Erzählt ihr anderen von eurem Ehrenamt?
Schon seit vielen Jahren gehe ich ehrenamtlichen Tätigkeiten nach. Erst habe ich zwei Mal in der Woche in einem Frauenhaus Kinder betreut, was sehr schöne, wenn auch manchmal schwierige Aufgabe war, da die Frauen und Kindern sich ja in sehr schweren Lebenssituationen befanden. Leider musste ich die Kinderbetreuung wegen eines Umzugs aufgeben, der Weg war dadurch zu weit geworden.
Dann habe ich in einem Café im Service gearbeitet, das ausschließlich von Ehrenamtlichen betrieben wurde. Dadurch konnten Ausbildungsplätze geschaffen werden für Jugendliche, die es sonst auf dem Ausbildungsmarkt eher schwer gehabt hätten. Es kam ein neuer Job, dessen Arbeitszeiten sich nicht mit dem Kellnern vereinbaren ließen.
Mittlerweile coache ich Arbeitssuchende, die sich Unterstützung wünschen, z.B. Bewerbungstraining, Hilfe beim Erstellen der Unterlagen oder bei der Suche von Stellenangeboten, bei der beruflichen Orientierung, die einfach nur einen Ansprechpartner und etwas Zuspruch und Hoffnung brauchen oder auch Menschen, die zwar einen Job haben, aber dort Schwierigkeiten haben. Die Aufgabe macht großen Spaß.
Bisher habe ich in meinem Umfeld kaum jemandem von meinen ehrenamtlichen Jobs erzählt. Ich mache das eher "heimlich, still und leise" für mich, weil es Freude macht. Außerdem befürchte ich, andere könnten denken, man wolle sich bloß hervortun, könnten einen evtl. verurteilen oder einem den Job miesmachen. Andererseits habe ich oft auch den Wunsch, mal davon zu berichten, die Erlebnisse mit jemandem zu teilen, schließlich sind sie Bestandteil meines Alltags.
Wie handhabt ihr das? Habt ihr ein Ehrenamt und erzählt ihr anderen davon? Welche Erfahrungen habt ihr bezüglich der Reaktionen anderer gemacht?
Ich habe über meine ehrenamtlichen Tätigkeiten immer gesprochen, sofern die Angelegenheiten nicht die Pflicht zum Stillschweigen beinhalteten. Sorgen um die Reaktionen meiner Umwelt habe ich mir nicht gemacht, auch wenn diese sehr vielfältig waren.
"Ach, wie schön, dass du das machst", war genauso dabei wie der Satz eines blauäugigen siebenjährigen Kindes, welches seine Mutter mit den Worten zitierte: "Mama hat gesagt, dass du das hier machst, weil du Zuhause nichts zu sagen hast." Über letzteren Kommentar habe ich mich innerlich kringelig gelacht.
Die Haltung zu Menschen, die diese Art Arbeit übernehmen und sie auch noch gerne machen, ist nun mal sehr individuell. Den abwertenden Kommentar der oben zitierten Mutter konnte ich nicht ernst nehmen, weil sie geistig und emotional nicht in der Lage ist, nachzuvollziehen, aus welchem Grunde ich das mache. Dass das Kind Mutters Kommentar ahnungslos in der Runde preisgab, hatte eine gewisse Situationskomik.
Wenn Menschen, die das Ehrenamt schätzen, das äußern, finde ich das natürlich angenehm. Leute, die abfällig darüber reden, bedauere ich eigentlich. Sie begreifen nicht, dass Geld nicht alles ist in der Welt und dass es Dinge gibt, die man für die eigene Erfahrung macht oder einfach nur, weil man sie gerne macht. Diese positive Wirkung des Ehrenamts für den Ehrenamtler selbst werden diese Menschen nie nachvollziehen können.
Das waren aber nur besondere Reaktionen, die mir auf Anhieb erinnerlich waren. Es gab auch viele Andere, die aber keinen Beispielwert haben. Wie bei allem, was man im Leben macht, erhält man auch auf die ehrenamtliche Tätigkeit von zig verschiedenen Menschen zig verschiedene Reaktionen. Ich finde sie meist interessant, weil sie etwas über die Menschen aussagen, und sei es nur über ihre Tagesform.
Negative Kommentare nehme ich in der Regel nicht so ernst, weil sie meistens von Menschen kommen, die die Gesamtheit der Sache nicht überblicken oder nicht überblicken können. Dafür freue ich mich umso mehr über die positiven Worte.
Ich habe es eigentlich immer erzählt. Es ist auch blöd, wenn man direkt nach der Arbeit gefragt wird mit einer Unwahrheit zu antworten und deswegen war ich da immer ehrlich. Ich habe in einem Altenheim ehrenamtlich gearbeitet und auch in meinem Umfeld von der Arbeit erzählt, was mich da auch gestört hat und so weiter. Schlimm finde ich das nicht und schlechte Reaktionen habe ich auch nicht erlebt.
