körper bewegen und sofort zur Verfügung stehen, was ja aber so gar nicht stimmt.

Also das Knurren des Magens ist ein Signal des Körpers, das er gerne Nachschub hätte. Wenn man ihm diese allerdings nicht zuführt, bleibt ihm nichts anderes über, als an die Reserven zu gehen.

Zum Abnehmen kann ich die Methode allerdings nicht empfehlen, denn irgendwann wird man so von dem Hungergefühl gequält und die sogenannten Fressattacken kommen zum Vorschein. Man kann den Hunger aber leicht unterdrücken mit einer kleinen Mahlzeit, wie z.B. Obst. So handhabe ich es immer, wenn das Hungergefühl zu stark wird.

Hungern ist im allgemeinen kein guter Weg, wenn man abnehmen will. Wenn man einfach nur weniger isst, als man verbraucht (und dafür eben Hunger in Kauf nimmt), verliert man zwar definitiv Gewicht, aber nicht unbedingt das, was man möchte.

Der "Plan" des Körpers ist es eigentlich, bei Energiebedarf erst einmal auf die Fettreserven zurückzugreifen und erst dann, wenn diese verbraucht sind, sollten Muskeln abgebaut werden. Wenn man sich, und damit seinem Körper, allerdings zu viel Stress zumutet, passiert es gerne, dass der Körper den ersten Schritt überspringt und gleich anfängt, Muskeln abzubauen. Und gerade Diäten, die einfach nur "Iss weniger" besagen, sorgen gerne für diesen Stresszustand.

Und selbst, wenn das nicht der Fall ist, besteht das Problem, dass sich der Körper nach einer Weile anpasst. Wenn man also versucht, einfach nur weniger, aber nicht anders zu essen, beginnt der Körper damit, einfach weniger Reserven zu verbrennen. Wenn man es so dann trotzdem irgendwann auf sein Zielgewicht geschafft hat und anfängt, wieder so zu essen wie vorher, gibt es den berühmten "Jo-Jo-Effekt" - Man führt seinem Körper wieder soviel Energie zu, wie er vor der Umstellung brauchte, der Körper braucht jetzt aber deutlich weniger. Dadurch hat er mehr zum Anlagern, und alles, was man vorher abgenommen hat, ist dann ganz schnell wieder drauf.