Kind als persönliches Eigentum ansehen?
Ich habe in den Medien von einem ziemlich krassen Fall gehört. Da hatte ein Elternpaar über Jahre hinweg Bilder der Tochter auf Facebook veröffentlicht, wobei teilweise auch sehr intime und persönliche Bilder vorhanden waren. Zum Teil war das Kind auch komplett nackt am Strand fotografiert und veröffentlicht worden, was der Tochter logischerweise nicht so gefiel. Sie hat dann den Vater auch wiederholt darum gebeten, die Bilder aus dem Internet zu entfernen, wobei dieser sich aber nicht darauf einlassen wollte.
Während sie auf ihre Persönlichkeitsrechte beharrte, soll wohl der Vater gesagt haben, dass sie sein Kind sei und damit sein Eigentum und dass er eben machen könnte was er wollte. Letztendlich ist sie vor Gericht gezogen und hat ihn auf Unterlassung verklagt, was ich schon ziemlich traurig finde.
Ich käme gar nicht erst auf die Idee, (m)ein Kind als persönliches Eigentum anzusehen. Schließlich hat das Kind doch eigene Interesse, Rechte und Bedürfnisse. In meinen Augen sind das schlechte Eltern, wenn sie ihre eigenen Bedürfnisse über die Wünsche des Kindes stellen, gerade in diesem Fall. Denn das Internet vergisst nicht. Könnt ihr die Reaktion des Vaters nachvollziehen? Könnt ihr verstehen, dass manche Eltern ihr Kind als persönliches Eigentum ansehen, egal wie groß und erwachsen es schon geworden ist?
Es ist sicher für manche Eltern schwierig zu unterscheiden, wie sehr sie über ihr Kind bestimmen dürfen. Ab einem gewissen Alter, hat das Kind ja auch eigene Rechte. Allerdings kann ich den Vater gar nicht verstehen und würde niemals solche Bilder von meinem Kind irgendwo ins Internet stellen.
Manchen Eltern wird es auch schwer fallen, ihr Kind mal los und gehen zu lassen, wenn es alt genug ist. Aber das Kind als persönliches Eigentum anzusehen, geht für mich gar nicht. Ich kann gut verstehen, dass das Kind nachher vor Gericht gegangen ist, damit diese wirklich sehr intimen Bilder aus dem Internet entfernt werden mussten. Allerdings finde ich es schon traurig, dass dieser Schritt bei den eigenen Eltern überhaupt nötig war.
Ich finde Bilder im Internet von meinem Kind, wenn er angezogen ist und ich die Bilder kontrollieren kann, in Ordnung. Was aber nicht heißt, dass ich solche Bilder auf einer Internetseite lassen würde, wenn mein Kind das nicht wollen würde.
Momentan poste ich ab und zu mal Bilder von meinem Kleinen und ich finde da auch nichts bei, aber ich würde später solche Bilder nicht mehr veröffentlichen, wenn mein Kind das nicht will. Mein persönliches Eigentum ist er damit natürlich nicht, aber ich kann in gewisser Weise nun schon noch für ihn mit entscheiden, weil er das ja noch nicht kann.
Wenn das Kind aber ganz klar sagt, dass es das nicht möchte, sollte man es einfach sein lassen und die bisherigen Bilder auch löschen. So ein Kind sollte das ab einem gewissen Alter selber entscheiden können.
Ich glaube Du meinst die Familie aus Österreich oder? Da wo die Eltern zig hunderte Bilder von dem Kind veröffentlicht haben. Teilweise auf dem Pott, am Strand und mehr. Das Kind hat die Eltern mit 18 darum gebeten, diese zu entfernen und darauf wurde nicht reagiert. Deswegen gab es jetzt wohl die Anzeige.
Gestern in den Nachrichten meinten dann Frauen, dass sie das Kind peinlich finden, wie man bitte seine Eltern anzeigen könnte. Doch einige scheinen hier zu vergessen, das ab 18 Jahren die rechtliche Lage im Bezug auf Bilder im Web der Kinder anders aussieht. Auch in Österreich. Ab nun beginnt der Punkt, wo das Recht auf das eigene Bild im Raume steht und gegen dieses geltende Recht wird verstoßen, wenn der Aufforderung des Kindes nicht nachgekommen wird.
