Dem Kleinkind keine Schuhe anziehen wollen?

Ich habe letztens eine Unterhaltung zwischen drei Müttern mitbekommen, die mich doch sehr verwundert hat: Mutter A hat ein 11-monatiges Kleinkind und geht für einige Stunden pro Woche arbeiten. In der Zeit kümmert sich eine Tagesmutter um die Tochter. Nun hat sie erzählt, dass ihre Tagesmutter möchte, dass die Kleine nun Schuhe mit einer festen Sohle bekommt wenn sie mit ihr raus in die Natur gehen will. Bisher hat sie nur weiche Lederpuschen, die der Tagesmutter aber nicht ausreichen da sie die Verletzungsgefahr damit für zu groß hält.

Mutter A ist dagegen und möchte dass ihre Tochter weiterhin die Lederpuschen trägt. Sie begründet es damit, dass sie noch nicht ohne Hilfe laufen kann und daher richtige Schuhe noch ungesund für die Füße wären. Mutter B empfindet die Forderung der Tagesmutter für übergriffig und stimmt Mutter A zu, keine richtigen Schuhe zu kaufen solange ihr Kind noch nicht laufen kann. Mutter C meinte jedoch, dass es für die kurze Zeit, in der das Kind mit der Tagesmutter draußen ist, schon nicht schaden kann. In der Wohnung würde man die Schuhe ja wieder ausziehen.

Ich selbst habe noch keine Kinder und habe mich daher noch nicht so intensiv damit befasst wann man Kindern Schuhe anziehen darf. Da Mutter A ihre Tochter jedoch dabei hatte, konnte ich sehen dass die Kleine zwar noch nicht selbstständig laufen kann, aber auch nicht mehr nur krabbelt. An der Hand kann sie schon halbwegs laufen und sie hält sich zum Beispiel an einem Zaun fest und hangelt sich dort entlang oder sie schiebt ihren Kinderwagen mit Hilfe ihrer Mutter vor sich her.

Meiner Beobachtung nach finde ich die Forderung der Tagesmutter dann schon berechtigt, da das Kind ja doch schon ihre Füße benutzt. Ich kann mir zwar vorstellen, dass feste Sohlen für die Entwicklung der kleinen Kinderfüße noch nicht so gut sind, aber bevor es in einen rostigen Nagel tritt, würde ich für die 1-2 Stunden draußen lieber auf Nummer sicher gehen und meinem Kind richtige Schuhe anziehen. Es gibt doch sicherlich auch welche, die nicht so steif sind. Wie seht ihr das?

Die Mutter hat dabei vollkommen recht. Solange ein Kind noch nicht in der Lage ist frei zu laufen, sprich ohne Festhalten an einem Gegenstand oder an der Hand, ist es für Schuhe mit einer festen Sohle noch zu früh. Das Kind muss erst einmal zurecht kommen mit dem Gefühl der Füße beim laufen und auch die Stellung der Zehen und allem weiteren begreifen. Mit einer starren Sohle funktioniert das nicht und die Kinder laufen deutlich später oder schlechter, wenn sie zu früh solche Schuhe an die Füße bekommen.

Ich kann auch das Problem der Tagesmutter nicht verstehen. Denn auch mit dünnen Schuhen kann man ohne Probleme nach draußen gehen und das Kind in der Natur krabbeln oder aufstehen lassen. Das überall rostige Nägel liegen sollen ist doch weit an den Haaren hergezogen und selbst wenn das der Fall sein sollte, dann gehen die durch eine übliche Sohle ebenfalls durch bei einem direkten drauf treten. Denn man wird dem Kind wohl keine S3 Sicherheitsstiefel anziehen, wo das Paar direkt 2 Kilogramm wiegt nur damit das verhindert werden kann.

Egal welche starre Sohle du nimmst, für ein Kind welches gerade erst dabei ist zu laufen ist das ganze wie schwere Skischuhe die man direkt an die Füße gebunden bekommt. Leg du damit mal los, wenn ich dir von heute auf morgen S3 Sicherheitsstiefel an die Füße schnalle und versuche dann mal damit zu laufen. Die meisten sind nach wenigen Schritten so kaputt, dass sie nicht mehr können und nicht mehr wollen als Erwachsener.

Für ein Kind ist das um einiges schwerer, da es diesen Bewegungsablauf noch nicht einmal verinnerlicht und gelernt hat. Daher sollten Kinder auch so lange es geht ohne Schuhe unterwegs sein und auch in der Wohnung sind Anti Rutsch Socken besser als Schuhe, selbst wenn es Krabbelschuhe mit weichem Leder sind. Die einzige Ausnahme dabei bilden die Barfußschuhe, aber die wenigsten Eltern kennen das überhaupt oder sind bereit die 100 Euro auszugeben, da die Schuhe ohnehin nicht lange passen.

Mein Kind hatte in der Wohnung nie Schuhe an und war auch oftmals draußen ohne Schuhe unterwegs. Mit 10 Monaten konnte er bereits komplett frei laufen und die ersten Schuhe hat er auch in diesem dreh bekommen, waren ebenfalls Barfußschuhe. Wirklich mit festen Sohlen wie es an Winterstiefeln, Sportschuhen usw. dran ist habe ich erst angefangen als hier der erste Schnee gelegen hat, da war er etwa 14 Monate alt und ist bereits 6 Monate frei gelaufen. Dennoch hat es mehrere Tage gedauert, bis er mit diesen Schuhen zurecht gekommen ist. Vorher ist er immer hingefallen, umgeknickt oder über die eigenen Füße gestolpert, da er sie nicht hoch genug gehoben hat beim laufen. Auch solch einen Kinderschuh empfindet man als nicht schwer, aber in Relation für das Verständnis eines Erwachsenen entspricht das einem stabilen Wanderstiefel mit ca. 1,2 Kilogramm pro Schuh.

Wenn das Kind wirklich noch nicht richtig selber laufen kann ohne sich festzuhalten ist es wichtig noch keine richtigen Schuhe zu tragen und da kann ich die Tagesmutter auch beim besten Willen nicht verstehen. Wie soll das Kind denn ein Gefühl für das Laufen bekommen, wenn es dauerhaft Schuhe tragen muss? Es ist besser das erst mal so zu lassen, wie die Mutter das macht, auch wenn es der Tagesmutter nicht passt.