Kind für freches Verhalten belohnen?

vom 27.09.2016, 11:50 Uhr

Mein Sohn (5) hat eine für mich unangenehme Angewohnheit, bei der es mir schleierhaft ist, wie er sich diese angeeignet hat. Mir ist jetzt des öfteren aufgefallen, dass er ab und zu bei unseren Nachbarn klingelt, um sich dort Süßigkeiten geben zu lassen. In unserem Nachbarhaus wohnt eine etwas ältere, betagte Dame, die auf mich einen sehr einsamen Eindruck macht. Diese ist natürlich sofort bereit, meinem Sohn Süßigkeiten zu geben, wenn dieser danach fragt.

Vor einigen Tagen war ich mit meinem Sohn bei meiner Nachbarin, um mich nach ihrem Wohl zu erkundigen und ihr einen Brief zu überreichen, der versehentlich in unserem Postkasten gelandet war. Dort angekommen fragte mein Sohn frech sofort nach Schokolade und ich wäre vor Scham fast im Boden versunken, weil ich finde, dass sich so etwas ganz und gar nicht gehört. Die alte Dame lächelte allerdings nur, kniff ihm in die Wange und gab ihm, wonach ihm verlangte. Ein dankbares Wort kam ihm allerdings nicht über die Lippen.

Ich habe meine Nachbarin daraufhin natürlich zur Rede gestellt, warum sie ihm immer wieder Süßigkeiten gibt. Darauf sagte sie mir, dass sie sein freches Verhalten so süß findet, dass sie ihm einfach Süßigkeiten geben muss. Wie seht ihr das? Würdet ihr Kinder für ihr freches Verhalten belohnen?

» Aguti » Beiträge: 3109 » Talkpoints: 27,91 » Auszeichnung für 3000 Beiträge



Ich finde tatsächlich, dass man hier nicht bei der Nachbarin ansetzen sollte, die es ja nur nett meint und ihr Verhalten nicht ändern wird, sondern bei der eigenen Erziehung. Wenn er nicht Danke sagt und sich frech verhält muss man doch versuchen das Verhalten abzustellen und daran zu arbeiten, dass das anders wird.

Ein Kind für ungebührendes Verhalten zu belohnen finde ich auch nicht richtig. Man kann sich aber auch nicht erzwingen dass Nachbarn ihr Verhalten ändern. Manche Menschen wollen nicht verstehen, dass es schwierig ist ein Kind zu erziehen und sie sehen dann nur, dass man dem Kind doch auch etwas Gutes tun möchte und nicht, dass es wichtig ist manchmal Nein zu sagen.

Du solltest vielleicht ein bisschen konsequenter sein. Wenn dein Sohn zu den Nachbarn gegangen ist um dort Süßigkeiten einzufordern und du das weißt, dann muss das Konsequenzen haben. Wenn er sich falsch verhält, muss er dafür gerügt werden.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Was ist das denn für ein Blödsinn, dass man nicht bei den Nachbarn ansetzen sollte. Kinder in diesem Alter fordern was sie wollen und testen auch ihre Grenzen aus. Kommen sie mit ihrem Verhalten durch, dann merken sie sich das und mit Erziehung beim Kind kannst du damit rein gar nichts bewirken, wenn es doch bei anderen Personen klappt. Somit ist es nur logisch, dass die Nachbarn mit angehalten sind das Verhalten einzustellen um die Erziehung eben gewährleisten zu können, freches Verhalten, nett und süß hin und her, dass ist jedenfalls der falsche Weg.

Ich kann mich sicherlich auch hinstellen und meinem Kind sagen, dass es sich bedanken muss. Wunderbar! Der Nachbarin ist das jedenfalls egal und er bekommt doch dort auch Sachen wenn er kein Danke sagt, somit komplettes Ziel verfehlt was man sich so schön ausgemalt hat. Dann müsste die Nachbarin ebenfalls mitziehen und ihm nur etwas geben wenn er auch danke sagt sonst hat das jedenfalls kein Sinn.

Denn man kann nicht immer an seinem Kind kleben und es wird auch selbstständig sich bewegen, aber das wird hier offensichtlich auch vergessen. Somit ist die eigene Überwachung nicht immer möglich und machbar und somit sieht man auch nicht, ob die eigenen Regeln eingehalten werden oder auch nicht. Da kann man noch so viel reden und sprechen mit dem Kind, es lacht sagt ja und macht es hinterher doch wieder wie es will.

Ich würde gar kein anderes fremdes Kind vor meiner Tür mit Süßigkeiten voll stopfen, egal ob es nun nett, süß oder frech ist. Denn ich habe dazu nicht die Berechtigung und auch nicht das Einverständnis der Eltern. Somit würde sich das ganz schnell bei mir erledigen und auch wenn Freunde von meinem Sohn hier sind, dann werden diese für unverschämtes oder gar freches Verhalten nicht belohnt. Kommt mir dabei eines blöd und frech, dann gibt es für das Kind keinen Keks oder keine Schokolade und darf bei den anderen zusehen.

