Kompromissbereitschaft sinkt mit langem Singledasein
Ich bin jetzt seit fast genau einem Jahr Single und habe festgestellt, dass es immer schwieriger wird, einen "geeigneten" oder entsprechenden Partner zu finden. Warum das so ist, weiß ich nicht, sicher liegt es bei mir daran, dass ich selten weggehe. Ich bin zwar auf Single-Börsen angemeldet, aber die kann man ja auch vergessen, weil da sehr viele gestörte Leute unterwegs sind.
Was mir aber aufgefallen ist, ist die Tatsache, dass ich nun, wo ich so lange alleine bin, mehr in mich hinein höre und genau weiß, was ich will und vor allem, was nicht. Wo ich früher immer mit jemandem zusammengekommen bin, um nicht alleine zu sein, sage ich mir heute, dass ich das nicht brauche, denn ich komme sehr gut alleine klar. Sicherlich fehlt einem auch mal die Schulter zum Anlehnen, aber das ist ja auch menschlich. Im großen und ganzen aber stehe ich im Leben, habe meinen Job, meine Wohnung und mein Auskommen, so dass ich zufrieden und irgendwie auch "angekommen" bin.
Ich denke, da liegt vielleicht auch das Problem, man macht weniger Kompromisse, bzw. die Bereitschaft, Kompromisse zu schließen, sinkt mit der Dauer des Single-Daseins immer mehr. Habt Ihr auch den Eindruck, dass es so ist oder redet man sich da auch etwas ein? Oder wird man wirklich komisch, umso länger man alleine ist?
Man wird sicherlich nicht komisch - aber man ist in der Tat weniger zu Kompromissen bereit. Schlicht aus dem Grund, dass man es nicht muss.
Meiner Meinung nach gehen viele Kompromisse ein, weil sie nicht allein sein möchten oder auch dringend eine Familie gründen möchten. Einige verlieren sich aber sicherlich auch selbst dabei, da sie zuviele Kompromisse eingehen oder sich für ihren Wunsch von einer Familie aufgeben.
Da ist es eher positiv, wenn man unabhängiger ist - man ist nicht auf jemand anderes angewiesen und wenn es sich ergibt und der Funke von beiden Seiten überspringt, dann ist man auch bereit gewisse Kompromisse einzugehen. Man muss sich aber auch nicht alles gefallen fallen, da man sich daran gewöhnt hat unabhängig zu sein, sein eigenes Einkommen hat,etc.
Ich glaube nicht, dass die Kompromissbereitschaft mit der Single-Dauer zusammenhängt, sondern dass sie von Mensch zu Mensch einfach variiert. Ich hatte schon bei meiner jetzigen Beziehung hohe Ansprüche, das ist aber meine erste, die ich mit 20 Jahren eingegangen bin. Ich hatte vorher nie einen Freund, wahrscheinlich auch wegen der hohen Ansprüche.
Ich sehe es nur so, dass ich mich nicht mit Männern abgebe, bei denen ich schon vor der Beziehung weiß, dass sie nicht für ewig halten wird. Und wenn ich das schon weiß, dann brauche ich auch keine Zeit, Nerven und Geld zu investieren. Mir hat aber auch vorher nichts gefehlt.
Ich finde es überhaupt nicht lange, wenn jemand gerade einmal seit einem Jahr solo ist. Das ist für mich ein ganz normaler Zeitraum. Zum einen braucht man nach einer gescheiterten Beziehung, sofern es sich um eine ernsthafte Beziehung und nicht um eine belanglose Geschichte nebenher gehandelt hat, doch oft einfach etwas Zeit, um die Trennung zu verarbeiten. Darüber hinaus trifft man ja auch nicht ständig neue Leute, mit denen man sich eine Beziehung vorstellen kann. Ich bin allerdings auch niemand, der dauernd jemanden haben muss, um bloß nicht alleine zu sein.
Meine Kompromissbereitschaft in Bezug auf Beziehungen ist recht gering. Es gibt sehr viele Faktoren, die eine Beziehung für mich schon direkt zu Beginn ausschließen würden und ich bin da auch nicht bereit, mich auf Kompromisse einzulassen, die am Ende niemandem nützen, sondern nur künstlich eine Beziehungskonstellation konstruieren, die nicht meinem Ideal entspricht. Hinzu kommt, dass ich sehr gerne Single bin und mir da auch überhaupt nichts fehlt. Derzeit bahnt sich zwar wieder etwas an, aber ich habe nicht danach gesucht und fände es auch albern, das zu tun. Wenn sich diese Verbindung nicht von alleine ergeben hätte, wäre ich eben weiterhin alleine, ohne dass ich das schlechter fände.
Ich bin übrigens grundsätzlich nicht so kompromissbereit, ganz unabhängig davon, ob ich seit einem halben Jahr oder seit zwei Jahren Single bin. Ich könnte mir aber durchaus vorstellen, dass manche Leute zu immer weniger Kompromissen bereit sind, je länger sie solo sind. Andererseits könnte ich mir aber auch vorstellen, dass es welche gibt, die nach mehreren Jahren als Single gerade besonders kompromissbereit werden, einfach um nicht länger alleine zu sein und jemanden zu finden, selbst wenn derjenige gar nicht so richtig zu ihnen passt. Solche verzweifelten Individuen gibt es ja durchaus auch.
