Kinder nicht mögen, aber beruflich mit ihnen arbeiten?

vom 14.09.2016, 02:11 Uhr

Von meiner Schwester die Freundin macht derzeit eine Ausbildung. Sie arbeitet mit Kindern zusammen und das offenbar auch recht gut. Gleichwohl kann sie Kinder nicht leiden und möchte eigentlich auch keine Kinder. Sie sagt immer, eigene Kinder zu haben ist etwas ganz anderes, weil man diese nicht wie auf der Arbeit einfach abschieben und hinter sich lassen kann. Dieses Argument leuchtet mir irgendwie ein.

Nun arbeitet sie in einem Kinderhort, wo viele Kleinkinder zu finden sind. Auch viele ausländische Kinder, die oftmals nicht willens sind, ihrer Aussage nach, Deutsch zu sprechen. Vor allem dann nicht, wenn sie Kids mit dabei haben, die aus der Heimat kommen. Dann reden die Kids auf ihren Landessprachen, die Deutschen fühlen sich ausgegrenzt und mehr. Das nervt sie jetzt mittlerweile auch an.

Ich frage mich im allgemeinen, ob jemand der Kinder hasst, der kein Verständnis für die Kommunikation von Kindern in ihrer Landessprache haben, Kinder nicht mag, sie keine Kinder haben möchte usw. eine gute Kindererzieherin im Heim & Horten sein kann? Ist das nicht irgendwie ein Widerspruch in sich, wenn mit Kindern gearbeitet wird, obwohl sie von Kids genervt ist?

Was denkt ihr, ist der Beruf wirklich die richtige Entscheidung, wenn Kinder ungeliebt und nicht wichtig für sie sind? Kann sie da ihren Job überhaupt richtig ausüben oder ist das nur eine Farce?

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» Kätzchen14 » Beiträge: 6121 » Talkpoints: 1,40 » Auszeichnung für 6000 Beiträge



Du weißt ja nicht, ob das schon immer so war oder sich erst so entwickelt hat. Eine Bekannte von mir liebte Kinder und wurde Erzieherin. Seit der Ausbildung sind schon mehrere Jahre vergangen und sie tobt und spielt mit den Kindern herum. Man merkt ihr von außen gar nicht an, wie sie wirklich empfindet und sie wirkt sehr kinderlieb und immer freundlich.

Sie outete sich jedoch, dass sich ihre Einstellung zum Thema Kinder geändert hätte. Mittlerweile würde sie Kinder "hassen" und wäre froh, dass sie keine hätte. Aus diesem Grund hat sie ihren ursprünglichen Kinderwunsch auch begraben, wer weiß ob sich das noch ändern wird.

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» Täubchen » Beiträge: 33305 » Talkpoints: -1,02 » Auszeichnung für 33000 Beiträge


Wieso sollte man seinen Job nicht gut machen nur weil man das eine oder andere nicht mag? Ich bin auch nicht der Mensch der auf Körperkontakt steht und dennoch habe ich viele Jahre im Rettungsdienst gearbeitet, wo man anderen Menschen doch sehr nah kommt und teilweise auch direkt auf ihnen sitzt. Dennoch habe ich meinen Job gut gemacht und kann schon sagen, dass ich eine hochwertige Ausbildung mit enormen Fachwissen vorweisen kann welches auch zur Anwendung gekommen ist. Und das obwohl ich es hasse, wenn ich fremden Menschen so nahe kommen muss.

Das eine hat mit dem anderen nicht wirklich etwas zu tun, sondern eher damit, wie gut man sich kontrollieren kann. Nur weil man keine Kinder mag und sie "hasst" muss man es den Kindern doch nicht zeigen und sie spüren lassen. Viele setzen doch in ihrem Job eine Maske auf, da ist man der harte Banker, der Chef der ohne mit der Wimper zu zucken die Mitarbeiter mit 5 Kindern feuert usw. aber Privat sind die meisten Menschen doch anders und haben eine andere Sichtweise. Von daher muss man das berufliche und private doch sehr stark trennen, genauso wie die Arbeiten an sich und die Leidenschaft und Abneigung für bestimmte Dinge.

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» Sorae » Beiträge: 19435 » Talkpoints: 1,29 » Auszeichnung für 19000 Beiträge



Wenn man sich nicht anmerken lässt, dass man die Zielgruppe hasst, mit der man im Job gezwungen ist umzugehen, kann man bestimmt dennoch seine Arbeit gut und professionell erledigen. Ich würde sogar behaupten, dass eine gewisse Distanz auch und gerade in Sozialberufen nicht immer schlecht ist, weil man so vielleicht nicht so rasch "ausbrennt" und es auch schafft, die Arbeit nicht mit nach Hause zu nehmen.

Ich sehe es daher als völlig nachvollziehbar an, dass jemand beispielsweise zwar mit Kindern arbeitet, aber keine eigenen Kinder möchte. Oder von mir aus auch mit Tieren, das finde ich ganz vergleichbar. Ich denke auch, dass die betreuten Kinder auch ganz gut damit klar kommen, dass man sich zwar um sie kümmert und einen strukturierten und kindgerechten Tagesablauf bietet, aber sie nicht gerade liebt, als wären es die Eigenen. Das fände ich generell ein bisschen viel verlangt - wozu hat man denn Familie?

Umgekehrt könnte ich mir aber vorstellen, dass es ungleich anstrengender ist, einen Beruf zu ergreifen, der schwerpunktmäßig Tätigkeiten umfasst, die einem zuwider sind. Natürlich kann man sich zusammen reißen und sich auf den Job konzentrieren, und natürlich hat auch der tollste Job unattraktive Seiten, aber ich stelle es mir schrecklich stressig vor, tagaus, tagein umgeben von Menschen/Tieren/Dingen arbeiten zu müssen, die mich entsetzlich nerven. Egal ob Erwachsene, Kinder, Tiere oder Bücher, so ein Berufsleben tut doch nicht not!

Ich kann beispielsweise mit Kindern auch nicht viel anfangen, während eine Bekannte von mir in geselliger Runde sofort alle Erwachsenen ignoriert und KiTa-Lieder anstimmt, sobald ein Kind am Horizont erscheint. Diese Frau ist auch folgerichtig Erzieherin geworden, während ich fern von der Jugend im Büro sitze. Wäre es umgekehrt, wären wir beide bestimmt mehr gestresst, wenn nicht gar unglücklich im Job. Und das muss man sich heutzutage wirklich nicht dauerhaft antun.

» Gerbera » Beiträge: 11332 » Talkpoints: 52,90 » Auszeichnung für 11000 Beiträge



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