Mir hat das ja auch viel Spaß gemacht und dann sollte man denke ich schon von solchen Tätigkeiten erzählen. Deswegen will ich mich ja nicht in den Vordergrund stellen und es hat auch keiner in meinem Umfeld das so wahrgenommen.
Ich finde es fürchterlich, wenn jemand nur von seinem Ehrenamtlichen Aufgaben spricht und sie jedem ungefragt auf die Nase bindet. Damit möchten sich viele doch nur als "Gutmensch" darstellen und zeigen wie toll sie sind. Von daher kann ich das schon nicht mehr hören was jeder macht in welchem Umfang und was ihm daran nicht passt, wenn es einem nicht gefällt, dann soll man aufhören und nicht andere damit belästigen. Hingegen muss man es auch nicht jedem aufs Ohr drücken wie toll es doch ist zu "helfen", wenn es doch gar nicht den Tatsachen entspricht.
Fakt ist jedenfalls im Bereich vom Rettungsdienst, dass das Ehrenamt dazu missbraucht wird die Löhne des Hauptamtlichen Personals gering zu halten. Denn in Bayern ist es z.B. so, dass 50% aller Schichten durch Ehrenamtliche besetzt werden sollen. Diese sind billig, kosten nichts und ein hauptamtlicher würde pro Schicht um die 100 Euro kosten. Somit kann man da ganze wunderbar klein halten, indem sich immer noch Idioten finden die das aus falschen Gründen (Stichwort "helfen wollen") machen und andere damit ruinieren und dafür sorgen, dass inzwischen kein Rettungsassistent mit Familie ohne einen zweiten Job auskommt.
Druck kann man keinen machen, denn das Ehrenamt wird so hoch gehalten und als "so wichtig" angesehen, dass man damit rein gar nichts erreicht. Lediglich im Bereich des Sanitätsdienstes usw. macht das ganze Sinn, aber nicht auf einem Rettungsmittel welches dauerhaft besetzt wird und von den Krankenkassen finanziert wird um die reguläre Versorgung des Alltags abzudecken. Von daher bin ich froh, dass sich das Thema hoffentlich in den nächsten Jahren komplett gibt, wenn der Notfallsanitäter auf dem Fahrzeug sein muss zusammen mit einem Rettungsassistenten. Denn die wenigsten Ehrenamtlichen setzen sich über viele viele Jahre jedes Wochenende hin um das zu erlernen um auf ihre 5000 Stunden zu kommen. Zudem ist das ganze gar nicht vorgesehen, ausgebildet werden soll nur, wenn auch eine hauptamtliche Stelle vorgewiesen werden kann und somit sollte sich das Thema Hobbyretter dann erübrigen.
Somit kriege ich schon direkt einen Hals, wenn mir jemand von seinen ach so tollen Einsätzen am Wochenende erzählt die man als Hobbyretter auf einem Rettungswagen machen durfte. Zudem dort auch wunderbar gegen die Schweigepflicht verstoßen wird und gerne noch Bilder vom Einsatz mit Einsatzbericht dann auf Facebook, Blogs und Co veröffentlicht werden. Spricht man darauf an, dass sie die Jobs der hauptamtlichen zerstören und sie von der Bezahlung her gering gehalten werden, dann wird das schön geredet, denn die hauptamtlichen könnten auch etwas anderes beruflich machen. Und wer macht dann die Arbeit? Die Hobbyretter mit ihrer Ausbildung in wenigen Stunden? Da habe ich lieber eine Fachkraft die 3500 Ausbildungsstunden vorweisen kann und im Anschluss viele Jahre Berufserfahrung in dem Bereich als jemanden, der einmal im Monat das macht und ansonsten Metall hobelt oder Tische baut.
Kurzum, ich binde meinen Ehrenamtlichen Tätigkeiten niemanden auf die Nase obwohl ich durchaus einige Ämter inne habe. Wer davon Kenntnis haben muss, erfährt das aus den entsprechenden Zeitschriften der Verbände in denen ich aktiv bin. Auf Nachfrage sage ich dazu auch etwas, aber einfach so damit jemanden ein Ohr abkauen was alles gut und schlecht ist, mache ich jedenfalls nicht und ich sehe mich damit auch nicht als "Gutmensch" oder halte mich für "toller" als andere die keinen ehrenamtlichen Posten haben. Ich mache das, weil es mich interessiert und ich dafür auch bereit bin einzustehen und mich zu engagieren, aber es gibt Bereiche da hat das Ehrenamt rein gar nichts verloren und wird in meinen Augen nur ausgenutzt um wirtschaftliche Faktoren zu beeinflussen.
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