Gibt es Fragen, die ihr immer wieder mit Lügen beantwortet?

Wenn mich Personen, die ich nicht so gut kenne, fragen, wie es mir geht, dann antworte ich immer, dass es mir gut geht, auch wenn das nicht stimmt. Allerdings handelt es sich dabei ja aber immer um eine rhetorische Frage, wie ich finde, so dass ich da gerade Fremden gegenüber niemals ehrlich antworten würde, wenn es mir nicht gut gehen würde. Immerhin möchte ich ja auch nicht jedem mein Herz ausschütten.

Außer der Frage nach dem Befinden gibt es ja auch noch andere Fragen, bei denen sehr gerne regelmäßig gelogen wird. Gerade Frauen lügen wohl gerne und regelmäßig, wenn es um ihr Gewicht oder ihr Alter geht. Auch die Frage, ob Schönheits-OPs gemacht wurden, wird oft immer wieder verneint, auch wenn das nicht stimmt. Gibt es Fragen, die ihr immer wieder mit einer Lüge beantwortet? Um welche Fragen handelt es sich dabei und warum genau lügt ihr? Warum wollt ihr nicht die Wahrheit sagen?

Ja, es gibt Fragen, bei denen meine Antwort immer wieder gelogen ist. Allerdings muss ich zugeben, dass ich nicht jede Person anlüge. Es gibt einige Menschen, die die Wahrheit kennen, alle anderen brauchen sie nicht zu wissen. Keiner würde die Wahrheit verstehen, bzw. mich verstehen. Keiner würde verstehen, warum ich so handel wie ich handel. Und bevor ich doofe Ratschläge erhalte oder verständnislose Blicke ernten muss, lüge oder schweige ich.

Worum es beim Lügen geht, werde ich auch hier nicht verraten. Es ist eine sehr private Sache und die muss ich hier nicht nach außen treten und erzählen. Es gibt Dinge, die ich für mich behalte, besonders im Internet. Ich habe es schon mal in einem anderen Forum gehabt, dass ich erkannt wurde. Die Person kam im Forum nie auf mich zu, erzählte mir aber später mal, dass sie mich "gestalkt" hätte und über mein Leben bestens im Bilde ist. Danach habe ich meinen Account dort gelöscht und mich mit einem neuen Namen angemeldet.

Nun, ich würde es nicht unbedingt Lügen nennen, aber es gibt gewisse Dinge, bei denen ich eine „vereinfachte Version“ erzähle. Wenn mich etwa jemand nach meinem Beruf fragt, dann sage ich einfach, dass ich Journalistin bin. Die Wahrheit ist, dass ich zwar unter anderem unabhängige Artikel schreibe, aber auch immer wieder Aufträge in den Bereichen Lektorat, Marketing, Marktforschung, Webdesign etc. annehme.

Im Grunde erzähle ich diese Vereinfachungen, weil ich nicht jedes Mal einen fünf minütigen Dialog aufsagen will, wenn ich den Freund eines Freundes auf einer Grillparty kennen lerne. Außerdem denke ich, dass die meisten Leute sich auch gar nicht so genau für meinen Beruf interessieren.

Das sind bei mir Small Talk Fragen wie die Frage nach meinem Wohlbefinden oder wie ich in Uni oder auf Arbeit klarkomme. Inspiriert durch einen anderen Thread von dir wäre das für mich aber auch die Frage, wie ich meinen Gesprächspartner so finde. Da würde ich automatisch ausweichend antworten oder lügen, wenn man mich aus heiterem Himmel mit der Frage: "Wie findest du mich?" konfrontieren würde.

Das interessiert die meisten Menschen doch eh nicht, wie es einem geht und ob man zurecht kommt. Selbst bei Beerdigungen bekommt man diese Frage ab und zu zu hören, wobei das auch eher eine Floskel ist. So eine Frage bei einer Beerdigung zu stellen ist ja genauso weltfremd. Wie soll es einem schon gehen, wenn man eine nahe stehende Person begraben muss?

Ich finde, dass es durchaus einen Unterschied gibt zwischen "Lügen" im engeren Sinne und Standardantworten bzw. "vereinfachten Versionen", wie Ryann schreibt. Letztere dienen in erster Linie dazu, den ritualisierten Umgang miteinander im Alltag zu vereinfachen, während bei "Lügen" oft einiges an Motiven und Hintergedanken im Spiel ist. Muss ja auch manchmal sein.

