Familienrezepte ändern oder so lassen?

vom 25.09.2016, 20:00 Uhr

Es gibt einige Familienrezepte in meiner Familie, die ich auch so in meiner Kindheit mitbekommen habe. Ich muss aber ehrlich sagen, dass ich als Erwachsene nicht wirklich zufrieden mit den Rezepten bin und die dann eben auch angepasst habe, dass sie mir und meinem Partner am meisten zusagen. Geschmäcker ändern sich eben und ich finde es normal, wenn man die Rezepte dann so kocht, wie sie am meisten schmecken, Familienrezepte und Traditionen hin oder her.

Eine Freundin von mir versteht mich da aber überhaupt nicht. Sie meint, Familienrezepte wären mit so einer Tradition verbunden, dass sie schon nahezu heilig wären und auf gar keinen Fall verändert werden dürften. Man würde damit das Andenken an die Vorfahren beleidigen. Wie seht ihr das? Würdet ihr Familienrezepte verändern und anpassen, wenn sie nicht mehr ganz eurem Geschmack entsprechen oder würdet ihr sie so lassen wie sie sind? Findet ihr, es ist eine Beleidigung des Andenkens der Vorfahren, wenn man traditionelle Rezepte verändert, weil sie einem anders einfach besser schmecken?

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge



Rezepte sind dazu da, dass sie auch dem Lebenstil der entsprechenden Generation angepasst werden können. Wenn ich jetzt in dem familiären Schnitzelrezept, das Schweineschnitzel durch ein vegetarisches Schnitzel ersetze, dann ist es doch trotzdem irgendwo immer noch das Familienrezept, nur auf eigene Art. Vegetarier essen schließlich kein Schweineschnitzel oder sollen sie es runterwürgen, nur damit sie nicht mit der Tradition brechen.

Ich habe auch schon Familienrezepte abgewandelt und eigene Zutaten hinzugefügt. Manche Rezepte sind einfach nicht mehr zeitgemäß und müssen verändert werden. Ich habe sogar noch Rezepte aus Zeiten des Kalten Krieges, in dem Mangel vorgeherrscht hat und es manche Zutaten schlichtweg nicht gegeben hat. Diese Rezepte wurden auf die heutige Zeit angepasst und das ist in meinen Augen keine Straftat und auch kein Vergehen gegen die Tradition.

» Wibbeldribbel » Beiträge: 12596 » Talkpoints: 13,57 » Auszeichnung für 12000 Beiträge


Mit der Zeit kommen auch andere Geschmäcker dazu, jeder gibt ein bisschen dazu und so verändert sich ein Familienrezept auch. Schlimm finde ich das nicht und wenn man es trotzdem in Ehren hält, ist doch alles gut. Ich verstehe deine Freundin da gar nicht und finde, dass man doch eigentlich froh sein kann, wenn man neue Einflüsse für ein Rezept bekommen kann. Wenn jeder etwas dazu gibt, ist es doch auch viel familiärer.

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» Ramones » Beiträge: 47746 » Talkpoints: 6,02 » Auszeichnung für 47000 Beiträge



Wenn ich ehrlich bin, dann sind mir beim Essen Tradition und das Andenken meiner Vorfahren ziemlich egal. Wenn mir das Essen, das nach einem Familienrezept gekocht wurde, nicht schmeckt, ändere ich es oder streiche es ganz aus meinem Speiseplan. Da ist es mir auch völlig egal, ob sich dadurch meine Vorfahren beleidigt fühlen! Sie essen es ja nicht, wenn ich es koche, sondern mein Freund und ich! Und uns soll es dann auch schmecken!

