Sollte jedes Mehrfamilienhaus einen Defibrillatoren haben?

vom 26.09.2016, 13:15 Uhr

Durch einen Beitrag im Forum habe ich mir Gedanken gemacht, wie man bei einem Herztod, der plötzlich und unerwartet eintreten kann, dem Betroffenen schneller helfen kann, zumindest bis ein Rettungswagen eintrifft.

Preiswerte Defibrillatoren gibt es zwar zu kaufen, aber ich dachte an ein besseres Gerät, was auch entsprechend mehr kostet. Das Paramedic CU – ER1 soll auch für den Laien einfach zu bedienen sein. Es wurde für Notfalleinsätze von Rettungsdiensten entwickelt.

Nicht jeder Laie beherrscht die Reanimation. Ist es besser, das einem Gerät wie dem erwähnten zu überlassen? Denn nicht nur Notfallrettungssanitäter sind bemüht, einen Menschen wiederzubeleben. Auch Menschen ohne diese Ausbildung wollen helfen, zumindest versuchen sie es.

Da sich aber nicht jeder ein so teures Gerät auf Verdacht kaufen kann, habe ich mir folgendes überlegt: In manchen Gegenden kann ein Rettungswagen aufgrund der Entfernung nicht sehr schnell am Ort des Geschehens sein. Sollte da nicht in jedem Mehrfamilienhaus ein solches Gerät vorhanden sein, durch das im Notfall einem Menschen geholfen werden könnte?

Die Kosten könnten sich die Bewohner teilen, so dass es für jeden nicht so teuer würde. Es ist von mir nur ein Gedanke. Was haltet ihr davon? Bei einem plötzlichen Herztod wird es eng mit der Zeit für eine Wiederbelebung. Flächendeckend gibt es keine Notfall-Defibrillatoren. Wäre es da nicht eine Lösung, wenn ein Gerät für alle greifbar im Haus wäre?

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge



Ich fände so eine Sache richtig gut, weil man im Notfall schnell helfen kann. Wobei ich die Geräte, die einem dann alles erklären bevorzugen würde. Gerade in stressigen Situationen ist es wichtig auch ein bisschen Anleitung zu erfahren und Hilfe zu bekommen. An sich würde ich so eine Idee aber begrüßen und als Mieter würde ich dafür auch Geld ausgeben, weil es schlichtweg Leben retten kann.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge


Die Idee dahinter ist nett aber die Kosten sind auch nicht so gering wie du dir das vielleicht vorstellst. Denn der Anschaffungspreis ist ein Witz gegen die Folgekosten, da das Gerät auch in regelmäßigen Abständen gewartet werden muss und zum Service. Das ist ein teurer Spaß, und wenn man eines von Dräger, Zoll oder Medtronic hat, dann lacht man über die Wartungsrechnung nicht mehr.

Einmal im Jahr müssen diese eingeschickt werden und der Spaß kostet dann je nach Wartung und Service zwischen 300-600 Euro. Bei einer Anschaffung die ab etwa 3500 Euro los geht ist das schon eine ordentliche Summe und in der Zeit müsste man auch noch ein Leihgerät besorgen welches extra zu buche schlägt.

Die Wartung darf auch nicht jeder Hin und Kunz einfach machen, auch wenn das Gerät gebraucht worden ist, dann muss es eingeschickt werden oder entsprechend aufbereitet. Auch dort sind die weiteren Kosten nicht unerheblich, denn alleine die Klebepaddels darauf haben den stolzen Preis von 80 Euro und haben ebenfalls ein Verfallsdatum. Die Chance so etwas in einem privaten Haus zu brauchen ist doch eher gering, von daher macht eine Anbringung an einem öffentlichen Ort mit mehr Zugangsmöglichkeiten mehr Sinn wie z.B. eine Bankfiliale, Supermarkt usw.

Außerdem muss man auch bedenken, dass die Reanimation alleine mit der Herzdruckmassage schon einige am Outcome des Patienten verbessert. Selbst wenn dieser noch in einem Rhythmus ist in denen das Defibrillieren noch funktionieren könnte, ist es keine Garantie, dass es auch klappt. Das Drücken ist immer noch das A und O bei der Sache, alles andere ist nur Erweiterte Maßnahme und wenn die Basics nicht sitzen, dann braucht man das auch nicht.