Hinzu kommt, dass man auch nicht will, dass Fremde mich verlinken usw. Ich entscheide also selber, was Sache ist. Da das Kind vor 18 diese Chance leider rechtlich nicht bekommt und viele Eltern das ausnutzen, ist es Zeit, dass sie mit 18 genau das tun, was dieses Mädel jetzt macht. Meine Bilder, meine Persönlichkeitsrechte und mein Recht das anzuzeigen, wenn nicht reagiert wird.
Ich kenne jedoch sehr viele Eltern, die glauben, ich habe das Kind gemacht, also ist es mein "Eigentum". Das fängt an von, ich schlage mein Kind, wann ich es für richtig halte. Ich entscheide, was mein Kind beruflich macht, welche Schule es nicht besucht, welche Freunde es haben darf usw.
Ich habe ja mal hauptberuflich in der Sozialpädagogik meinen Ursprung gehabt. Eigentlich nur als Streetworkerin, aber auch hier bin ich natürlich weit rum gekommen. Man kann sich gar nicht vorstellen, was es für asoziale Eltern gibt, die glauben, ein Kind gehöre ihnen und sie entscheiden alles. Manchmal geht das sogar über das achtzehnte Lebensjahr hinaus!
Ich finde es einfach traurig, dass die Kinder so vermarktet werden von der heutigen Generation Eltern. Angezogen oder auch nicht, ein Kind wenn es zu klein ist hat keine Ahnung davon aber dennoch ein Recht am eigenen Bild. Sprich es liegt keine Ausdrückliche Zustimmung vom Kind vor, dass das Bild auch veröffentlicht werden darf und somit ist es einfach zu unterlassen.
Auch wenn hier manche der Auffassung sind, dass man es doch dann einfach löschen kann wenn das Kind mit 14 Jahren sagt es mag das nicht haben so sind die Bilder dennoch weiterhin im Netz vertreten. Es reicht vollkommen aus, dass ein Bild öffentlich einmal hochgeladen worden ist und schon landet es in jedem Backup der Seiten. Wird ein Bild gelöscht, dann werden jedoch nicht die Backups ersetzt sondern nur die aktuelle Version bearbeitet. Ganz einfach kann man die vergangenen Seiten nach wie vor erreichen und sieht dann auch alles schön mit Bildern.
Aber das ist halt die Generation Social Media von Eltern, die noch nicht so lange damit das Problem haben. Inzwischen muss doch jeder Furz geteilt werden, alles was man isst und vom Kind auch jeder Schritt. Später ist das Geschrei dann groß, wenn diese Bilder auch für andere Zwecke missbraucht werden und die Runde machen. Denn das eigene Löschen bringt gar nichts, sobald einer das Bild herunter geladen hat, kann man es gar nicht mehr kontrollieren wo das ganze alles landet.
Aus diesem Grund gibt es von meinem Kind nicht ein einziges Bild im Internet. Wenn ich das ganze Freunden und Familie mitteilen möchte, dann verschicke ich das klassisch per Mailanhang oder die Personen sollen ihren Hintern bewegen und her kommen. Ich wüsste nicht wieso ich mein Kind in der Öffentlichkeit auf Facebook und Co vermarkten sollte. Alleine wenn man sich einmal Gedanken darum macht wie Facebook sich finanziert und das mehr Leute verstehen würden, dann wären doch einige umsichtiger mit ihren eigenen Daten, Bildern und anderen Dingen die dort veröffentlicht werden.
Ich würde mir doch eine härtere Regelung hier wünschen wie in Frankreich, wo das ganze direkt einmal 45.000 Euro Strafe kostet wenn die Bilder veröffentlicht werden ohne die Zustimmung der Kinder. Ebenfalls würde ich mir eine stärkere Kontrolle wünschen, dass keiner der Eltern ohne die Zustimmung des Kindes Bilder veröffentlichen darf, auch wenn sie schon ganz klein sind. Dann muss man einfach warten bis das Kind 14 Jahre alt ist und dazu etwas sagen kann. Was ansonsten getrieben wird mit der Eigentumsvermarktung Kind ist einfach nur widerlich, denn etwas anderes ist es doch nicht wenn neben dem Bild vom Mittagessen noch das Bild vom Kind auf der eigenen Seite prangert.
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