Azubis zu Benimmkursen schicken?

vom 31.08.2016, 09:02 Uhr

In der Firma, in der ich jetzt arbeite ist es wohl so, dass die Azubis regelmäßig so genannte "Benimm-Kurse" belegen müssen. Das erzählte zumindest ein Kollege, der hier ausgebildet worden ist. Ich bin ja extern ausgebildet worden und bin dann hier eingestellt worden, daher kann ich nichts zu der Praxis hier sagen.

Mein Kollege meinte, dass die Azubis wohl in diesen Kursen einge Regeln der Etikette lernen würden. Also sie würden dort lernen, dass man nach einem Niesen kein "Gesundheit" mehr sagt, weil es der Person peinlich sein würde. Stattdessen müsste sich die niesende Person entschuldigen, weil sich das so gehören würde. Auch würden sie da lernen, wer wem die Hand schütteln darf und was definitiv unangebracht ist.

Mein Kollege findet das ziemlich unsinnig, weil das mittlerweile auch schon geändert worden ist. Als er noch die Ausbildung gemacht hat, war es noch üblich, dass die Frau zuerst die Hand zur Begrüßung reicht und auch zuerst begrüßt wird, unabhängig von der Position im Unternehmen.

Mittlerweile bekommen die Azubis aber beigebracht, dass das von der Rangfolge abhängig ist, wobei ich das als Neuling schon ziemlich verwirrend finden würde, wenn ich die genaue Rangfolge gar nicht kenne. Haltet ihr es für sinnvoll, die Azubis zu Benimmkursen zu schicken? Ist das nicht eher überflüssig, wenn sich die Etikette (siehe "Niesen") eh regelmäßig ändert?

Benutzeravatar

» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Ich denke, dass man durch das Elternhaus schon eine gewisses Benehmen haben sollte. Man kann sicher nicht alle Neuerungen kennen, die die Etikette mit sich bringt. Aber ich denke, dass es völlig ausreicht, wenn man die Grundkenntnisse hat und eben weiß was sich gehört.

Ich wünschen heute auch noch jemandem "Gesundheit" wenn dieser niesen musste. Auch kenne ich es so, dass der Frau zu erst die Hand gegeben wird und dies nicht nach Hierarchie gehandhabt wird. So lange man sich nicht total unhöflich verhält, halte ich so einen Benimmkurs doch für überflüssig.

Ich würde nur Mitarbeiter dorthin schicken, die meiner Meinung nach ein bisschen Nachhilfe oder Auffrischung bei diesem Gebiet gebrauchen könnten. Ich denke, dass auch bei manchen Mitarbeitern hilfreich sein könnte, die aus einer anderen Kultur kommen.

Dort gibt es vielleicht andere Höflichkeitsformen und Benimmregeln als hier. Für sie könnte es ja durchaus hilfreich sein, wenn sie dann sehen, warum man bei und dies und jenes aus Höflichkeit tut.

Benutzeravatar

» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


Ich finde das sehr sinnvoll, denn privat und geschäftlich ist die Etikette eben doch sehr unterschiedlich. Dazu kommen die ungewohnten Regeln in anderen Kulturen, die man dort gleich mit vermittelt bekommt. Außerdem lernt man beispielsweise auch, wie man erkennt, wie die Hierarchie bei einer Gruppe aussieht, damit man korrekt begrüßen kann.

Natürlich begrüßt man eine Dame immer zuerst und überlässt ihr die Entscheidung, ob sie einem die Hand reichen möchte. Aber das gilt eben nur für das Privatleben. Im Arbeitsleben gelten im Zuge der Gleichberechtigung ganz andere Regeln. Und bevor man jedes Fettnäpfchen trifft oder den Chef mit einer falschen Krawatte als Feind gewinnt, ist ein Kurs durchaus angebracht. Wenn da alle hingehen, dann steht auch niemand als Depp da, der Nachhilfe benötigt.

» cooper75 » Beiträge: 13411 » Talkpoints: 515,76 » Auszeichnung für 13000 Beiträge



Ich finde es ebenfalls sehr sinnvoll. Gerade in geschäftlichen Bereichen geht doch einiges anders vonstatten als im Privaten und wo soll man das ansonsten lernen? Viele wenden einfach das an, was sie im Elternhaus gezeigt bekommen haben und das kommt nicht immer sonderlich gut in der Geschäftswelt an. Von daher ist das doch einfach nur eine Bereicherung für die Azubis die dann auch in dieser Welt sich sicher bewegen können ohne die Fettnäpfchen vor den Kunden mitzunehmen. Denn durch falsches Benehmen sind schon so manche Abschlüsse auch geplatzt, die man durch intensive Vorbereitung einfach vermeiden hätte können.