Ich bin eher der treudoof ehrliche Typ, da ich oft genug gar nicht die Geistesgegenwart habe, mich mit einer elaborierten Lüge hervorzutun oder anzugeben. Beispielsweise käme ich gar nicht auf die Idee, mich jünger zu machen oder mir einen "cooleren" Beruf zuzulegen. Auch über meine Hobbys und meinen Familienstand gebe ich offen Auskunft.

Wenn es jedoch offensichtlich um Small Talk geht, lege ich jedoch auch nicht mein Seelenleben offen, sondern behaupte schlicht, dass es mir gut geht, der Familie geht es auch gut, im Job läuft alles, und was für ein Wetter wir wieder haben! Auch im Restaurant gebe ich in der Regel keine Detailkritik auf die Frage "War alles recht so?" ab, sondern bestätige nickend, dass es mir geschmeckt hat.

Nur bei meiner hinterhältigen Kollegin lüge ich aktiv, da diese jede meiner Antworten zur schlechtmöglichsten Interpretation hin verdreht und meiner Chefin zuträgt. Deswegen würde ich den Teufel tun und offen zugeben, dass ich etwa Aufgabe X noch nicht erledigt habe oder Formular Y garantiert wieder finden werde. Probleme und Fehler bei der Arbeit mache ich grundsätzlich mit der Chefin persönlich aus.

Natürlich gibt es auch Fragen, die ich grundsätzlich mit Lügen beantworte. Meistens sind dies Fragen zu meiner direkten Person, also Fragen, die in meinen Augen schlichtweg niemanden etwas angehen. Ich bin ehrlich, was meinen Beruf und meinen Arbeitgeber oder Ähnliches angeht. Aber wenn Gespräche in eine bestimmte Richtung gehen, dann lüge ich durchaus.

Ich sehe einen Unterschied zwischen lügen und ausweichend antworten. Wenn ich etwa gefragt werde, wie es mir geht, dann ist das doch meistens eine Frage, die dazu dient, ein Gespräch zu beginnen und etwas Small Talk zu betreiben. Da will niemand eine ausführliche Antwort hören, es ist nur ein Opener für das Gespräch. Da muss man nicht sagen, ob man sich gerade gut oder schlecht fühlt.

Aber man kann beispielsweise antworten, was man gerade gemacht hat und das etwas witzig verpacken. Man kann etwa sagen "ich habe gerade so eine leckere Praline gegessen" oder "ich habe gerade die Blumen gegossen, ich fürchte, die eine habe ich etwas ertränkt". Da hat der andere dann einen Ansatzpunkt für den Small Talk. Mehr ist doch die Frage, wie es einem geht, auch nicht.

Wenn man mir eine Frage stellt, die ich - aus welchem Grund auch immer - nicht beantworten will, dann rede ich drum herum oder antworte ausweichend, lenke vom Thema ab usw. Dass ich nun wirklich lüge, also komplett etwas Falsches sage, mache ich kaum. Da habe ich auch ansonsten immer ein wenig ein schlechtes Gewissen, wenn ich lügen würde. Aber wenn man geschickt mit Worten umgeht, dann kann man fast jede Frage umschiffen ohne wirklich lügen zu müssen.

Ich lüge eigentlich so wenig wie möglich. Allerdings sage ich auch nicht jedem auf die Frage, wie es mir denn geht, wie es mir wirklich geht. Meistens antworte ich dann eben damit, dass es mir gut gehen würde. Ich denke, dass die meisten diese Frage eh eher aus Höflichkeit stellen und gar nicht wirklich daran interessiert sind, wie es einem wirklich geht.

Auch Dinge die mir zu persönlich oder intim sind, beantworte ich eher mit einer Art Notlüge. Manchmal weiß man dann ja auch gar nicht so recht, was man eben darauf antworten soll.

Ich beantworte keine Frage mit einer Lüge, denn Lügen haben kurze Beine und es kommt ohnehin raus wenn man etwas verheimlicht wie die Schönheitsoperationen, das Gewicht oder auch das Alter. Was man sich davon verspricht wenn man die Unwahrheit sagt, habe ich ohnehin noch nie verstanden auch nicht was daran so schlimm sein sollte, dass man dazu nicht stehen kann.

Aber auf die Frage "wie es mir geht", ist das in meinen Augen auch keine Lüge wenn man dort nicht sein Herz mit seinen kompletten Problemen bei jedermann ausschüttet die das einfach fragt. Das ist allgemein nur eine Floskel für mich, mit der man ein Gespräch beginnt und damit kann man dort auch ruhig ausweichend antworten oder auch mit der Standardantwort, "danke gut und selbst", selbst wenn es nicht so ist. Denn jemand anderes würde mir auch nicht direkt sein komplettes Herz ausschütten und ich würde das auch gar nicht erwarten oder wollen.