Sich in Badezimmer einschließen, wenn man sauer ist?

Als Teenager habe ich es öfter mal so gemacht, dass ich mich im Badezimmer eingeschlossen habe, wenn ich richtig sauer oder traurig war. Da konnte ich dann auch stundenlang verharren und schmollen, was meinen Eltern natürlich nicht so recht war. Immerhin mussten diese irgendwann auf Toilette, wobei sie auch irgendwann Panik bekamen, als ich nicht reagieren wollte.

Mir ist aber aufgefallen, dass sich in Filmen und Büchern recht viele Personen zum Schmollen ins Badezimmer verziehen. Warum ausgerechnet das Badezimmer und kein anderes Zimmer? Habt ihr euch auch schon zum Schmollen irgendwo eingeschlossen und wolltet nicht mehr herauskommen?

Ich habe das als Teenager auch schon mal gemacht, wobei ich mich dann später lieber in mein Zimmer eingeschlossen habe, was meinen Eltern aber auch nicht so Recht war und wo sie mir irgendwann den Schlüssel weggenommen haben. Im Badezimmer hat mich immer genervt, dass man sich dann scheinbar entschuldigt um hinein zu kommen, aber letztendlich haben meine Eltern immer wieder angefangen, nachdem ich draußen war.

Heutzutage mache ich das nicht mehr. Wenn ich sauer bin, dann sage ich das und wenn ich meine Ruhe brauche setze ich mich auf das Sofa oder das Bett und gut ist. Da muss ich nicht erst ins Bad abhauen. Mein Mann weiß es aber auch zu respektieren, wenn ich sauer bin und meine Ruhe will.

Ich habe das als Kind auch gemacht. Allerdings nur deshalb, weil ich mir bis zum Teenager alter ein Zimmer mit meiner Schwester teilen musste. Da hatte ich dann nie meine Ruhe und hätte auch nicht wirklich schmollen können. Außerdem konnten wir das gemeinsame Kinderzimmer nicht abschließen.

Im Badezimmer hatte ich dann meine Ruhe und dies konnte ich auch abschließen. Daher habe ich das dann auch genutzt, wenn ich mal beleidigt oder sauer auf die ganze Welt war. Später konnte ich mich dann aber in mein eigenes Zimmer verziehen und die Tür auch verschließen.

Ich habe mich nirgendwo eingeschlossen wenn ich sauer war sondern einfach meinen vorhandenen Platz verteidigt. Ein eigenes Zimmer gab es zu diesem Zeitpunkt nicht, sondern ich habe mir ein Zimmer mit meinen drei Geschwistern geteilt. Wenn sie nicht der Grund gewesen sind, wieso sollte ich sie dann aus dem gemeinsamen Zimmer ausschließen wenn der Zorn doch einer ganz anderen Person gilt? Badezimmer ging ebenfalls nicht, da dort nicht einmal ein Schloss in der Tür vorhanden gewesen ist, mit dem man sich hätte einschließen können.

Da es das als Kind noch nicht gab, habe ich nicht eingesehen dieses Verhalten als Erwachsener anzufangen und mir erschließt sich der Sinn dahinter auch nicht. Man braucht kein Schloss um sein Revier zu verteidigen und das Badezimmer empfinde ich auch nicht als einen gemütlichen Ort, in den ich mich stundenlang einsperren würde. Auch wenn es durchaus seine praktischen Vorteile hat eine Toilette in der nähe zu haben, so müsste man sich für die ideale Belagerung auch den vollen Kühlschrank noch mit rein schleppen und das Bett, damit es auch gemütlich in der Nacht wird.

Wenn man sich im Badezimmer einschließt, will man sich wohl zurückziehen. Das Badezimmer bietet sich da an, weil es in vielen Wohnungen der einzige Raum ist, den man abschließen kann.

Sein Revier zu verteidigen, ist in dem Moment wohl nicht möglich. Entweder, weil man dem anderen unterlegen ist - wie es bei Kindern gegenüber ihren Eltern meistens ist - oder weil man einfach keine Lust dazu hat. Immerhin geht der Streit um etwas ganz anderes und da hätte ich auch nicht immer Lust, jetzt noch um das Revier zu streiten. Und wenn der andere einfach nicht nachgibt und einen nicht in Ruhe lässt, kann ich auch verstehen, wenn man sich dann im Badezimmer einschließt.

Eine Alternative wäre noch, die gemeinsame Wohnung zu verlassen. Das ist aber nicht immer ganz so einfach. Für Kinder sowieso nicht. Daher ist das Einschließen wohl vor allem in diesem Alter sehr beliebt. Aber je nach Wohnort, Wetterlage oder Möglichkeiten der Fortbewegung ist das auch für Erwachsene nicht immer einfach.

Ich schnappe mir beispielsweise gerne meinen Hund und gehe spazieren, wenn ich genug hab. Aber um Mitternacht oder bei Gewitter fällt das einfach aus. Einen Führerschein habe ich nicht und so bin ich hier auf dem Land praktisch bewegungsunfähig. (Zum Glück arten unsere Streits nicht dermaßen aus, also ist das nur eine Veranschaulichung.)

In Filmen fällt diese Möglichkeit auch oft aus, weil dann die beiden Protagonisten räumlich getrennt sind und die Szene ein Ende findet. Es kann kein für die Zuschauer interessanter Dialog stattfinden. Wenn die Personen dann wieder aufeinandertreffen, sind sie wieder ruhiger geworden. Das verändert die Situation zu sehr. Wenn es die Geschichte weiterbringt, dass sie sich Schimpfwörter an den Kopf werfen, ist das durch die Badezimmertür sehr schön möglich.

Ich denke, dass das Einschließen ein Verzweiflungsakt ist. Das passiert doch nur, wenn einem der andere nicht freiwillig eine Verschnaufpause gönnt. Und das passiert nur, wenn eine Person viel dominanter ist als die andere. Eben bei Kindern und ihren Eltern. In Beziehungen ist das gar kein gutes Zeichen, wenn man sich zu solchen Maßnahmen gezwungen fühlt.

Ich habe mich nie irgendwo eingeschlossen, wenn ich sauer war. Mein Zimmer hatte keinen Schlüssel, aber meine Eltern haben meine Privatsphäre respektiert und sind nicht einfach so hinein gekommen. So hatte ich dann schon mein Zimmer als Rückzugsort, wenn ich mal alleine sein wollte. Im Badezimmer hätte ich es nicht so wirklich toll gefunden. Sicher kann man da abschließen, aber es ist einfach nicht unbedingt ein Raum, in dem ich mich gerne stundenlang schmollend aufhalten würde.