Benutzeravatar

» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



So etwas habe ich noch nicht gehört, aber interessant finde ich den Ansatz in jedem Fall. Wenn grundsätzlich alle Auszubildenden zu so einem Kurs geschickt werden, dann ist es ja auch nicht so, dass sich ein Azubi nicht benehmen kann und darum einen solchen Kurs braucht. Das wäre sicher nicht so angenehm für diesen Auszubildenden.

Sicher ist es klar, dass sich einige Regeln auch wieder ändern und das ist dann natürlich eine Umstellung, wenn man extra einen Kurs besucht hat und das, was man da gelernt hat, nicht mehr gilt. Aber das sind ja immer nur einige Regeln, die sich ändern und die groben Richtlinien bleiben bestehen. Und dabei finde ich es durchaus wichtig, diese zu kennen und deswegen muss ich sagen, dass ich den Ansatz dieses Unternehmens richtig finde, die Azubis zu solchen Kursen zu schicken.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Mir wurde noch beigebracht, dass man Gesundheit sagt. Und ich finde es auch merkwürdig, wenn ich niese und dann gar nichts kommt und alle schweigen. Ich vermisse das dann irgendwie. Dass sich das geändert hat, finde ich merkwürdig ich halte mich nicht an diese sinnlose Änderung. Wenn ich irgendwo bin, wo ich unsicher bin, da schaue ich, was die anderen machen und ahme das nach.

Das ich nun spezifische Rangfolgen beachte, würde ich auch nicht sagen. An der Uni grüßt man den Professor zuerst, aber ansonsten gehe ich die nicht die Hierarchie ganz exakt ab. Ich hatte bisher auch nicht den Eindruck, dass das erwartet wird.

Dass ich mir als Frau aussuchen dürfte, wem ich die Hand gebe, habe ich bisher auch nicht erlebt. Mir strecken die Leute oft einfach die Hand entgegen und dann wäre es ja unhöflich, das nicht zu erwidern. Obwohl es doch Fälle gibt, wo ich lieber keine Hand geben würde, ich mag das nämlich nicht so, da mache ich es dann so, dass ich mit beiden Händen jemandem die Tür aufhalte oder zufällig was in der Hand habe, sodass ich leider keine Hand für Shakehands frei habe.

Ich finde aber nicht, dass solche Kleinigkeiten entscheidend sein sollten. Wenn sich alle Mühe geben, nett zu dem jeweils anderen zu sein, dann reicht das auch. Das eigentlich Problem in der Gesellschaft ist aber, dass sich die Menschen eben keine Mühe geben. Da braucht man auch nicht über solche Detailfragen zu reden, wer wem die Hand zuerst gibt, wenn noch nicht einmal die Bereitschaft zu einem freundlichen Umgangston vorhanden ist.

Das ist doch viel entscheidender. Dass man freundlich zueinander ist, Menschen grüßt - egal wie nun genau - dass man mit einer positiven Haltung auf andere zugeht. Ich glaube, das ist eher das Problem bei Azubis. Ich finde, die strahlen oft so eine Unmotiviertheit aus, verhalten sich grob unhöflich, stören auch manchmal durch ihre Unmotiviertheit die Arbeitsabläufe. Das finde ich viel schlimmer. Ich habe den Eindruck, dass viele junge Menschen null Frustrationstoleranz haben und es nicht aushalten, auch mal was machen zu müssen, was ihnen gerade nicht so gefällt, ohne eine unmögliche Fresse zu ziehen oder ihre Ablehnung demonstrativ zu zeigen. Da sollte man mal ansetzen.

Ich habe Azubis erlebt, die sich durch die momentane Aufgabe nicht ausreichend herausgefordert gefühlt haben. Es war aber nicht möglich, ihnen eine andere Aufgabe zu geben. Da hätte ich mich einfach gefügt und hätte mitgemacht. Man kann ja, wenn die Arbeit langweilig ist, nebenbei heimlich was anderes machen oder Tagträumereinen nachgehen, das stört ja keinen. Aber die betreffende Person wurde nicht müde, zu betonen, wie sehr sie sich gerade langweilt, machte einen total genervten Gesichtsausdruck und konnte es nicht aushalten, sich einfach mal einfügen zu müssen. Das sollte man abstellen und den Leuten beibringen, dass das Leben nicht nur aus Spaß besteht, sondern dass man sich auch mal einfügen und die Klappe halten muss.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


Ich finde es generell nicht schlecht, wenn man mal an so einem Kurs teilnimmt. Aber ich würde es nicht zu einem Bestandteil der Ausbildung machen, weil es da Fehl am Platz ist. Als einmaliger Kurs bei bestimmten Berufen kann es aber durchaus Sinn machen. Wenn man beispielsweise in einer Bank arbeiten möchte, aber sich nicht zu benehmen weiß, schadet das ja der Firma und da wäre so ein Kurs schon sinnvoll.

Benutzeravatar

» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Ähnliche Themen

Weitere interessante Themen

^