Denn nicht alle Eltern bringen ihren Kindern überhaupt Anstand bei und gerade der antiautoritäre Erziehungsstil ist hier sehr in Mode, dass das Kind machen und Verhalten kann wie es gerade Lust darauf hat. So etwas unterstütze ich doch nicht indem ich der Hampelmann oder Diener für die Kinder bin. Da erziehen die Kinder die Erwachsenen zu Dienern und mehr ist das nicht, hinterher sind das die größten asozialen Kinder die komplett unverträglich für das Sozialleben sind und am besten direkt in einen Brunnen gesperrt gehören in Einzelhaft. Aber mit Sicherheit nicht in die Gesellschaft mit diesem Verhalten wo einfach nicht rechtzeitig genug eingeschritten worden ist und eine Grenze für das Kind gesetzt wurde.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Ich würde der Nachbarin (und auch allen anderen Nachbarn) ganz klar sagen, dass es tabu ist, deinem Sohn Schokolade oder andere Schleckereien zu geben. Speziell dann, wenn er sich so frech und undankbar verhält. Das kannst du ja ganz freundlich tun, man muss ja nicht gleich meckern, sondern kann das freundlich, aber sehr deutlich verklickern. Du musst das auch gar nicht begründen, es ist dein Kind und du entscheidest wann und wie viel Süßkram er futtert. Zumindest in der Theorie. :D

Natürlich musst du auch mit deinem Junior ein ernstes Wort reden und klarstellen, wie du das siehst. Im Zweifelsfall wird geschenkte Schokolade eben einkassiert oder es gibt zu Hause nichts mehr. Da gibt es sicherlich viele Möglichkeiten darauf zu reagieren. Aber das allein wird dein Problem nicht lösen.

Meine Schwiegermutter verhält sich ständig so. Meine Neffen fragen nach Eiscreme, ihre Mutter lehnt ab. Reflexartig rennt Oma los und karrt riesige Mengen aus der Küche heran. Daraufhin hat meine Schwägerin ihren Jungs die Schalen wieder weg genommen und nochmal betont, dass sie das Eis verboten hatte. Die Knaben haben geplärrt, Schwiegermutter war beleidigt, alles in allem keine schöne Situation. Dennoch finde ich, dass meine Schwägerin sich korrekt verhalten hat, denn die Jungs hatten eine klare Ansage bekommen, wussten aber dass sie bei Oma damit durchkommen würden und sich kackfrech widersetzt. Wie dreist und fordernd sie sind, wenn niemand zusieht möchte ich lieber nicht wissen.

Da hilft es ganz offensichtlich nur, auch der Schwiegermutter noch mal klar zu machen, wie die Regeln sind und wer die macht. Nämlich nicht sie. Und ich fürchte bei deiner Nachbarin wird es ähnlich sein. Du kannst sie nicht ständig beobachten, aber vielleicht hilft es, ihr noch mal ganz deutlich zu sagen, dass sie hier Grenzen verletzt und deinem Kind langfristig schadet.

» Sorcya » Beiträge: 2904 » Talkpoints: 0,01 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich denke auch, dass du das Problem von beiden Seiten anpacken solltest. Natürlich solltest du mit deinem Sohn reden und ihm sagen, dass das so nicht geht. Gleichzeitig würde ich aber auch zu der Nachbarin gehen und diese eindringlich bitten, dass sie deinem Sohn keine Süßigkeiten mehr gibt. Immerhin ist es dein Sohn und du musst es entscheiden können, wann er etwas Süßes bekommt.

Außerdem ist es ja für die Erziehung auch nicht so leicht, wenn du ihm sagst, dass so ein freches Verhalten nicht geht und er dann aber merkt, dass es doch funktioniert, wenn er die Nachbarin nach Süßigkeiten fragt und dann nicht einmal Danke sagt. Das sollte die Nachbarin bei einem Gespräch doch einsehen, auch wenn sie das freche Verhalten vielleicht süß findet.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge


Meine Mutter hat mir erzählt, dass sie mich als kleines Kind mit zu den Leuten genommen hat, die sie als Gemeindeschwester betreut hatte und ich hätte da zu einer Dame immer gesagt "Hoch Oma, Schokolade geben". Und das finden noch heute alle witzig und es wird gern berichtet. Die damalige Dame muss mir wohl jedesmal was gegeben haben, nachdem ich den Satz abgespult hatte. Das könnte man genauso als frech werten, aber damals hatten alle Beteiligten Spaß daran. Die alte Dame wollte mir gerne was geben, meine Mutter fand es lustig und ich mochte halt die Schokolade.

Deswegen bin ich heute kein asozialer Krüppel, der nicht Bitte und Danke sagen kann. Ich klingle auch in meinem Alter nicht bei Nachbarn. Es ist halt ein spezifisches Verhalten, was man als Kind hatte, dass muss für das spätere Leben gar nichts bedeuten. Ich finde, man muss das nicht immer alles so streng sehen. Lasst die Kinder doch auch mal Kinder sein und dazu gehört es eben, auch mal Unfug zu machen und frech zu sein.

» Zitronengras » Beiträge: » Talkpoints: Gesperrt »


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