Somit macht es mehr Sinn, dass Geld in die Hand zu nehmen und einmal im Jahr mit dem Haus einen entsprechenden Kurs zu besuchen damit dieses Wissen aktuell bleibt anstatt sich auf das Gerät zu verlassen. Denn es es wird weder für dich drücken noch beatmen noch sagt es dir, ob du an der richtigen Stelle drückst, mit der passenden Frequenz und Drucktiefe. Und bedenke dabei auch, dass nicht alles zu Defibrillieren ist was gerade Tot im Bett oder auf der Straße vorm Haus liegt. Oftmals werden die Paddels auch nur geklebt, und das Ding erzählt dir "Beginnen Sie Herzdruckmassage und rufen Sie den Rettungsdienst" und schlägt dir den Takt vor.

Wenn einem wirklich daran gelegen ist, dass in den abgelegenen Ortschaften ohne ideale Anbindung an den Rettungsdienst schnell Hilfe kommt, dann sollte man einmal erwägen eine Helfer vor Ort Gruppe ins Leben zu rufen. Diese sind an die Leitstelle gekoppelt, machen das in ihrer Freizeit (meistens Nachts und am Wochenende). Diese Personen werden ausgebildet, nicht nur in der Reanimation sondern auch in anderen Dingen und können somit vielseitig Hilfe leisten.

Diese HvOs werden alarmiert zeitgleich mit dem Rettungsdienst und führen solche Dinge auch mit sich mit, dabei kann man auch mehr Personen und Fläche abdecken als nur ein einzelnes Haus wodurch sich die Kosten für Wartung usw. dann auch wieder relativieren da die Städte und Gemeinden nicht selten etwas mit dazu geben. Privathaus wäre es die Sache von Privat alleine sich darum zu kümmern und das zu finanzieren.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Die Idee finde ich gar nicht schlecht, das muss ich sagen. Es wird sicher für ein Gefühl der Sicherheit sorgen, wenn so ein Gerät im Haus vorhanden und schnell erreichbar ist. Aber es ist leider so, dass man so ein Gerät nicht nur einmal kauft und dann war es das. Die Pads sind nicht ewig haltbar und müssen immer wieder ersetzt und das Gerät gewartet werden. Außerdem denke ich, dass meistens wohl eher schwierig ist, so eine Idee wirklich bei allen Bewohnern des Hauses auch durchzusetzen.

» Barbara Ann » Beiträge: 28945 » Talkpoints: 58,57 » Auszeichnung für 28000 Beiträge



Wenn ich eure Antworten lese, ist die Idee doch nicht so einfach zu verwirklichen, wie ich dachte. Schade! Von so hohen Folgekosten hatte ich keine Ahnung.

Aber trotzdem hat sich das Schreiben insofern gelohnt, dass die Idee von einem gemeinsamen Besuch eines Reanimations-Kurses vorgeschlagen wurde. Es reicht einfach nicht, einen Kurs nur einmal vor der Führerscheinprüfung zu besuchen und dann nie wieder. Das sollte für jeden alle drei bis fünf Jahre Pflicht werden. Aber wer sollte das kontrollieren? Also auch nicht machbar.

Dagegen finde ich die „Helfer vor Ort Gruppe“ super. Das kann mit der Freiwilligen Feuerwehr verglichen werden. Ich wusste nicht, dass es solche helfenden Gruppen gibt. Für abgelegene Gegenden ist das eine gute Sache. Menschen, die das in ihrer Freizeit machen, kann man nicht genug danken.

» Cid » Beiträge: 20027 » Talkpoints: -1,03 » Auszeichnung für 20000 Beiträge


Ich würde das als fatal ansehen, wenn jeder Laie so ein Gerät benutzen dürfte. Daran kann man sicher sterben, wenn es falsch/unnötig angewendet wird.