Ich finde, ich muss kein Familienrezept-Gedächtnis-Essen zubereiten, wenn ich schon vorher weiß, dass es uns nicht schmeckt. Dafür wären mir die Rohstoffe und meine Arbeitszeit auch viel zu schade. Und die Anerkennung dafür von meinen Vorfahren bekäme ich ja auch nicht. Sie bekommen es im Normalfall ja auch gar nicht mit, wann ich was esse und wie ich es zubereitet habe. Ich zumindest schreibe meine Vorfahren jedenfalls nicht an, um ihnen mitzuteilen, dass ich heute Schweinebraten gemacht habe und dafür das Rezept von Großtante Erna verändert habe.

Ich verändere die Rezepte also, wie sie meinem Freund und mir am besten schmecken. Die Küche von heute ist schließlich auch eine ganz andere, als sie beispielsweise vor fünfzig oder siebzig Jahren war. Es gibt andere Lebensmittel in einer ganz anderen Qualität. Und ich wüsste nicht, warum ich die nicht nutzen sollte, damit es uns besser schmeckt. Die Tatsache, dass ich trotzdem noch ein Familienrezept verwende, sollte allein schon genügend Tradition und Ehre für meine Vorfahren sein.

» SonjaB » Beiträge: 2698 » Talkpoints: 0,98 » Auszeichnung für 2000 Beiträge



Ich würde sie auf jeden Fall anpassen, sofern dabei das Rezept nicht wirklich komplett umgemodelt wird. Was habe ich denn bitte vom ach so geheiligten, überlieferten Rezept, wenn es mir und meiner Familie so wie es ist nicht schmeckt? Gar nichts, oder?

» bellevine » Beiträge: 579 » Talkpoints: 5,50 » Auszeichnung für 500 Beiträge


Wenn man ein Familienrezept anpasst, dann ist es doch eigentlich auch nicht mehr das Familienrezept sondern etwas komplett anderes. Egal ob ich nun eine Zutat durch eine andere ersetze oder auch das Fleisch durch etwas vegetarisches und miteinander vergleichen kann man das dann auch nicht mehr. Für mich hat eine entsprechende Abwandlung mit dem Familienrezept nichts mehr zu tun und würde ich auch nicht als dieses verkaufen gehen.

Ich wandele auch hin und wieder meine Rezepte ab, wenn ich eine Zutat nicht habe oder diese auch nicht extra besorgen möchte. Teilweise entspricht sie auch nicht dem Geschmack von mir oder meinem Sohn, aber dann ist es schlichtweg auch nicht mehr das Familienrezept, sondern nur ein Rezept was dem ähnlich ist. Ich kann damit leben und was andere dazu denken ist mir doch vollkommen egal, aber wie gesagt, eng gesehen handelt es sich dann auch nicht um ein Familienrezept aus alten Traditionen.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge


Wenn ich so etwas höre, wie von solchen Familienrezepten, werde ich fast ein wenig neidisch, denn leider gibt es in unserer Familie gar keine über Generationen weitergegeben Gerichte. Dabei finde ich das eine wirklich unglaublich schöne Tradition. Zwar assoziiere ich selbst bestimmte Gerichte mit bestimmten Frauen meiner Familie, aber von einem sehr individuellem Rezept kann man da nicht sprechen. Auch hat meine Mutter sich nie für die Rezepte ihre Mutter bzw. Schwiegermutter interessiert, sodass sie mir da nichts weitergeben kann.

Allerdings muss ich mich auch Sorae anschließen, in dem Moment, wo ich das Rezept nur noch als Grundlage nehme, ist es eben nicht mehr das Familienrezept. Das ist ja nicht schlimm oder so, aber es ist strenggenommen für mich etwas anderes. Wenn man natürlich nur in Ermangelung des Vorhandenseins ein einzelnes Teil wie ein Gewürz austauscht, bleibt es noch das ursprüngliche Rezept, aber wenn ich anfange ganze Hauptzutaten durch andere zu ersetzen, habe ich es eben zu meiner Interpretation des Ganzen gemacht. Was ja auch interessant sein kann, ein Sakrileg sehe ich da nun nicht.

» Verbena » Beiträge: 4979 » Talkpoints: 3,27 » Auszeichnung für 4000 Beiträge



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