Kind mit auf die Intensivstation nehmen?

Ich denke hier besteht Aufklärungsbedarf und zwar ganz gewaltig! Wie kommt ihr darauf, dass das an einem Alter festmacht ist auf jeder Intensivstation? Diese gibt es aus unterschiedlichen Abteilungen und je nach dem gelten dort Altersbeschränkungen oder eben gar keine. Auf einer Palliativ Intensiv macht es auch keinen Sinn, die Kinder auszuschließen nur wegen dem Alter da sie sich dort in der Regel von den Großeltern verabschieden, da es eine Station ist auf die man zum sterben kommt. Schließt man die Kinder aus, dann verabschieden sich diese nicht von den Großeltern und die Großeltern können ihre Enkel auch nicht mehr sehen?

Vollkommener Blödsinn mit der Altersfreigabe, so etwas ist alleine Sache der Klinikleitung. Teilweise steht dort 12 Jahre dran, andere haben 16 Jahre dran stehen und bei anderen ist das eigene Ermessen der Eltern ob sie die Kinder mitnehmen oder nicht. Lediglich bei Patienten mit Infekten und Ansteckenden Sachen sind Kinder generell ausgeschlossen, hat aber mit der Intensivstation an sich wenig zu tun, da das auch üblich auf der normalen Station ist. Einfach weil deren Immunsystem noch anders ist als das eines Erwachsenen und noch nicht entwickelt.

Als mein Sohn 3 Wochen alt war, hatte die Großmutter meines Partners einen blutigen Hirninfarkt. Folglich lag sie auf der Intensivstation und sie hatte ihn vorher noch nie gesehen. Es sah auch so aus, als wenn sie das nicht überlebt und somit habe ich das Neugeborene jeden Tag mehrere Stunden mit auf die Intensivstation gebracht und dort war mein Sohn willkommen!

Nicht nur bei der Großmutter sondern auch bei allen weiteren Patienten und Angehörigen die das mitbekommen haben und in jeder Ecke hat man von den wachen Patienten gesehen wie sehr sie sich darüber gefreut haben, auch wenn sie mit mir und dem Kind nichts zu tun hatten. Gleiches halt auch für ältere Kinder die dort mit dabei waren um ihre Angehörigen zu besuchen. Auch hinterher auf der weiteren Intensivstation zur Überwachung waren Kinder gerne gesehen, da sie den Heilungsprozess begünstigt haben der alten Leute die dort lagen oder es eben Zeit war zum Abschied nehmen.

Am einem Alter kann man es gar nicht festmachen. Manche Kinder sind reifer und erwachsener mit 10 Jahren und andere hätten dort nicht einmal mit 18 Jahren etwas verloren. Von daher sehe ich es alleine im Ermessen der Eltern ob sie das dem Kind zutrauen oder eben nicht und danach entscheiden. Eine starre Vorgabe ist jedenfalls lächerlich und schon seit einigen Jahren ist das bereits im Wandel und die Altersfreigabe ist inzwischen auf vielen Intensivstationen entfallen.

Auch später war mein Kind immer wieder mit im Krankenhaus dort Angehörige oder Freunde besuchen und er hat davon weder ein Trauma noch sonstiges, obwohl er auch im höheren Alter schon auf Intensivstationen stand immer sehr zur Freude von Oma. Denn sie hatte auch keine Lust mehr zum Leben nach dem blutigen Infarkt und nichts ging mehr, kein Sprechen, kein Laufen, kein Reden. Alles musste neu gelernt werden und das mit 87 Jahren ist schon sportlich. Weil ihr Urenkel aber so oft da war, hat sie wieder einen Grund gehabt sich Mühe zu geben und Lebenswillen gezeigt. Warum dann also nicht wenn die Rahmenbedingungen passen?

Aber noch so am Rande, dass erste mal stand ich mit 4 Jahren auf einer Intensivstation als es mit meinem Vater fast zu Ende gegangen ist. Dann jedes weitere Jahr noch mehrere male. Ich habe davon sicherlich kein Trauma davon getragen, habe auch keine "verstörten" Dinge gesehen nur weil dort ein paar Schläuche waren, Medikamente gegeben worden sind oder auch Leute beatmet im Koma lagen. Durch den frühen und regelmäßigen Kontakt zusammen mit einer entsprechenden Aufklärung sorgt das nicht für das was hier geschildert wird. Das hat man dann eher bei überbehüteten Kindern die fernab von jeder Realität gehalten werden und dann auf einmal auf solch eine Station ohne Vorbereitung gestellt werden um Oma die Hand zu tätscheln.