Ich wäre nicht bereit die Kosten dafür zu übernehmen bzw. hätte ich das Geld auch gar nicht. Und mal ehrlich: In beinahe jedem Mehrfamilienhaus wird es immer irgendjemanden geben, der das Geld nicht hat. Wie willst du das Problem lösen? Die Menschen in die Insolvenz treiben?

Was machst du, wenn jemand Unbekanntes das Gerät kaputt macht? Sollen dann alle haften? Was machst du, wenn jemand durch die falsche Anwendung zu Tode kommt? Ist das dann Totschlag oder nur ein tragischer Unfall?

Sorry, aber ich finde die Idee absolut unbedacht. Die meisten Deutschen können gar keine Erste-Hilfe richtig leisten. Dann sind sie auch nicht in der Lage zu beurteilen wann jemand wiederbelebt werden muss.

» Sternenbande » Beiträge: 1860 » Talkpoints: 70,16 » Auszeichnung für 1000 Beiträge


Sternenbande hat geschrieben:Ich würde das als fatal ansehen, wenn jeder Laie so ein Gerät benutzen dürfte. Daran kann man sicher sterben, wenn es falsch/unnötig angewendet wird.

Was machst du, wenn jemand durch die falsche Anwendung zu Tode kommt? Ist das dann Totschlag oder nur ein tragischer Unfall?

Sorry, aber ich finde die Idee absolut unbedacht. Die meisten Deutschen können gar keine Erste-Hilfe richtig leisten. Dann sind sie auch nicht in der Lage zu beurteilen wann jemand wiederbelebt werden muss.

Du hast gar keine Ahnung wovon du schreibst oder? Diese Geräte sind für Laien gemacht, Profiretter haben entsprechend andere Geräte die aber auch genau das gleiche machen und von sich geben. Was will man falsch machen? Man klebt genau 2 Kleber auf den Patienten auf und schaltet das Gerät ein. Das erklärt sich auch von alleine, da es dort nur 2 Knöpfe gibt und sogar ein Affe das bedienen könnte.

Danach wertet das Gerät selbstständig aus welcher Rhythmus vorliegt und was zu machen ist. Das sagt (ja es spricht!) mit den Laien und sagt was diese zu machen haben. In der Regel kommt dann die Anweisung wo man zu drücken hat und mit einem Metronom wird die Frequenz im Takt vorgegeben. Errechnet das Gerät, dass eine Defibrillation Sinn macht, dann sagt es das ebenfalls und leitet entsprechende Anweisungen für die Laien ein. Also wer in der Lage ist deutsch zu verstehen und zu sprechen, der hat hier keine Probleme zu verstehen was man machen soll.

Wie willst du damit jemanden umbringen? Wenn das Gerät empfiehlt, dass zu Defibrillieren ist, dann ist es eh 5 vor 12 und wenn man nichts macht ist der Patient sicher tot. Macht man das was das Gerät von sich gibt, dann überlebt der Patient im besten Fall ohne Folgeschäden oder auch die Zwischendinger. Das kann man vorher nie so genau sagen, da es auch darauf ankommt wie lange dort schon jemand liegt, wann angefangen wird und was der Auslöser dabei ist für den Stillstand. Aber mehr kaputt machen kann man dabei nicht und die einzige Variante wie du damit jemanden umbringen könntest, wäre die Kabel von den Klebepaddels um den Hals legen und zuziehen, dann muss es aber auch ein schlanker Hals sein, sonst reichen die von der Länge nicht. Oder du schlägst das Gerät jemanden mit voller Kanne in den Schädel, könnte ebenfalls reichen. Ansonsten ist das Idiotensicher und wurde extra für Laien entwickelt.

Aber für das rechtliche. Wenn du stehst und zuschaust, dann bist du dran wegen der Unterlassenen Hilfeleistung auf die bis zu 2 Jahre Haft stehen. Machst du was und der Patient stirbt trotzdem, dann ist es Pech aber du hast deiner Hilfeleistungspflicht genüge getan und es ist ein tragisches Ereignis. Gehst du schon an die Sache heran damit jemanden umbringen zu wollen, dann ist das vorsätzlicher Mord und eine ganz andere Sachlage.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



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