Ich finde nun auch nicht, dass man bei dir schon von einem langen Singledasein sprechen kann. Ich finde ein Jahr nicht wirklich viel. Gerade dann, wenn man davor mehrere Jahre einen Partner hatte, ist es doch normal, sich nicht direkt überstürzt in die nächste Beziehung stürzen zu wollen. Und dass man einen geeigneten Partner nicht direkt nach einer Woche trifft, ist ja auch klar. Das braucht eben seine Zeit, wobei ein Jahr ja wirklich nicht viel ist.
Ich kann dich aber sonst auch nicht so ganz verstehen. Du schreibst, dass du früher quasi den erstbesten Partner genommen hast, nur um nicht allein sein zu müssen, während das nun anders ist, nachdem du nun schon längere Zeit alleine bist. Ich verstehe allgemein nicht, wie man sich quasi dem erstbesten Typ an den Hals schmeißen kann, nur um eben eine Beziehung zu haben. Ich finde es immer wichtig, dass man abwartet, bis man den richtigen Partner für sich findet und nicht einfach nur deshalb eine Beziehung eingeht, um nicht allein sein zu müssen.
Lieber wäre ich allein, als einen Partner zu haben, mit dem ich nicht so richtig glücklich bin und mit dem ich nur deshalb zusammengekommen bin, um eben nicht allein sein zu müssen. Das kann ich nun wirklich nicht nachvollziehen. Ich finde es aber gut, dass du nun anders darüber denkst und eben schaust, dass jemand zu dir passt, bevor du eine Beziehung mit ihm eingehst.
Ich finde aber nicht, dass das unbedingt etwas mit der Dauer des Singledaseins zu tun hat. Zu dieser Erkenntnis sollte doch früher oder später jeder kommen. Man kann doch auch allein glücklich sein und braucht nicht zwangsläufig einen Partner dafür. Natürlich ist das Leben zu zweit schön und natürlich wünscht sich jeder früher oder später mal einen Partner, aber das heißt nicht, dass man seine Zeit als Single deshalb nicht auch genießen kann. Als Single kann man doch genauso ein schönes Leben führen und muss nicht zwingend einen Partner haben, der gar nicht so recht zu einem passt.
Wieso sollte das in direktem Zusammenhang stehen? Wenn man wirklich lange Single ist, dann sinken doch auch die Ansprüche weil man einfach nicht mehr alleine sein möchte. Gerade wer krampfhaft auf der Suche nach einem Partner ist, der geht doch dann wesentlich mehr Kompromisse ein nur damit er wieder jemanden an seiner Seite hat. Nach einem Jahr kann man davon aber nicht wirklich sprechen, da fangen wir mal bei 5-10 Jahren an mit der Tendenz nach oben.
Aber ob es soweit kommt ist auch eine Frage des eigenen Charakters und dessen was man möchte. Möchte man einfach nur einen Partner damit man nicht mehr alleine ist, dann geht man mehr Kompromisse ein. Braucht man einen Partner nicht zu seinem Glück, dann setzt man das ganze von den eigenen Erwartungen doch nicht herab sondern wartet darauf, dass sich jemand findet der auch all die Eigenschaften verkörpert. Ich habe lieber jemanden der auch das mitbringt was ich möchte als das ich mir den erstbesten schnappe nur damit ich nicht alleine bin, aber dennoch nicht glücklich.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Kompromissbreitschaft aufgrund eines langen Singledaseins weiter abnimmt. Ich denke Mal, dass man schon von Hause aus wenig zu Kompromissen neigt und deswegen sicherlich auch die entsprechende Haltung vorzufinden ist. Kann mir weniger vorstellen, dass dies absolut etwas mit dem Singleleben an sich zu tun hat oder die Dauer, in der man Single ist.
Eine Kompromissbereitschaft wächst ja nicht, wenn man Single ist an. Sie war unter Umständen vorher nicht da oder hat sich aufgrund von Erfahrungen entwickelt. Da ändert das Singlesein nichts. Das einzige, was sich da ändert ist, dass man lernt alleine klar zu kommen, nicht zwangsläufig einen Partner benötigt, um glücklich zu sein, aber eine ausgesprochen niedrige Kompromissbereitschaft entsteht da eigentlich nicht.
Das ist natürlich auch eine Frage von Charakter und Einstellung der Menschen gegenüber. Deswegen kann die Kompromissbreitschaft auch unterschiedlich hoch oder niedrig sein. Das hat für mich aber nichts damit zu tun, ob man lange Single ist. Dann könnte ja im Gegenzug gesagt werden, dass Menschen, die in langen Beziehungen stecken, ebenfalls eine neue Kompromissbereitschaft erlangen würden, aber ob dem wirklich so ist?
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