Wann im Gespräch zugeben, dass man etwas nicht versteht?

vom 27.09.2016, 23:10 Uhr

Ich hatte mich kürzlich mit einer Freundin unterhalten und ihr dann auch etwas über mein Studium erzählt. Ich redete sicherlich einige Minuten am Stück, wobei mir meine Freundin auch zuhörte. Sie nickte und kommentierte ab und zu. Als ich fertig war mir erzählen, gab sie dann jedoch zu, dass sie etwas nicht verstanden hatte. Dabei hatte ich das ganz am Anfang erzählt. Sie hatte also im Endeffekt nichts davon verstanden, was ich gesagt hatte, merkte das aber eben erst am Ende an, da sie mich nicht hatte unterbrechen wollen.

Ehrlich gesagt war ich dann ein wenig genervt, weil ich so dann alles noch einmal erklären und erzählen musste, da sie ja nichts davon verstanden hatte. Ich kann es verstehen, dass man jemanden nicht unbedingt unterbrechen will, der im Redefluss ist, aber bei Freunden und Verwandten hake ich dann doch immer sofort nach, wenn ich etwas nicht verstehe.

Das ist mir lieber so, als die ganze Zeit nur Bahnhof zu verstehen und am Ende erst zugeben zu müssen. Dass man nichts verstanden hat. So zu tun, als würde man das verstehen und nur zu nicken und zu lächeln, finde ich dann auch doof. Wie handhabt ihr das immer?

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge



Ich würde das ehrlich gesagt relativ früh offen zugeben und dann eben die Fragen auch so formulieren. So nach dem Motto: "Wie meinst du das genau?". Ich habe kein Problem damit, das offen zu sagen, wenn ich etwas nicht verstanden habe und dann erkläre ich auch, was genau ich nicht daran verstehe. Ich sage das relativ zeitnah, weil ich ja nicht wissen kann, wie wichtig diese Erzählung für später ist und welche späteren Informationen möglicherweise darauf aufbauen.

Ich denke, in Gesprächen ist es wie mit dem Matheunterricht. Wenn man die Grundlagen nicht verstanden hat, dann ist es einfach problematisch, dem weiteren Verlauf zu folgen, jedenfalls bei bestimmten Themen.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Ich würde auf jeden Fall sofort zugeben, wenn ich etwas nicht verstehe. Letztendlich ist es nicht schlimm und jedem kann das mal passieren, wenn man aber erst am Ende des Gesprächs nachfragt oder es zugibt wirkt es für mich nicht sonderlich schön. Zumal man dann wieder auf Themen zurückkommen muss, die man eigentlich schon abgeschlossen hat. Für ein gutes Gespräch ist es meiner Meinung nach wichtig es sofort anzusprechen.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Das hat auch etwas mit Höflichkeit und Anstand zu tun. Denn wenn ein anderer gerade im Redefluss ist und ohne Punkt und Komma spricht, dann empfindet es diese Person als extrem Unhöflich wenn mitten drinnen gesagt wird, dass man das nicht verstanden hat. Der Faktor mit dem Nerven ist dabei nicht weniger besser und es gibt auch in der Uni Dozenten die von Anfang an sagen, dass die Fragen erst im Anschluss gestellt werden. Versteht man im ersten Satz dann bereits etwas nichts, dann hat man Pech gehabt und muss bis zum Ende warten.

Das ist ein Verhalten was sich entsprechend viele eingeprägt haben, da man auch gelehrt bekommt aus seinem Elternhaus, dass man andere aussprechen lässt und nicht dazwischen fragt oder kommentiert. Somit ist das nicken dann die Zustimmung, dass man aufmerksam zuhört und hat nichts mit dem Verständnis zu tun. Außerdem klärt sich einiges auch im weiteren Zusammenhang, dass man nicht immer davon ausgehen muss, dass eine Person rein gar nichts verstanden hat nur weil im Anfang etwas dabei war, was nicht so geläufig ist.

Das finde ich ebenfalls frech, dass du deiner Freundin dann direkt den Stempel Blöd auf die Stirn drückst, nur weil sie am Anfang etwas nicht verstanden hat. Aber dennoch kann sie vom weiteren Verlauf durchaus einiges oder auch alles verstanden haben auch wenn am Anfang das nicht geklappt hat. Finde ich sehr unpassend und du hättest ebenfalls mal Pause machen können mitten drinnen, anstatt am Stück reden und reden und fragen können, ob bis dahin alles klar und verstanden ist. Denn diese Aufforderung zum Nachfragen ist ebenfalls eine Anstandsfrage.

Wenn mir ein Thema komplett egal ist, dann schalte ich auch geistig ab und lächele und nicke nur. Aber dann kämen auch keine weiteren Nachfragen wenn ich nichts davon verstanden hätte oder mich nichts davon interessiert. Denn nicht jedes Thema was mir aufs Ohr gedrückt wird ist wirklich brennend Interessant und müsste von mir nachgefragt werden. Sind die Themen interessant, dann mache ich es von der jeweiligen Person abhängig, da es genug Leute gibt die keine Unterbrechung mögen wenn sie im Redeschwall sind. Dann kommen die Fragen auch erst im Anschluss aber ich bin ebenfalls nicht dämlich und verstehe durchaus den weiteren Verlauf aus dem Kontext, selbst wenn es am Anfang etwas war, was nachgefragt werden muss.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Sorae hat geschrieben:Das finde ich ebenfalls frech, dass du deiner Freundin dann direkt den Stempel Blöd auf die Stirn drückst, nur weil sie am Anfang etwas nicht verstanden hat

Echt? Dann zeig mir doch mal, wo ich das geschrieben habe. Ich finde die Stelle gerade nämlich nicht, in der ich meine Freundin als "blöd" bezeichnet habe. Ich habe gesagt, dass ich die Situation etwas doof fand. So habe ich aber bitte meine Freundin beleidigt? Sorry, aber so ein Verhalten würde für mich nämlich nicht in Frage kommen, meine Freunde hier einfach als "blöd" zu bezeichnen. So etwas fände ich nämlich ganz schön blöd! Noch blöder ist es, wenn man meint, immer irgendwelche Behauptungen aufstellen zu müssen, die gar nicht stimmen.

Wie kommst du denn darauf, dass ich ohne Punkt und Komma erzählt habe? Manchmal frage ich mich ernsthaft, ob du meine Beiträge überhaupt liest oder direkt einfach nur zur Kritik ansetzt, ohne überhaupt alles gelesen zu haben. Denn jedes Mal ist es doch leider so, dass ich dich berichtigen muss, nur weil du nicht richtig gelesen hast.

Ich habe doch ganz klar geschrieben, dass meine Freundin immer wieder nickte und auch kommentiert hat. Wie soll ich denn da bitte keine Pausen gemacht habe? Wenn meine Freundin etwas dazu geäußert hat, habe ich natürlich kurz innegehalten und sie ausreden lassen. Wie sollte das denn sonst gehen? Sie hat dann öfter mal Anmerkungen gemacht und etwas dazu gesagt, so dass ich gar nicht auf die Idee gekommen bin, dass sie etwas nicht verstanden hatte.

Sonst hätte sie das dann ja auch anmerken können. Erst am Ende, als ich sie dann ganz genau fragte, was sie zu XY sagt, schaute sie mich fragend an und gab dann zu, dass sie das nicht richtig verstanden hatte. Das fand ich natürlich dann etwas doof. Wenn sie sich so schon getraut hatte, immer wieder Anmerkungen zu machen, hätte sie da ja auch gleich nachhaken können.

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» Prinzessin_90 » Beiträge: 35273 » Talkpoints: -0,01 » Auszeichnung für 35000 Beiträge


Ich muss sagen, dass ich es dann auch recht schnell sage, wenn ich etwas nicht verstehe. Es macht doch keinen Sinn, wenn man das erst am Ende zugibt. Wenn dann wirklich alles von Beginn an noch einmal erklärt werden muss, ist es natürlich für den Erzähler auch nicht so toll. Natürlich ist es nicht immer leicht, einen Redefluss zu unterbrechen, ohne dann zu stören. Aber wenn deine Freundin ja ohnehin zwischendurch Kommentare abgegeben hat, dann hätte sie es ja auch sagen können, dass sie eigentlich nichts verstanden hat.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Ich halte es hier ähnlich wie Sorae. Gespräche aller Art dienen schließlich nicht nur der Übermittlung von Informationen, sondern auch der Pflege von Sozialkontakten und Beziehungen. Deswegen höre ich mir auch öfter einen Redeschwall zu einem Thema an, das mich nur sehr am Rande bis gar nicht interessiert oder betrifft, einfach um meinem Gesprächspartner zu signalisieren, dass er (oder sie) mir wichtig ist.

Wenn ich dabei ein Detail nicht verstehe, mache ich mir jedoch oft nicht die Mühe, nachzufragen, da ich sonst riskiere, dass der ganze Sermon wieder von vorne anfängt. Oft ist es für den Gesamtzusammenhang ja auch gar nicht wichtig, jedes Detail kapiert und verinnerlicht zu haben: Wenn mir beispielsweise jemand von seinem Urlaub erzählt, frage ich der Höflichkeit halber eher, wie das Essen oder das Wetter war, und nicht, ob die Person den Tipp mit Portugal im November jetzt von ihrer Halbschwester, Stiefschwester oder doch Großcousine hatte.

Anders sieht es natürlich beispielsweise im Job aus: Meine Chefin neigt ebenfalls zu Redeschwällen, weswegen ich mir angewöhnt habe, rechtzeitig mit Gegenfragen dazwischen zu grätschen, wenn ihr Gedankenfluss mal wieder über die Ufer tritt Schließlich hängt meine Arbeitsleistung davon ab, dass ich die dienstlichen Anweisungen korrekt filtere und verstehe. In diesem Zusammenhang ist allen Beteiligten eher gedient, wenn ich sofort nachfrage.

Aber bei den ganz alltäglichen Plaudereien sind mir die Details eher egal. Zudem hören sich viele Leute gerne reden und mögen Unterbrechungen nicht besonders. Bevor ich auf eine Nachfrage ein gereiztes "Hast du mir nicht zugehört?" kassiere, beschränke ich mich in diesen Fällen ebenfalls auf Lächeln und Nicken.

» Gerbera » Beiträge: 11315 » Talkpoints: 48,61 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



Ich finde es natürlich nicht so schön, wenn ich jemanden in seiner Erzählung unterbrechen muss, aber wenn ich etwas nicht verstehe und nicht mehr folgen kann, mache ich das dennoch. Ich warte dann meistens ab, wenn der Erzähler eine kleine Pause macht und sage dann offen, dass ich dies und jenes nicht verstanden habe. Ich finde das besser, als alles nur mit nicken und lächeln hinzunehmen und am Ende nichts verstanden zu haben.

Wenn man etwas nicht versteht, hat das ja auch nichts mit Blödheit zu tun. Manchmal kann man in einem Gespräch auch irgendwann einfach nicht mehr so folgen. Ich würde wohl nur nicht genauer nachfragen, wenn ich es eilig hätte und hoffe, dass das Gespräch nun bald beendet ist und ich weiter kann.

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» Nelchen » Beiträge: 32238 » Talkpoints: -0,25 » Auszeichnung für 32000 Beiträge


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